Keiner versteht etwas – 1. Mose 11, 1 – 26 (7. August)

Nun war natürlich auch dem Team Mose aufgefallen, dass die unterschiedlichen Völker auch unterschiedliche Sprachen hatten und auch in diesem Zeitalter war den Menschen schon bewusst, dass alles, was auf der Welt geschieht oder ist irgendwo eine Ursache oder einen Anfang haben muss. Sonst hätte das Heilige Buch ja auch nicht mit der Erschaffung der Welt beginnen müssen; die Befreiung aus Ägypten hätte als Anfang genügt.

Wie kann es aber sein, dass alle Menschen denselben Urvater, Noah, haben aber unterschiedlich sprechen? Ohne sprachwissenschaftliche Erkenntnisse – genau genommen in Abwesenheit jeglicher Wissenschaft – musste das der Wille Gottes gewesen sein! Und der Grund war auch schnell ausgemacht: die Überheblichkeit des Menschen ist schuld!

In der Geschichte wollen Menschen einen Turm bis in den Himmel bauen, d.h., sie wollen Gott aus eigener Kraft erreichen. Das kann Gott nicht zulassen, daher verwirrt er ihre Sprache. Plötzlich spricht jeder auf dem Bau in einer anderen Sprache und in ihrer Verwirrung zerstreuen sich die Menschen in alle Welt. Mit einem Schlag haben wir unterschiedliche Sprachen und auch noch erklärt, warum die Menschen nicht alle auf einem Haufen hocken, sondern weit über die Erde verstreut sind.

Das ist die Intention des Menschen, wenn er so eine Geschichte in sein Heiliges Buch schreibt: Er hat eine Frage und braucht eine Antwort. Da er sie in der Welt nicht findet, erfindet er eine anhand von Beobachtungen und Vermutungen.

Doch die Geschichte macht uns auch eines deutlich, und das war wahrscheinlich nicht einmal vom Autor beabsichtigt: Gott hat einen eigenen Plan und er nutzt die Pläne der Menschen, um darin seinen Plan umzusetzen – oftmals unbemerkt vom Menschen.

Wir haben bereits gelesen, dass die Menschen jener Zeit bereits Gott anbeteten, doch die Offenbarung Gottes ist in jener Anfangszeit, die ja selbst in der Bibel nur in Legenden und Erzählungen beschrieben wird, noch diffus. So ist es wenig verwunderlich, dass sich viele Religionen bildeten und jede für sich hatte den Anspruch allein Gott nahe zu sein, also – bildlich gesprochen – den höchsten Turm zu besitzen. Dieser Anspruch wurde bis heute von keiner Religion aufgegeben. Was Gott den Schreibern dieser Geschichte in den Sinn und uns mit auf den Weg gibt ist: „Mit Türmen, das heißt mit Religionen, kommt ihr mir nicht nahe. Sie haben ganz im Gegenteil die Wirkung, dass ihr euch untereinander nicht mehr versteht, weil jeder was anderes meint, wenn er ‚Gott‘ sagt. Nur Gott selbst kann euch Gott nahe bringen. Ihr braucht zuerst eine Beziehung zu mir, um mir nahe zu sein. Und wer mir nahe ist, der braucht keine Religion mehr! Erinnert euch an Henoch.“

Mit dieser Erkenntnis erklärt Gott bereits vor Entstehung der jüdischen Religion, dass (auch) diese – noch ehe sie Realität sein wird (zum Zeitpunkt, da diese Geschichte vom Team Mose aufgeschrieben wurde, begann das Judentum ja gerade Realität zu werden) – nur eine Übergangslösung darstellen wird, welche am Ende in einer persönlichen Beziehung eines jeden Gläubigen mit seinem Gott mündet. Ganz ohne Religion! Nicht Religion, sondern der Geist Gottes knüpft heute das Band zwischen Gott und seinen Kindern.

Gott offenbart im Turmbau zu Babel einen Teil seines Planes, indem er eine Option, die Option Religion, als unbrauchbar kennzeichnet. Gott schreibt nicht immer „Offenbarung“ drauf, wenn irgendwo Offenbarung drin ist…

Die übrigen Verse dieses Abschnittes nennen die nächsten Generationen bis Abram. Auffällig ist in diesem Abschnitt, dass immer früher gestorben wird. Nahor, der Großvater Abrams wird nur noch knapp 150 Jahr alt.

1. Mose 11, 1 – 26 >>

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