Ein Friedenskönig in einer kriegerischen Welt – 1. Mose 14 (11. + 12. August)

Die Bibel berichtet von den ersten Kriegen der Menschen. Die erzählte Geschichte ist verwirrend, irgendwie scheinen sich ständig neue Bündnisse zusammen zu finden, und irgendein Bündnis scheint immer gegen irgendein anderes Krieg zu führen und irgendein Volk ist immer auf der Flucht. Die Menschheit ist erwacht!

In dieses leider typischste aller menschlichen Merkmale – ich habe nie gehört, dass Tiere gegeneinander Krieg führten – gerät auch Lot, der gefangen und mit seiner Familie verschleppt wird.

Als Onkel Abram davon erfährt, stellt er sofort ein Heer zusammen, befreit den Neffen und bringt bei der Gelegenheit auch gleich alle anderen Verschleppten und die geraubte Habe zurück.

Auf seinem Rückweg begegnet im der weise und ebenso mystische König Melchisedek von „Salem“ (wohl Jerusalem, aber diese Stadt gab es damals noch nicht). Moses berichtet, der König sei ein Hohepriester Gottes gewesen und er teilte mit Abram Brot und Wein. Als Dank gibt Abram ihm den zehnten Anteil „von allem“. Da wir einige Zeilen später erfahren, dass Abram die Kriegsbeute – abzüglich des Lohns für sein Heer – den ursprünglichen Besitzern zurückgeben wird, ist nicht eindeutig, was mit diesem Zehnten gemeint ist. Es könnte der zehnte Teil seines eigenen Besitzes sein oder aber Abram hat – wo er schon mal am Siegen war – auch gleich noch den Besitz des Besiegten, soweit er ihrer habhaft werden konnte, mitgenommen und opferte hier den Zehnten seines Gewinnes aus diesem Krieg. Manchmal ist es vielleicht auch gut, wenn Dinge nicht zu detailliert beschrieben werden, weil die Details den Blick auf die zu dahinter liegende, tiefere Wahrheit verdecken würden …

Eindeutig ist an diesem Punkt jedoch: Melchisedek ist ein Vorbild auf Jesus Christus, d.h., Gott hatte Moses das Kommen den Messias als König von Jerusalem bereits offenbart und in dieser Begegnung Abrams mit Melchisedek („König der Gerechtigkeit“, „mein König ist Gott“) hat er es verarbeitet.

Auch der im Bund mit Mose vereinbarte Zehnte, der von jedem Israeliten an Gott bzw. an dessen irdische Stellvertreter den Tempel / die Leviten (Priester) zu zahlen war, wird in dieser Geschichte „historisch“ begründet, falls mal Fragen über diese jährlichen Unkosten aufkommen sollten. Und Bibelkenner wissen: Diese Fragen kamen bei den Israeliten sehr früh und mit Nachdruck auf. Leider hatten sie zu dem Zeitpunkt wohl auch bereits die hier erzählte Geschichte von Abram und Melchisedek vergessen. Dagegen ist die Schilderung des Abendmahls zu diesem Zeitpunkt für die Galerie und kann erst viel später von den Freunden Christi verstanden werden. Liebhaber mystischer Prophezeiungen, die nachprüfbar eingetreten sind, kommen an dieser Stelle voll auf ihre Kosten.

Der König von Sodom verlangt nun die im Krieg entführten Menschen zurück, die ebenfalls von Abram erkämpfte Habe der Entführten, schenkt er dem Kriegsherrn großzügig – es ist ja nicht sein Geld. Doch Abram gibt ihm alles – Menschen und Vermögen – zurück. Doch Abram gibt ihm, bis auf den an die Kämpfer auszuzahlenden Sold alles zurück. Er möchte auch zukünftig nur Gott und keiner irdischen Macht Dank und Treue schuldig sein.

Wir erleben in diesem Abschnitt die Welt wie sie bis heute ist. Ein Brudervolk fällt über das andere her (durch Noahs Söhne sind alle Menschen vor Gott Geschwister!), jeder führt irgendwie Krieg gegen jeden, einer beutet den anderen aus und irgendwer ist vor all diesem blinden Hass und der Gewalt auf der Flucht. Irgendwer ist immer gerade siegreich, während ein anderer untergeht. Und in all dieses Getümmel der Menschen hinein sendet Gott seinen Friedenskönig. Auch wenn es hier nicht ausdrücklich erwähnt wird: Wir dürfen nicht annehmen, dass der Sieg Abrams die Region nachhaltig befriedet hätte. Ganz im Gegenteil ist absolut sicher, dass die Völker – wie auch immer sie sich dann genannt haben – auch weiterhin einer über den anderen herfiel. Kriege hat es gegeben seit die Menschheit erwacht ist und es wird sie geben bis zum Ende der Zeit. Sie sind die Folge aus der Tatsache, dass die Menschen die Erde aufteilten. (Auf-)Teilen um zu besitzen (Krieg), das ist der Geist des Menschen, teilen um zu versöhnen/vereinen (Abendmahl), das ist der Geist Gottes.

Ein Friedenskönig passt nicht in diese Zeit, passt nicht in unsere Realität? Ganz falsch! Gerade diese Welt braucht den Friedenskönig, er ist unsere einzige Hoffnung!

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