Bei einer Weihnachtsfeier wurde mir bewusst, dass es an der Zeit ist auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Eine inzwischen wirklich gute Freundin bemerkte gestern bei ihrem Rückblick, dass diese Adventszeit – obwohl wir auf die Ankunft des Lichts warten – im Moment auch viel Finsternis bringe und da fiel mir auf, dass auch bei mir seit dem Adventsfest der 100.000 Lichter ohne Vorankündigung und in äußerlich fröhlichen, lichten Situationen einige Schatten über meine Seele zogen, die mich regelrecht aus der Fassung brachten. Während sie sicherlich ganz konkrete Dinge im Blick hatte, kann ich die bei mir aufflackernde Finsternis im Advent nicht erklären. Aber die tiefe Traurigkeit in fröhlichen Momenten ist mir dieses Jahr Realität.
Der Rückblick:
Gleich der Beginn des Jahres war ein Zeitpunkt der Freude – es war der Moment, an dem mich mein himmlischer Papa mit einigen fiesen, aber willkommenen Tricks, zurück in meine Gemeinde brachte – wieder daheim in der Familie. Danke, Papa, für die von dir gestiftete Familie und danke für deine sichere Führung zurück.
Es gab etliche Begegnungen mit einem anderen deiner Kinder, einem aus der Gruppe, die sich deine Zeugen nennen. Zuletzt versuchte er mir deine Zusagen bezüglich der kommenden Welt zu erklären und wir diskutierten darüber, ob es notwendig oder sinnvoll ist, wirklich jedes Wort in der Bibel wörtlich auszulegen. Er hat nicht verstanden, dass mir die Details deiner Zusagen nicht wichtig sind, weil ich dich habe und das mehr als genug ist. Er hat nicht verstanden, dass meine Beziehung zu dir nicht rational begründbar ist und auch nicht sein muss, denn wir sind eine Familie und Familien brauchen keine rationale Begründung – Blut ist dicker als Wasser, das genügt und das Blut deines Sohnes allemal. Er erklärt mir, dass du der König und der Richter bist und ich weiß das, aber er versteht nicht, dass sein Gott auch Vater ist, dem er wie ein Kind blind vertrauen kann und den er nur in der kindlichen Liebe zu seinem Papa begreifen kann. Er versteht nicht, dass sein Gott im Sohn älterer Bruder und bester Freund ist, der vor ihm hergeht und ihm die Steine aus dem Weg räumt – das einzige über das wir noch stürzen können ist der eigene Stolz und der eigene Egoismus, weil wir die beiden vor uns hertragen. Er sieht in der Heiligen Schrift ein Verkündigungs- und Regelwerk in dem jedes einzelne Wort heilig und wichtig ist und er hat recht, aber er versteht nicht, dass die Bibel vor allem eine Liebeserklärung Gottes an seine Kinder ist, überbracht - durch viele Schreiber - vom Heiligen Geist. Wenn du ihm was zu Weihnachten schenken möchtest, Papa, schenke ihm Verstehen.
An Pfingsten durfte ich mich das erste Mal nützlich machen in der neuen Familie – was habe ich mich gefreut. Das war fast so schön, wie die unerwartete Begegnung mit dir am Pfingsten davor. Und ich hatte das erste Mal mit irdischen Widerständen bei der Nachfolge zu tun. Mein Körper versagte, ich konnte nur unter Schmerzen gehen und stehen. So musste ich mir meinen Dienst erkämpfen, aber mit deiner Hilfe und einer handvoll Schmerztabletten habe ich gewonnen. Danach waren die Schmerzen einfach weg, man könnte sagen, die Welt hat aufgegeben. Und jetzt kommen langsam immer weitere Möglichkeiten, in diese Familie hineinzuwachsen. Du weißt, dass ich kein Familienmensch bin, aber diese Familie ist von dir und hat auch genau diese Bedeutung für mich. Und natürlich zeigen sich auch schon wieder hie und da irdische Widerstände (überwiegend der gesundheitlichen Art) aber an keiner dieser Möglichkeiten hängt im Moment ein konkreter Termin; Verzögerungen sind daher ärgerlich, aber mehr auch nicht.
Ganz allgemein habe ich den Eindruck, dass der Weg, den ich zu gehen habe - den ich gehen darf -, leichter für mich zu gehen ist, seitdem du die Führung übernommen hast. Objektiv hat sich nichts geändert, aber es fühlt sich komplett anders an. #SubjetiveWunder
Und jetzt sind wir schon im Advent, wir warten auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, und die Traurigkeit gewinnt Form. Ich vermisse dich, Jesus! Ja, ich spüre dich ständig in meiner Nähe, du bist meine Stärke, mein Antrieb und mein Halt. Und doch vermisse ich dich. Ich vermisse, dich vor mir gehen zu sehen, während ich hinter dir herstolpere. Ich vermisse zu sehen, wie du stehen bleibst und dich zu mir umdrehst, wenn ich dich rufe. Ich vermisse, in deine Augen zu sehen, die voll Klarheit und voller Liebe sind. Ich vermisse, deine Stimme zu hören, wenn du mir einen Rat gibst. Ich vermisse, mich an dir, an deiner Hand festzuhalten, wenn der Weg holprig und steil wird. Ich vermisse, mich in den Momenten der Ruhe an dir anzulehnen. Ich vermisse DICH, Jesus! Und während ich dies schreibe, spüre ich, wie diese in den letzten Tagen vertraute Traurigkeit in mir hochsteigt.
Und doch bin ich auch froh, ich bin froh, dass du mich in diesem Jahr gelehrt hast, dich zu vermissen. Es ist vielleicht der größte Zugewinn in meinem Leben. Danke, Jesus, für all die Schwestern und Brüder, die ich durch dich dazu gewonnen habe. Danke dafür, dass sie und dieses Gefühl des Vermissens mich stets daran erinnern, dass du da bist – tief drinnen, in der Stille, im Innehalten, in der Gemeinschaft der Heiligen Familie.
Ich wäre jetzt so gerne bei dir; ich weiß, bei dir ist Friede, ein Friede, den ich auch vermisse, weil die Welt ihn nicht kennt. Du hast aber für mich noch zu tun hier, gemeinsam mit meiner, mit unserer Familie und ich freue mich darauf und ich freue mich darauf, dass du auf dem ganzen Weg bei mir sein wirst, dass du dich umdrehst, wenn ich dich rufe, dass du mich hältst, wenn der Weg holprig und steil wird, dass ich mich bei dir anlehnen kann in den Momenten der Ruhe, dass ich dich sehen kann, wenn ich die Augen schließe und dass ich dich hören kann, wenn ich still werde.
Danke, mein Gott, für dieses Jahr!
PS: Papa, ich wurde dieses Jahr schon bei mehreren Gelegenheiten gefragt, was ich mir von dir wünschen würde. Das ist aus oben genannten Gründen schwer. Ich habe dich, damit habe ich doch alles! Ich habe das Gefühl, mich mit weniger als „Alles“ zufrieden zu geben, wenn ich irgendetwas Konkretes nennen würde. Vielleicht, wenn ich mir was wünschen dürfte, dann würde ich wünschen, lass alle die nach dir suchen (vielleicht suchen sie auch nur nach "irgendwas" und wissen noch gar nicht, dass sie nach dir suchen) und die dafür bereit sind spüren, dass sie schon alles haben, weil sie dich haben. Das ist einfach nichts, was sich über den Verstand erklären ließe, nur übers Herz. Lass es sie spüren, Paps!