Das Gleichnis vom Sämann – Matthäus 13 (6. Februar)

Jeder kennt das Gleichnis vom Sämann, wie Samenkörner auf den Weg, auf felsigen Boden, unter die Dornen und auf guten Boden fielen. Jesus erklärt seinen Jüngern etwas später, dass der Sämann er selbst ist oder jeder andere, das Wort Gottes verkündet. Die Vögel, welche die Körner vom Weg aufpicken stehen für das Böse, das den Menschen das Wort wegnimmt, ehe es Wirkung entfalten kann (die Saat aufgeht). Der felsige Grund steht für Menschen, die das Wort hören, aber es nicht wirklich an sich heranlassen. Bei Angriffen von außen bricht der aufkeimende Glaube sofort wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Dornen sind als Hindernis wohl am einfachsten zu verstehen, das sind die Sorgen und Nöte des Alltags, die uns das Licht rauben und uns in Finsternis stürzen.

Wir sind auch heute allen drei Mächten der Welt ausgesetzt. Der Mensch ist zur Spiritualität in der Lage und so sind viele von uns auf der Suche nach spiritueller Anleitung und Führung. Der Christ sagt dazu: Gott ruft und das menschliche Herz hört den Ruf und will antworten – weiß aber zu diesem Zeitpunkt nicht wem.

Nun könnte dieser Mensch die frohe Botschaft aus der Bibel hören. Man bedenke die Kraft, die in dieser Botschaft steckt: Menschen ganz anderen Glaubens haben, als sich das Evangelium Christi über das Römische Reich ausbreitete, ihre eigene Religion abgelegt und sind einem Gekreuzigten gefolgt! Das war zunächst keine gewaltsame Verbreitung, wie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit geschehen. Die Menschen hörten von Jesus und von einem Himmel, der für alle offen ist, auch und gerade Arme, Kranke und von der Gesellschaft Ausgestoßene. Ein Himmel, in dem du Heilung und Vergebung für deine vielen Irrungen und Wirrungen findest. Du musst dir diesen Himmel nicht durch irgendwas verdienen, du hast Anspruch darauf, weil Gott selbst dir diesen Anspruch zusichert. Wow!

Also, warum sollte diese Botschaft heute nicht auch zünden? Und sie tut es! Aber dann schlägt auch schon die Aufklärung zu: An einen Geist glauben? An Wunder glauben? An Dinge wie Auferstehung glauben, die naturwissenschaftlich nicht haltbar sind? Bist du blöd? Und dann schau dir diese Kirche doch mal an: Ein Altherrenverein, der sich an unmündigen Kindern vergeht, der Buße und Umkehr predigt, aber wenn es drauf ankommt, selbst Meister des Vertuschens und Verschleierns ist. Du hältst für glaubwürdig, was ganz offensichtlich nicht einmal die Anführer dieser Kirche glauben? –  Ganz offensichtlich glauben sie nicht, denn wenn sie (beispielsweise an Vergebung) glauben würden, erschien ihnen jede Lüge, jedes Vertuschen und jede Krokodilsträne lächerlich und unwürdig und sie würden es lassen!

„Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib verderben kann in der Hölle!“ (Mt 10, 28)

In einer aufgeklärten, naturwissenschaftlich geprägten Welt gehört schon Mut dazu, sich zu einem Weltbild zu bekennen, das weit über die Grenzen der Naturwissenschaft hinausreicht. Und die vom Fußvolk Gottes verursachten und/oder geduldeten Missstände machen es nicht gerade einfacher – im Gegenteil.

Wir, wir machen es unserem Gott nicht leicht. Jesus warnte uns, dass die Sünde gegen den Geist (des Wortes) nicht vergeben werden kann und wir sehen an jedem Kirchenaustritt bzw. erahnen an nicht stattfindenden (Wieder-)Eintritten, dass das stimmt. Wir sollten endlich anfangen, auf ihn zu hören und ihm wirklich zu folgen!

Der felsige Boden und die Dornen, dass sind heute der Glaube als fröhliches Event und der Glaube ohne eine gepflegte Beziehung zu Gott. Kirchengemeinden und freikirchliche Vereinigungen sind ständig am Überlegen, wie sie Menschen für ihre Gemeinschaft begeistern könnten. Zu den herkömmlichen Gottesdiensten kommen weitere Veranstaltungen wie Seminare, Konzerte, ja sogar Heilungsgottesdienste. Manchmal geht es nach dem Motto: Je mehr Tamtam, desto besser! Doch solche Veranstaltungen haben durchaus ihre Berechtigung. Bei allem, was zur Ehre Gottes getan wird, ist auch sein Geist mit von der Partie … oder mit auf der Party. Es geht um die Haltung der Teilnehmenden. Da sind eingefleischte Gläubige, die sich von der anderen Form der Verkündigung mitreißen lassen, bei denen ein langsam einschlafender Glaube wieder neuen Schwung bekommt. Da sind Menschen ganz neu im Glauben, die danach Feuer für unseren Herrn fangen, die mehr wissen wollen und die – angestachelt vom Heiligen Geist – plötzlich anfangen in ihren Gemeinden aktiv zu werden. Aber da sind auch jene, die eine Veranstaltung beseelt mitfeiern aber danach gleich nach dem nächsten Kick suchen. Sie konsumieren Spiritualität ohne, dass die Botschaft sie erreicht, um sie zu verändern. Sie tingeln nur von Event zu Event und halten das für Glauben.

Schließlich kann es passieren, dass Menschen gerade dann vom Wort Gottes erreicht werden, wenn sie in eigenen Problemen zu ersticken drohen. Sie haben dann noch keine Beziehung zu ihrem Gott – mit der Taufe und den anderen Sakramenten wird keine Beziehung hergestellt, wenn sich der Gläubige nicht für eine solche öffnet. Diese Menschen werden sich in bedrohlichen Situationen fragen: „Wo ist dieser Gott, wenn man ihn mal braucht?“ – Es sind vermutlich die traurigsten, enttäuschtesten und im Höhepunkt der Krise auch einsamsten Zeitgenossen auf diesem Planeten. Es gibt vermutlich nichts Schlimmeres, als an einen Gott zu glauben, ihn aber in der größten Not nicht wahrnehmen zu können.

Da im Leben eines jeden Menschen irgendwann einmal die Dornen anfangen, alles zu überwuchern, sei dir nur geraten: Suche die Nähe zu deinem Gott frühzeitig, in den guten Zeiten. Du wirst in deinem Leben an einen Punkt kommen, an dem du eine stabile und feste Freundschaft zu ihm brauchst. Freundschaften brauchen Übung, auch und gerade die zu deinem Gott! Weil Menschen mit den Augen sichtbar und mit den Ohren hörbar sind, sind Freundschaften zu diesen etwas einfacher zu pflegen als zu einem Gott, den du nur im Herzen sehen und hören kannst. Bei Angriffen musst du (im Glauben) sicher sein, denn da hast du keine Zeit nach deinem Gott erst noch zu suchen. Er ist dann zwar da, aber ohne Übung bist du nicht bereit für ihn, seinen Trost, seinen Rat und seine Hilfe. Ohne lebendigen, alltagstauglichen Glauben wirst du nicht erkennen können, was er dir in dieser Situation geben möchte. Wenn du aber deine Krise gemeinsam mit deinem Gott überwunden hast, war auch das eine wichtige Übung, denn dann weißt du, dass diese Freundschaft auch krisenfest ist. Alles, was du mit Gott als Verbündeten und Freund erlebst, dient dir letzten Endes, bringt dich vorwärts.

Noch ein paar Bemerkungen zum guten Boden: Jesus spricht davon, dass die Saat Früchte bringen wird, je nach Person und vom Geist empfangenen Gaben in unterschiedlicher Menge. Es kommt hier nicht auf die Menge an, sondern darauf, dass diese Menschen durch ihren Glauben wachsen, sich selbst finden und verwirklichen. Ihr Glaube wird Licht und Weisung für die Menschen um sie herum sein. Es geht Jesus nicht darum, dass wir wie Heilige leben, heilig ist für ihn, dass wir – wie Paulus es ausdrückt – im Geist wandeln, d.h., dass sich unser Glaube in allem was wir tun, sagen, aber auch immer mehr in allem was wir denken widerspiegelt und ausdrückt. Beachte: Die Saat wurde von außen auf den Boden aufgebracht und die Saat brachte auch die Frucht. Du bist der Ackerboden, also nur der Empfänger und der Träger einer Kraft, die sich in dir von selbst entwickelt, wenn du ihr Raum gibst.

Matthäus 13 >>

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