Lektion in Vertrauen – 1. Mose 18 (16. + 17. August)

Während Abraham sich vor seinem Zelt in der Mittagshitze ausruht, kommen drei Männer an seinem Zelt vorbei. Ohne zu zögern, lädt Abraham die drei zum Verweilen ein, wie es bis heute Sitte im Vorderen Orient ist. Allerdings scheint Abraham in den Dreien seinen Gott erkannt zu haben, denn seine Reaktion auf den Besuch ist weitaus ehrfürchtiger als bei normalen Passanten.

Gott nimmt die angebotene Gastfreundschaft an und prophezeit Abraham, dass er und Sarah – beide schon sehr alt – heute in einem Jahr Eltern eines Jungen sein werden. Da muss Sarah, die dies im Zelt mit angehört hat lachen. Sie tut es zwar nicht laut, doch der Gast bekommt es natürlich mit.

Er spricht Sarah zwar auf diesen Unglauben an, aber weitere Konsequenzen hat der Vorfall nicht. Gott bekräftigt seine Zusage.

Nun wollen die Männer weiterziehen und Gott zieht Abraham ins Vertrauen: Sodom hat es mit der Liederlichkeit übertrieben und soll nun gerichtet werden. Da erinnert sich Abraham an seinen Neffen, der in Sodom wohnt und handelt mit Gott wie auf einem Basar. Und Gott lässt mit sich handeln! Selbst wenn nur zehn Gerechte in Sodom zu finden wären, so würde die ganze Stadt verschont.

Die Geschichte erzählt von der Vertrautheit, die Gott sich mit seinen Bundesgenossen wünscht. Es ist jene Vertrautheit, die wir schon aus der Erzählung vom Garten Eden her kennen. Geschildert wird eine Beziehung unter langjährigen, engen Freunden. Schon von Weitem erkennt Abraham den Freund kommen und die Freude ist so groß, dass er diesem Freund quasi ein Fest bereitet, denn er möchte Zeit mit ihm verbringen und er möchte, dass es dem Freund in dieser Zeit gut geht.

Der Freund weiß, dass – egal wann er auftaucht – er niemals ungelegen kommt. Daher nimmt er die Einladung auch sofort an. Und während man so beisammensitzt, erzählt man sich, was man so vorhat und gibt auch Wissen und Geheimnisse weiter, die den anderen betreffen könnten. In diesem Punkt hat Abraham natürlich nichts zu bieten, aber in seinem Verhalten sieht man, dass er vor dem Freund Gott auch nichts zurückhält.

Gott offenbart Abraham zwei Pläne: Erstens wird er nun sein Versprechen einlösen und Abraham und Sarah werden doch noch Eltern eines Sohnes werden, zweitens wird er die Stadt Sodom in der Lot wohnt auslöschen.

Die Reaktion Sarahs gegenüber ihrem Gott ist ungebührlich! Schon bei der ersten Zusage hat sie ungeduldig reagiert und glaubte nicht an die Zusage Gottes und auch jetzt glaubt sie ihm nicht. Doch Gott reagiert milde, er macht Sarah einfach nur auf ihren Unglauben aufmerksam.

Sodom wird er nicht fragen, hier lässt er Abraham für die Einwohner der Stadt verhandeln. Dabei ist Abraham auch nicht ehrlich! Er tut so, als ob es ihm um die Einwohner der Stadt geht, tatsächlich sorgt er sich aber nur um seinen Neffen. Folge: Auch Gott ist nicht ganz ehrlich zu ihm. Er lässt sich zwar auf einen Deal mit Abraham ein, aber er weiß ja, dass dort – außer Lot – kein gerechter Mann wohnt.

Die Interpretation, dass Gott mit sich handeln ließe – in dem Sinne, dass er einen gefassten Entschluss rückgängig macht, ist nicht haltbar. Gottes Urteile sind gerecht und unumkehrbar.

Doch Gott lässt Fürbitten, als Zeichen von Gottvertrauen gelten! Gott erkannte natürlich nicht nur den Unglauben im Lachen der Sarah, er erkannte auch den wahren (im Grunde egoistischen) Grund der Hartnäckigkeit seines Freundes Abraham. Gott hat Abraham in seinen vernichtenden Plan eingeweiht, damit dieser sich ihm in den Weg stellt und verhandelt. Es geht nicht darum, worum Abraham ihn bittet, es geht ihm darum, dass Abraham ihn anspricht und ihm sagt, was er will. Gut, Abraham hat diese Prüfung nicht zu 100 % bestanden, aber genau wie bei Sarah sieht Gott die Sache hier nicht so eng. Abraham hat sich an Gott gewandt, d.h., Abraham vertraut darauf, dass Gott gnädig und geduldig zuhört und wirklich wie ein Freund handelt, ein Freund, der „Möglichkeiten“ hat.

Gott wird Lot retten, weil er nicht ganz so verdorben ist wie die übrigen Menschen in Sodom und er wird dabei auch der Bitte Abrahams gedenken, die dieser zwar nie ausgesprochen hat, aber wie gesagt: Wer wird es denn mit Formulierungen und wahren Absichten so genau nehmen, wenn es doch nur um die Lektion Vertrauen ging.

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