Blind und taub durch erstarrtes Denken - Matthäus 13, 53 – 58 (12. Februar)

Von der Blindheit und Taubheit erzählt auch der letzte Abschnitt von Kapitel 13. Jesus kommt nach Nazareth und predigt in den Synagogen – natürlich mit Vollmacht, d.h., was er über das Reich Gottes verkündet passt nicht zu den althergebrachten Bildern und als er anfängt, Menschen zu heilen, ist Schluss mit lustig.

Dieser Jesus ist doch der Sohn des Zimmermanns! Man kennt ihn von früher. Er ist nett (oder vielleicht auch nicht), aber er ist gewöhnlich. Warum bläst der sich jetzt also so auf? Schuster bleib bei deinen Leisten! Wir ordnen die ganze Welt um uns in Schubladen. Das ist für den Alltag sicherlich hilfreich – es ist aber völlig ungeeignet, wenn wir offen und lernbereit bleiben wollen.

Wir erleben dieses erstarrte Denken gerade in dieser Zeit, in der das Wissen sich beinahe stündlich ändert. „Aber gestern hat man doch was ganz anderes gesagt! Ich glaube denen gar nichts mehr!!“ Wir sehen, dass erstarrtes Denken bereits in einer Welt der Naturwissenschaften nicht funktioniert, und dort arbeiten wir mit nachprüfbaren Erkenntnissen und Schlussfolgerungen.

Wie viel schwieriger wird es da in einer Welt des Glaubens, wo die gesicherten Erkenntnisse frühestens nach dem Tod zur Verfügung stehen? Eine Gruppe fordert „die wahre Kirche“ (gemeint ist die Kirche vor dem zweiten vatikanischen Konzil) zurück, die andere kehrt dem ganzen Verein den Rücken und will nichts mehr damit zu tun haben. Beide Gruppen eint eine Sache: Sie versperren sich einer Entwicklung, sie schließen sich selbst vom Leben (wie es von Gott gegeben wird) aus. Warum? Leben ist Veränderung und Leben mit Gott ist Leben in der Familie Gottes – auch wenn einem bestimmte Familienmitglieder mächtig auf die Nerven gehen und man am Liebsten nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte.

„Und er tat dort nicht viele Wunder um ihres Unglaubens willen.“ (Mt 13, 58)

Glaube erfordert die eigene Bereitschaft zur Veränderung, die ständige Bereitschaft sich selbst zu verändern und sich ändern zu lassen. Glaube ist eine Forderung nach innen, nicht eine Forderung nach außen. Glaube ist persönliche Bewegung, Veränderung. Glaube ist Leben.

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