Hagar und Ismael – 1. Moses 16 (14. August)

Da sind sie wieder! Die eigenmächtigen Entscheidungen, für die hinterher niemand verantwortlich sein möchte…

Gott hat Abram Nachkommen zugesagt, aber die Zeit vergeht und seine Frau Sarai wird nicht schwanger. Wir alle, die wir mit Gott gehen, kennen das: Wir spüren genau, dass Gott noch irgendwas mit uns vorhat, aber es geht nicht vor und nicht zurück, vor allem geht es nicht in dem Tempo und in die Richtung, die wir uns vorgestellt haben.

Dann reagieren wir entweder mit Verzweiflung und Ratlosigkeit oder eben, wie es Sarai in diesem Fall tut: Wir nehmen die Sache selbst in die Hand. Sarai schickt Abram zu ihrer Magd Hagar, damit die ihrem Mann einen Erben schenkt. So hatte Gott das zwar nicht gesagt, aber wenn der alte Herr seinen Versprechen nicht nachkommt, dann müssen wir halt mit unseren beschränkten Mitteln für das Wunder sorgen.

Zunächst geht der Plan auf, Hagar wird schwanger, aber an diesem Punkt endet dann auch schon die menschliche Weisheit. Erst vergisst Hagar, dass sie die Magd von Sarai ist und zickt rum, dann verlangt Sarai von ihrem Mann, dass er Hagar zur Räson bringt; ganz genau macht sie sogar Abram verantwortlich und fordert ein göttliches Urteil über ihn. Schließlich reagiert Abram unwillig und wirft seiner Frau im Grunde vor, es sei ja ihre blöde Idee gewesen, also müsse sie eben ihrer Magd mal ordentlich den Kopf waschen.

Das tut die eifersüchtige und gekränkte Sarai dann auch, so dass Hagar Reißaus nimmt und in die Wüste flieht. Und jetzt muss Gott schauen, wie er den Scherbenhaufen wieder sortiert bekommt.

In diesem Fall offenbart er sich Hagar, versorgt sie, prophezeit ihr, dass sie einen Dickkopf zur Welt bringen wird, den sie Ismael nennen soll. Und – natürlich – soll sie auch zurück zu Abram und Sarai.

Das ist so eine Sache, wenn ein Gott, der ewig Zeit hat, zu Menschen spricht, die dies nicht haben. Man sollte meinen, er erkennt das Problem.

Ja, Gott hört (zu), das ist die Bedeutung des Namens Ismael. Die Bedeutung des Namens Ismael ist ganz offensichtlich nicht: Gott reagiert auf Zuruf. Nein, es scheint fast so, dass Gott um so ruhiger und behäbiger voranschreitet, je hibbeliger, unsicherer und hektischer so ein Menschlein wird.

„In mir sollt ihr Frieden haben.“, sagt uns Jesus und in solchen Situationen wird uns die Zweideutigkeit dieser Aussage bewusst. In solchen Situationen wird die Aussage nämlich zu einer Herausforderung, denn erst, wenn wir die innere Ruhe (wieder-)finden, erkennen wir den Weg auf den Gott uns bereits gestellt hat, ehe wir ihn anflehten, sein Schweigen zu brechen und uns endlich einen solchen zu zeigen.

Man hat’s nicht immer leicht mit diesem Gott, aber das beruht sicher auf Gegenseitigkeit.

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