Markus 1, 21 – 45 (3. + 4. Januar)

Jesus kommt heim, d.h., er lehrt in der Synagoge von Kapernaum, die hier für alle Gebetshäuser Israels steht, denn jede wäre sein Zuhause. Die Worte, die er spricht, sind stark, nicht zu vergleichen mit dem gewohnten Geplapper der üblichen Prediger. Sie sind so stark, dass sich ein Dämon direkt bedroht fühlt und er Jesus verbal angreift. Der fackelt nicht lang und vertreibt den Dämon aus dem Körper dessen, der ihn all die Jahre mit sich rumgetragen hat.

So funktioniert das Licht der Welt!

Offensichtlich war der besessene Mann seit Jahren ein bekanntes Mitglied der Gemeinde, von allen geschätzt oder doch zumindest beständig ignoriert, und jetzt kommt ein Mann mit Vollmacht, spricht vom Reich Gottes und die Finsternis dreht hohl. Wahrscheinlich war diesem Mann erst zu diesem Zeitpunkt aufgefallen, dass er gar nicht dazu gehört. Er fühlte sich daher stark angegriffen und tat, was jeder normale Mensch tut, er versucht „sein Revier“ zu verteidigen.

Und Jesus?

Er lässt sich auf keine Diskussion ein. Das Licht diskutiert nicht mit der Finsternis, es vertreibt sie!

Es ist genau das, was bis heute passiert, wenn das Wort Gottes plötzlich aufhört ein literarischer Text zu sein und anfängt mit dir zu reden. Plötzlich siehst du die Dämonen, die dich die ganze Zeit beherrscht haben, die dich davon abgehalten haben, der zu sein, zu dem Gott dich gemacht hat. Das ist der erste Schritt. Das Wort hat die Macht, dich von deinen Dämonen zu befreien, du musst nur einen Augenblick still werden und ihm zuhören.

Und die Dabeistehenden?

Sie fragen sich, was das für eine neue Lehre sei, dabei erklärt Jesus ihnen nur, was sie seit Jahrhunderten Jahr für Jahr abbeten oder auch runterleiern. Im Grunde hat Jesus an diesem Tag auch sie entlarvt, denn die Seele, denn Sinn der Verheißung haben sie entweder auf dem Weg vergessen oder sogar niemals gekannt.

So reagiert eine eingefahrene Kirchenorganisation, wenn das Wort plötzlich anfängt zu reden: Sie hält es für eine neue Lehre. Manche Menschen in dieser Organisation werden neugierig und – das wird ja im weiteren Verlauf des Evangeliums noch deutlich werden – wenn genügend Menschen zuhören, wird auch diese Organisation sich angegriffen fühlen und das Wort angreifen, das sie eigentlich einmal verkündigen sollte. Die Organisation wird ihre selbstgemachten Prinzipien über die ihr von Gott zugeteilte Aufgabe stellen.

Jesus hat mit seiner ersten Aktion Aufsehen erregt. Man spricht jetzt über ihn.

Auch die weiteren Verse berichten von Heilungen durch Jesus. Er heilt die Schwiegermutter von Petrus von einem schlimmen Fieber, treibt zahlreiche Dämonen aus und heilt einen Aussätzigen.

Hier sind die drei Formen aufgeführt, wie Menschen angegriffen werden. Fieber steht für alles körperliche Leiden, eben die weltlichen Krankheiten, die uns im täglichen Leben einschränken. Dämonen stehen für unsere inneren Triebe, die uns – ohne dass wir es merken – ablenken von uns selbst. Unsere Dämonen machen uns zu Gefangenen dieser Welt. Der Aussatz ist im Alten Testament ein Bild für die Feindschaft des Menschen mit Gott.

Wenn Jesus alle Krankheiten besiegt hätte, dann hätten wir das doch inzwischen bemerkt, oder?

Und die Sache mit den inneren Trieben? Wir sind Menschen und wir müssen leben. Die meisten inneren Triebe dienen nur der Selbsterhaltung und die ist natürlich.

Gut, dann wäre da noch die Feindschaft mit Gott. Genehmigt!

Ja, solche Bemerkungen zeichnen ein sehr realistisches Bild der aktuellen und jeder zurückliegenden Zeit – vermutlich auch jeder zukünftigen.

Aber wir dürfen natürlich nicht übersehen, dass Jesus hier vom Reich Gottes erzählt, jenem Reich, das mit ihm in die Welt kam und das sich in uns und durch uns ausbreitet. Das Licht vertreibt die Finsternis – das ist ein Prozess und anders als ein Sonnenaufgang kein linearer, denn er ist von jedem einzelnen Menschen abhängig. Anders ausgedrückt: Das Licht ist in der Welt und vertreibt die Finsternis, sie verschwindet aber nicht. Wo immer Menschen nachlassen, gegen ihre Dämonen zu kämpfen, gewinnt die Finsternis wieder an Raum. Und Krankheiten sind ein Übel dieser Welt, die eben nicht rosarot ist, sondern alle Farben und auch alle Grautöne kennt und mit Hingabe pflegt. Jesus macht uns mit seinen Heilungen und Dämonenaustreibungen zwei Dinge klar: Erstens werden diese drei Arten der Bedrohung in seinem Reich keine Rolle mehr spielen und zweitens kann der Mensch (Gott tritt in Jesus als Mensch auf!) viele dieser Geiseln der Menschheit unter Kontrolle bekommen, wenn er sich der Macht bewusst ist, die er durch Gott bereits in dieser Welt erhalten hat und sie in dessen Sinne und nach dessen Weisung einsetzt. Ich kann bestimmte Dinge, die mich nerven oder gar bedrohen vielleicht nicht ganz loswerden in diesem Leben, aber es ist ein gewaltiger Unterschied, ob sie mich im Rahmen ihrer Möglichkeiten einschränken oder ob ich mich ganz von ihnen kontrollieren lasse.

Bleibt noch unsere Feindschaft mit Gott. An der können wir tatsächlich nichts ändern, die Sünde – das Wesen des Menschen – steht für diese Feindschaft und solange wir uns nicht wie Baron Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen können, können wir die Sünde nicht überwinden. Dies wird Jesus für uns tun. Er besiegt die Sünde und versöhnt uns so mit dem Vater.

Auch dafür stehen die Heilungen und Dämonenaustreibungen: Gott bietet uns allumfassende (d.h. eine alle Bereiche unseres Lebens umfassende) Versöhnung mit ihm an und durch Jesus leitet er diese selbst in die Wege.

Markus 1, 21-45>>