Die Völker der Welt und ihr Erbe – 1. Mose 9, 20 – 10, 32 (5. + 6. August)

Was bisher geschah:

Die erste Schöpfung um Adam ist ausgelöscht. Nach dem Willen Gottes war der Mensch perfekt, denn er war eines Geistes mit ihm. Doch die Bosheit und der Egoismus des Menschen zerschnitt dieses Band. Darum sollte der Mensch zukünftig erst einmal ohne den Geist Gottes auskommen, bis die Zeit dafür reif sein würde.

Mit der Sintflut beginnt alles von neuem. An die Stelle der direkten Verbindung zwischen Gott und den Menschen tritt der Bund mit Noah und dessen Nachkommen. Durch die Sintflut sind im geistlichen Sinne auch alle Unklarheiten bezüglich der Herkunft der Menschen beseitigt. Alle Menschen sind in den Augen Gottes Nachkommen Noahs, sind also im weiteren Sinne Geschwister.

Doch der Mensch ist nicht mehr perfekt. Ihm fehlt jetzt der Geist Gottes. Gott schickt seinen Menschen jetzt durch die erste Wüste des Lebens. In einem großen, viele Generationen andauernden Kreis bereitet er die Menschen darauf vor, diesen Geist wieder zu empfangen. Wie bei der großen Wüstenwanderung mit Moses, wird Gott auch hier mal laut, meistens aber stumm vorneweg gehen. Er führt die Menschen weiterhin durch seinen Geist, auch wenn diese die Führung bis auf Weiteres nicht mehr wahrnehmen können.

Das heißt, die Schöpfung geht einen Schritt zurück. Der Mensch wird erst zur Vollendung vorbereitet. Erst nachdem Jesus die Versöhnung der Menschen mit ihrem Gott bewirkt haben wird, wird dieser Geist den Menschen wieder zugänglich sein. Erst in der Gnaden- und Endzeit wird der Geist Gottes im Menschen die Schöpfung zu vollenden beginnen.

Die Familie Noah tritt in dieser Welt das Erbe Adams an, sie bevölkert die Erde. Sem wird der Stammvater aller Semiten und der Hebräer. Japhet zum Stammvater aller Europäer und Asiaten. Ham ist der Stammvater der Kanaaniter.

Und Ham ist das Zeichen eines weiteren Erbes. Auch die Sünde hat die Sintflut überlebt. Ham erwischt seinen Vater, als dieser betrunken ist und sich in eine peinliche Situation gebracht hat. Natürlich erzählt er es sofort seinen Brüdern brühwarm weiter. Kein Mord zwar, auch kein Verstoß gegen ein ausdrückliches Gebot Gottes, aber Zeichen eines niederträchtigen, respektlosen Charakters und somit Zeichen der Sünde.

Jesus wird später einmal – wenn auch im Zusammenhang mit Ehebruch – sinngemäß sagen: „Wer Lust an der Befriedigung des eigenen Verlangens empfindet, der hat die mit diesem Gedanken verbundene Sünde im Geiste bereits begangen.“

Anders ausgedrückt: Die Sünde lauert in unseren Gedanken.

Für seine Ehrlosigkeit verflucht Noah seinen Sohn Ham und alle seine Nachkommen. Nach dieser Erzählung wird das Volk von Kanaan nach der Prophezeiung Sacharjas immer gering bleiben und von Gott schließlich komplett ausgelöscht werden. Das heißt, das Volk von Kanaan wird nach dem Willen schließlich ganz in der Geschichte der Menschheit verschwinden; die zu diesem Volk gehörenden Menschen werden in den anderen Völkern der Welt aufgehen.

Ansonsten bildet dieser Abschnitt das Bindeglied zwischen Neubeginn nach der Sintflut und dem Zeitalter der Stammväter. Dies ist die Erzählung Gottes. Die Geschichte Gottes mit seinen Menschen duldet keine von diesen beliebig füllbare Lücke.

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