Was ist „das Wort Gottes“?

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“

So beschreibt der Evangelist Johannes das Wort Gottes und so stellen wir uns das auch vor: groß, mächtig, gewaltig. Das Wort Gottes ist niemand Geringeres als der Messias selbst. Es steht in den Evangelien, in der Bibel, es wird feierlich und voller Ehrfurcht in Gottesdiensten vorgelesen.

Das Wort Gottes kommt von Gott und nur Gott erschafft eine ganze Welt nur durch sein Wort!

Ja und nein.

Worte erschaffen auch meine Welt, täglich. Und es sind Worte, die ich denke und ausspreche. Hier, die Worte auf dieser Homepage erschaffen mir eine Welt in seinem Reich, eine Welt, die immer detailreicher wird, in der ich mich zunehmend heimisch fühle. Aber auch eine Welt, die in diese Welt hineinragt, indem die Worte auf mich einwirken und mich verändern. Einfach, indem ich spreche, entstehen Dinge in mir und um mich, die vorher nicht da waren.

Das Wort ist mächtig! Wir erschaffen und zerstören mit Worten.

Und wenn Gott der Schöpfer ist, dann sind Worte, die erschaffen Gottes Wort, egal, von wem sie gesprochen werden. Und Worte, die zerstören? Du kannst dir selbst denken, wo die herkommen.

Wenn wir uns die Welt in ihrem aktuellen Zustand ansehen, haben wir zu oft die falschen Worte gedacht und ausgesprochen und zu viele der richtigen verschwiegen. Es tobt in dieser Welt ein Kampf zwischen dem Licht und der Finsternis! Und wir neigen immer noch mehr zur Finsternis, denn zum Licht.

„Am Anfang war die Welt wüst und leer. Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht.“

Gott sprach nicht: „Mann, ist das dunkel hier.“

Es geht hier nicht um die Erschaffung des Lichts. Gott spricht nicht aus, was offensichtlich ist, er spricht aus, was er haben möchte. Er spricht aus, was noch nicht zu sehen ist. Er spricht über den Weg, den es zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht gibt. Auch an den Folgetagen: Wasser und Land, Pflanzen und Tiere. Er stellt sich zunächst sehr genau vor, was da sein soll und dann spricht er aus, was er haben will. Und es geschieht.

Am Anfang steht in der Tat das Wort, das Wort, das sich über das hinwegsetzt, was schon ist. Der erste Schritt ist damit derjenige, der uns von dem Punkt wegführt, an dem wir uns befinden. Und es ist uns in der Regel ziemlich klar, von wo wir wegwollen. Wir wagen nur nicht, es offen auszusprechen. Wo anders sein zu wollen, wäre ja realitätsfremd; wer wird schon gerne Träumer gescholten?

Jesus träumt.

In einer Welt, niedergeworfen von den Römern, in der jene gut leben, die sich mit den Besatzern arrangiert haben und die eigenen Leute ausbeuten, spricht er von Sanftmut, von Güte, von einem Leben im Überfluss, von Nächsten-, ja sogar von Feindesliebe. Er geht zu den Zöllnern, er reicht den Ausgestoßenen die Hand und holt sie in die Gemeinschaft. Einer kranken Welt verspricht er Heilung. Er spricht von dem, er verkündet das, was nicht da ist. Wie der Vater spricht er – umgeben von Finsternis – vom Licht.

Und er verspricht uns, dass wir noch mehr tun werden, als er getan hat. Wir, die kleinen, unbedeutenden Geschöpfe eines großen, allmächtigen Gottes. Wie kann das sein?

Wir müssen hinhören, richtig hinhören!

Ja, Gott spricht die ganze Schöpfungsgeschichte über, was sein soll und es geschieht. Er macht eine Ausnahme: Beim Menschen legt er selbst Hand an. Wir stürzen uns gerne auf den Punkt, dass er den Menschen aus einem Häufchen Dreck geformt hat. Aus Staub bist du und zu Staub wirst du. Wir übersehen dabei das Wesentliche. Wir kommen aus seinem Wort „Lasst uns Menschen machen“ und aus seiner Hand.

Er lehrt uns unsere Sonderrolle gleich in den ersten Kapiteln, wenn er Adam den Auftrag gibt, den Dingen Namen zu geben. Er gibt uns das Wort. Wir sprechen in seinem Namen. Dinge geschehen, weil wir sie aussprechen, und Dinge entwickeln sich, weil wir, genau wie er, Hand anlegen. Wir betrachten den Spruch „Im Schweiße seines Angesichts soll er sein Brot erwerben“ als Strafe für die Sünde, doch es ist kein Fluch Gottes. Wir wollten mehr wie Gott sein, er hat uns den Wunsch erfüllt. So wie er Hand an uns legte, liegt auch Macht in unseren Händen. Wir erschaffen mit Worten und Händen. Aber das Wort ist immer der Anfang.

Der Fluch ist, dass wir ebenso mit Worten und Händen zerstören. Der Fluch kommt aber nicht von Gott, der kommt aus unserer Entscheidung für die Finsternis.

Wir sehen die Finsternis und sagen: „Mann, ist das dunkel hier. Warum ist das so finster hier?“

Wir sehen die Finsternis und wagen nicht, vom Licht zu reden. Wir reden über das, was ist. Wir stellen uns vor, was schon ist. Wir planen, was wir nicht haben wollen. Wir sprechen die Worte der Welt der Finsternis. Wir handeln nach den Worten der Welt der Finsternis. In der Finsternis erschaffen wir mehr Finsternis.

Folgerichtig hat Jesus auch nicht das Zepter der Macht ergriffen, als alle es erwartet haben. Er lieferte sich selbst aus und ließ sich ans Kreuz schlagen. Ich muss erhöht werden, um alle an mich zu ziehen, soll er gesagt haben. Er meinte, wir müssen an ihm exemplarisch sehen, was unser Denken und Tun bewirkt. Wie unser Denken und Tun Finsternis erschafft und festhält. Mitten am Tag kam eine große Finsternis über Jerusalem, als er am Kreuz hing. Finsternis, das sichtbare Zeichen unserer Sünde, unseres Denken und Tuns.

Lasst uns endlich Licht sein!

Lasst uns Wort Gottes sein!

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