Abram, der erste Prophet – 1. Mose 11,27 – 12,20 (8. + 9. August)

Da die Nachkommen Terachs, des Sohnes von Nahor, im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen, lohnt sich ein Blick auf die Verwandtschaftsverhältnisse. Die Söhne Terachs sind Abaram, Nahor und Haran. Haran stirbt früh, zeugt aber vorher Lot. Abram und Nahor sind also Brüder, Lot ist deren Neffe. Abram nimmt Sarai zur Frau, von der wir zu diesem Zeitpunkt nichts weiter wissen, als dass sie unfruchtbar war. Nahor heiratet seine Nichte Milka.

Aus nicht näher beschriebenen Gründen entscheidet sich Terach mit seiner ganzen Sippe aus ihrer Heimat Ur wegzuziehen. Vielleicht hatte es ja etwas damit zu tun, dass Gott Abram aufgefordert hatte aus Ur wegzuziehen, in ein Land, das er ihm noch zeigen werde. Doch wenn das der Grund war, hat Abram nicht auf Gott gehört, denn der hatte von ihm gefordert, dass er auch seine Familie verlassen soll, der Ruf zum Aufbruch betraf nur Abram und seine Frau Sarai.

Doch bei der ersten Etappe der Auswanderung bleibt noch die ganze Sippe zusammen und als Terach dann in der Stadt Haran stirbt, ziehen Abram und Lot gemeinsam weiter.

Wir haben also auf der einen Seite den Ruf Gottes, in welchem er Abram verspricht, ihm ein noch nicht näher genanntes Land zu geben und in ihm alle Völker zu segnen, der Abram aber auch auffordert, sich von seiner Familie zu trennen.

Und wir haben auf der anderen Seite Abram, der den Willen Gottes interpretiert und nach eigenen Wünschen ausgestaltet – eine Taktik der Glaubensausübung, die sich bis heute gehalten hat!

In Kanaan erscheint Gott Abram ein weiteres Mal und verheißt dessen Nachkommen genau dieses Land. Es wird hier nicht ausdrücklich erwähnt, aber Gott hat bereits auf den Ungehorsam seines Knechtes reagiert! Abram bleibt weiterhin der Erste, das verheißene Land werden aber erst seine Nachfahren bekommen. Nimmt Gott sein Versprechen also teilweise zurück? Nein, Abram ist nicht bereit diesen bestimmten Segen Gottes anzunehmen, deshalb wird Gott dessen Nachkommen auf dieses Erbe vorbereiten.

So geht Gott immer vor!

Er verheißt seinen Segen, aber um ihn zu empfangen, muss man dafür bereit sein. In der Regel sind wir das nicht, also zeichnet Gott den Weg auf, auf dem wir das werden. Er lässt uns dann selbst entscheiden, ob wir diesen Weg gehen oder ob wir nur ungefähr in diese Richtung gehen, was sich dann auch über viele Jahre hinziehen kann, oder – wenn wir ganz von der vorgeschlagenen Richtung abweichen – in einen langen Marsch im Kreis und durch die Wüste münden kann. Die Regel lautet: Das Ziel ist durch Gott festgelegt, der Weg dorthin ist von ihm vorbereitet. Wenn wir den Weg verlassen, stehen wir allein da. An diesem Punkt schlägt die Ur-Sünde – es ohne, ja sogar gegen den Willen Gottes schaffen zu wollen – voll durch.

Und wie diese Ur-Sünde bei Abram durchschlagt!

In Kanaan bricht eine Hungersnot aus und Abram beschließt – offensichtlich ohne vorher Gott im Gebet anzurufen – nach Ägypten zu ziehen, wo es noch zu essen gibt. Unterwegs fällt ihm auf, dass seine Frau Sarai sehr hübsch anzusehen ist und er bittet sie, sich als seine Schwester auszugeben. Seine Begründung: Der Pharao wird sie zur Frau haben wollen, wenn sie aber erfahren, dass sie verheiratet ist, werden sie den Ehemann töten. Und in der Tat nimmt der Pharao die schöne Sarai zur Frau.

War die Angst des Abram also begründet?

Zum Teil vielleicht. Abram war aber sicher auch in dieser Angelegenheit ein Schlitzohr. Wenn der Pharao Gefallen an „der Schwester Abrams“ finden würde, so wäre das natürlich auch von Vorteil für den Bruder. Das Risiko, dass der Pharao den Nebenbuhler töten lässt ist sicher gegeben, die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Nebenbuhler aber nichts wird im Einflussgebiet des Pharaos, geschweige denn in der Nähe seiner Frau ist dagegen sehr hoch.

Kurzum: Eine Lüge bringt wieder einmal nur Vorteile für die Lügner mit sich.

Doch die Lüge kommt ans Tageslicht und der Pharao vertreibt Abram und Sarai aus seinem Land.

Wieder bestätigt sich: Wenn wir vom Weg Gottes so weit abweichen, dass wir das vorgegebene Ziel nicht mehr erreichen können, arbeiten die Mühlen dieser Welt gegen uns, denn sie gehorchen Gott. Und es ist ein Segen, dass sie das tun, denn das ist das Zeichen, dass Gott seine Hand immer noch über uns hält.

1. Mose 11,27 – 12,20 >>

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