Matthäus 3, 1 – 12 (5. Januar)

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 3, 2)

Jahre später. Matthäus lässt die Geschichte über die Herkunft Johannes des Täufers aus, er berichtet von dem Teil seines Lebens der in direktem Zusammenhang mit dem Auftrag und Wirken Jesu zu tun hat.

Matthäus erzählt von einem Menschen grob und derb vom Leben – quasi als Einsiedler – in der Wüste. Dieser ungehobelte Kerl taucht eines Tages in der Gegend um den Jordan auf und ruft die Menschen zur Um- und zur Abkehr von ihren Sünden. Als Zeichen ihrer Buße tauft er sie direkt im Jordan. Johannes verkündet die Ankunft des Messias auf den sich die Menschen durch ihre Buße vorbereiten sollen. Und die Menschen kommen in Scharen, offensichtlich ist die Zeit reif für einen Heiland. Es kommen aber auch Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe und der Täufer erkennt, dass sie die Neugierde an den Jordan trieb, nicht die Buße. Entsprechend hart geht er mit ihnen ins Gericht, macht ihnen sehr deutlich, dass ihre Abstammung und ihr sorgfältig gepflegter Stammbaum im Kommenden keine Vorrechte garantiert.

Der Messias wird den Glauben jedes einzelnen neu vermessen und aussortieren, was sich als ungenügend erweist. Die wahren Kinder Abrahams wird er aber mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.

Hier erfüllt sich die Prophezeiung des Propheten Jesaja, der weissagte, dass der Messias von einem ebensolchen wilden Burschen aus der Wüste angekündigt werden wird. Johannes, der Täufer ist damit der letzte aber auch der größte Prophet des Alten Bundes. Er selbst ist bereits Teil der Prophezeiung über das neue Zeitalter, den Neuen Bund.

„Ich, ich bin es, der deine Vergehen wegwischt um meinetwillen, / deiner Sünden gedenke ich nicht mehr.“ (Jes 43, 25)

Wir erleben hier mehr als eine Buße und Umkehr (wie sie in den letzten Jahrhunderten vieltausendfach im Tempel stattgefunden hatte) – Gott möchte einen Schlussstrich unter die bisherige Praxis ziehen. Die Menschen sollen diesen Schritt bewusst gehen, sie sollen das Alte willentlich beenden, um sich so für das Neue bereit zu machen. Entsprechend geschieht dies auch nicht im Tempel beim Hohepriester, sondern am Jordan durch einen Menschen, der scheinbar plötzlich vom Himmel fiel.

Der Jordan. Er ist der Fluss den die Israeliten seinerzeit überquerten um sich als von Gott befreites Volk im gelobten Land niederzulassen. Durch Johannes den Täufer schließt sich nun der Kreis. Die Menschen kehren zum Jordan zurück, um ein weiteres Mal von ihrem Gott befreit zu werden.

Erwarte das Unerwartbare!

Natürlich hatten die Juden seit Generationen auf den Messias gewartet, aber jetzt, wo es passiert, spaltet der Vorgang das Volk. Hier werden zwar die Pharisäer und Sadduzäer explizit genannt, gemeint ist aber jene Gruppe, die keine Änderung akzeptiert, die nicht ihren Vorstellungen und Erwartungen entspricht. Wenn du mit Gott gehen möchtest, erwarte das Unerwartbare – oder andersrum: Wer selbst im Angesicht von einschneidenden Veränderungen nicht auch und gerade seine eigenen Erwartungen loslassen, zurücklassen kann, der ist nicht bereit für Gott.

Auch wenn in diesem Abschnitt nur indirekt von Jesus die Rede ist, so erfahren wir doch etwas über ihn. Während Jesus heranwuchs, änderte nicht nur er sich, auch die Welt um ihn herum begann sich zu verändern. Dass Menschen an den Jordan strömen, um, angetrieben vom „wilden Mann aus der Wüste“, ihr ganzes Leben umzukrempeln, zeigt: Die Welt war nun bereit für Jesus.

Und das ist es was dieser Abschnitt uns sagt: Säuglingstaufe, Religionsunterricht, Bibelstunden, Gottesdienste, all die religiösen Rituale, die unser Leben begleiten, haben natürlich ihren Sinn, denn sie bereiten uns vor. Letzten Endes wird aber der Messias plötzlich in unser Leben hereinbrechen, zu einem Zeitpunkt und auf eine Art, die wir uns nicht vorstellen konnten und auch nicht erwartet haben. Im Leben eines jeden einzelnen Kindes Gottes gibt es diesen Rufer in der Wüste, der plötzlich auftaucht und ruft: „Kehr um! Das Himmelreich ist nahe.“ und sowohl der Bote als auch die Situation können uns dann befremdlich, vielleicht sogar beängstigend erscheinen.

Und in der Tat wird sich unser Lebensweg danach ändern. Doch egal, wie gewaltig es über uns hereinbricht, es gibt keinen Grund zur Furcht. Was wir erleben sind Zeichen der Befreiung, einer Freiheit, die anders ist, einer Freiheit, die Raum und Zeit überwindet, einer Freiheit, die in die Ewigkeit führt. Es sind die letzten Zeichen, ehe Christus selbst in unsere Mitte tritt.

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