Alles auf Anfang! – 1. Mose 6,8 – 9,19 (1. – 4. August)

Die Sintflut. Wir lesen, dass Gott genug hat von den Menschen. Sie sind alle durch und durch verdorben und er beschließt, sie mit einem heftigen Regen vom Erdboden zu spülen. „Nur Noah fand Gnade in den Augen des Herrn.“ (1.Mo 6,8)

Wir lesen: Noah ging mit Gott. Der Letzte, von dem wir das hörten, war Henoch. Henoch wurde entrückt, doch mit Noah hat Gott andere Pläne. Er möchte in seiner Schöpfung jetzt den Reset-Knopf drücken.

Und Gott tut es.

Am Ende bleiben Noah, seine drei Söhne und die Ehefrauen der vier. Außerdem erhält Noah den Auftrag, die Tierwelt zu retten und tut dies.

Es ist sicher, dass es sich auch bei der Erzählung über Noah und die Söhne um eine Legende handelt. Daher stellt sich die Frage: Was will Gott uns damit sagen? Was will er erklären?

Am Anfang waren da Adam und Eva und deren Nachkommen. Diese zeugten Kinder mit Menschen, die im biologischen Sinne Menschen waren, aber nicht von Gott geschaffen. Sie waren laut der bisherigen nicht in den Genuss der geistlichen Schöpfung gekommen. Das heißt, es gab zweierlei Menschen. Der eine Teil war unter dem Schirm Gottes, begnadet mit Gottes Geist, wenn auch durch die Sünde abgeschnitten von dem damit verbundenen Segen. Der andere Teil wusste laut dieser Erzählung nichts von Gott.

Zwei Klassen von Menschen, das ist ein Zustand, in welchem sich früher oder später die eine würde berufen fühlen, sich über die anderen zu stellen. Das ist ein Zustand, den Gott nicht dulden kann.

Hier kommt die Sintflut ins Spiel.

Ja, natürlich spült Gott all die Schuld und Verderbtheit vom Erdboden in diesem Schritt. Wir erleben so etwas wie eine kleine Neu-Schöpfung. Doch Gott hat ja nicht die Sünde aus dem Leib des Noah und seiner Söhne gerissen (wie wir bereits im nächsten Abschnitt deutlich erfahren werden), die Läuterung und Reinigung des Menschen kann daher nur ein Grund von mehreren gewesen sein.

Den Hauptgrund erfahren wir etwas später in Kapitel:

„Von diesen drei Söhnen Noahs [Sem, Ham und Japhet] wurde die ganze Erde bevölkert.“ (1.Mo 9,19)

Die Menschen nach der Sintflut sind alle Kinder der geistlichen Schöpfung Gottes. Auch wenn er, bis zur Herabsendung des Heiligen Geistes am ersten Pfingstfest nach Ostern, seinen Geist wieder von den Menschen nimmt, sind nun alle Kinder desselben Schöpferwillens Gottes, sind nun alle Geschwister unter dem Geist Gottes.

Niemand kann länger das Wort Gottes heranziehen, um damit eine von Gott geschaffene Herrenrasse zu begründen, die das Recht hat alle anderen nach ihrer eigenen Willkür – oder gar nach dem Willen Gottes – zu unterwerfen und auszubeuten. Das Einzige, was er mit einer solchen Behauptung bewiese wäre, dass er weder die Biologie noch die Bibel verstanden hat.

Und die Geschichte hat zu viele Menschen hervorgebracht und tut es noch, die sehr eifrig an diesem Beweis arbeiten!

In einem Nebensatz erlaubt Gott nun den Menschen neben den Pflanzen auch Tiere als Nahrung zu betrachten, darauf soll hier nicht weiter eingegangen werden, denn es hat für das Weitere keine Bedeutung.

Über allem Leben richtet Gott nun seinen ersten Bund auf, sein Zeichen ist der Regenbogen. Er ist in jener Zeit quasi der Ersatz für den Heiligen Geist, den Gott den Menschen wieder wegnahm.

Ab jetzt befinden wir uns in der ersten Phase der Weltzeit, die Phase der Erziehung (die Bibel nennt es Zucht oder Züchtigung).

Die Menschen sind getrennt vom Geist Gottes, doch trotzdem Gottes geliebte Geschöpfe. Der Bogen im Himmel wird bis auf weiteres die einzige Verbindung sein, die er über alle Menschen spannt. Der Bogen spannt die Brücke zwischen gefallener Welt und Reich Gottes.

Die Geschichten über den Schatz am Ende des Regenbogens könnten aus der Zeit Noahs stammen. Der wahre Schatz am (anderen) Ende des Regenbogens: das Reich Gottes.

Eine wichtige Anweisung Gottes haben wir bis zu diesem Punkt ausgelassen; sie steht in den Versen 5 und 6 des neunten Kapitels:

„Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft für jedes eurer Leben. Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen. Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem, der es seinem Bruder nimmt.“ (1.Mo 9,5)

Durch die davor gegebenen Speiseregeln beim Verzehr von Tieren ist bereits eindeutig geklärt, was mit „Blut“ gemeint ist. Im Blut ist das Leben; wer also Blut vergießt, der tötet und wer einen anderen Menschen tötet, wird dafür von Gott selbst zur Rechenschaft gezogen.

Aber hier wird doch nur der Mord am Bruder erwähnt!

Richtig, aber die Bibel schreibt hier auch, dass alle Völker der Erde von Sem, Ham und Japhet abstammen. Lange bevor Christus die Menschen, die an ihn glauben zu einer Familie vereint, steht hier bereits in der Bibel: In den Augen Gottes sind alle Menschen Geschwister!

Der Grad der Verwandtschaft zwischen Täter und Opfer spielt also ebenso wenig eine Rolle, wie der Charakter der Tat. Kaltblütiger Mord oder Totschlag zum Zweck der Selbstverteidigung, beides ist streng untersagt. In beiden Fällen vergießt ein Mensch willentlich das Blut eines anderen. Lange vor der Gründung des Gottesstaates Israel verbietet Gott damit nicht nur Mord und Totschlag, er untersagt uns auch jegliche Form von Kriegsführung, denn Kriege werden geführt, um Menschen zu töten. Wer etwas anderes behauptet, der ist ein Heuchler.

Oder lässt uns Gott in Vers 6 eine Hintertür offen?

„Wer Blut eines Menschen vergießt, / um dieses Menschen willen wird auch sein Blut vergossen. Denn als Bild Gottes / hat er den Menschen gemacht.“ (1.Mo 9,6)

Auf den ersten Blick klingt das wie ein Spruch, der das Töten von Menschen regelt, der Spruch klingt wie die Einführung der Todesstrafe, also dem angeordneten Töten von Mördern. Doch Gott sagt hier nicht: Wer das Blut eines Menschen vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden. Er sagt, dass dessen Blut deshalb auch vergossen werden wird. Damit können zwei Dinge gemeint sein: Zum einen besagt der nächste Satz, dass der Mensch – nach dem Bild Gottes gemacht – ein göttliches Gerechtigkeitsempfinden hat. Das heißt nicht zwangsweise, dass er es auch beherrscht. Gott könnte hier davon sprechen, dass dieses Empfinden in diesem Moment den Menschen beherrscht – die Rede ist von Rache. So verstanden wäre der Vers 6 eine Warnung vor den Folgen und keine Legitimation.

Zusammen mit Vers 5 ist noch eine weitere Interpretation möglich. Gott selbst fordert das Blut des Mörders. Er erinnert die Überlebenden der Sintflut damit noch einmal an den Mordfall Abel und wie er, Gott, Kain damals zur Rechenschaft zog. Gott forderte nicht sofort Kains Leben; das musste er auch nicht, denn jedes Leben ist ohnehin Gottes Eigentum; er ächtete und verstieß aber den Mörder. Gleichzeitig verbot er aber auch allen Menschen Hand an Kain zu legen und dessen Blut zu vergießen!

Und so bleibt es dabei: Gott untersagt den Menschen jegliche Handlung mit dem Ziel, anderen das Leben zu nehmen. Egal ob Angreifer oder Verteidiger, ein Todschläger macht sich immer vor Gott schuldig und wird dafür von diesem zur Rechenschaft gezogen werden. Todschläger sind damit nicht nur im Allgemeinen wie alle Menschen, sondern ganz besonders für diese Tat der Gerechtigkeit und der Gnade ihres Gottes ausgeliefert.

Fazit: Unter Gott gibt es keinen gerechten Krieg! Es gibt kein „Gott will es!“ und kein „Gott ist mit uns!“, wenn es um einen Krieg geht.

Damit erscheinen die später in der Bibel geschilderten Kriege des zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht existierenden Volk Gottes in einem neuen Licht. Gott formte eine Nation, sein Volk. Die Kriege – wie auch alle anderen in der Bibel beschriebenen von Gott angeordnete oder gar von ihm ausgehende Gewalt sind als sichtbare Zeichen der Macht Gottes in dieser Welt zu deuten. Die Lehre, die aus diesen Geschehnissen zu ziehen ist, steckt niemals in der beschriebenen Gewalt. Die Kriege des Volkes Israel auf dem Weg zum Volk Gottes sind keine Vorlagen, sie zeigen nicht, wie Kriege, wie der staatlich organisierte Massenmord vor Gott zu rechtfertigen wären. Ein Mord bleibt immer ein Mord – auch „im Namen Gottes“! Morde, sei es in einem Krieg oder Folge individueller Gewalthandlungen, sind vor Gott niemals zu rechtfertigen!

Genau das steht in den Versen 5 und 6 des neunten Kapitels! 

1. Moses 6,8ff >>