Ein starkes Stück! Gott fordert von Abraham dessen Sohn Isaak als Brandopfer. Er soll seinen Sohn nehmen und losmarschieren, den genauen Ort wird er ihm unterwegs zeigen. Und das, nachdem Abraham seinen Erstgeborenen bereits in die Wüste geschickt hat! Gott fordert hier nicht nur das Kind, sondern prüft, ob Abraham bereit ist alles, sein ganzes Leben, als Eigentum Gottes zu sehen über das er nicht frei verfügen kann.
Und Abraham gehorcht. Erst in allerletzter Sekunde, Abraham hat seinen Sohn bereits auf den Opferaltar gelegt und das Messer gezogen, schreitet Gott ein, lobt Abraham für dessen Treue und Gehorsam, versichert ihm noch einmal allen Segen und aller Verheißungen und gibt ihm ein Widder zum Opfern.
Warum tut Gott so etwas? Hierzu bin ich im Lightkeeper auf einen sehr treffenden Satz gestoßen. Die Prüfung „soll nicht prüfen, ob du Glauben hast, sondern zeigen, dass du Glauben hast“. Der Satz macht Sinn. Gott kennt unsere Gedanken und Gefühle, unsere Stärken und Schwächen – er weiß, wie wir in bestimmten Situationen reagieren werden. Er braucht diese Prüfung also gar nicht. Wenn ich nun von mir ausgehe, ich weiß das von mir nicht immer im Voraus. Manchmal überrasche ich mich selbst.
Und genau darum geht es Gott! Bei Prüfungen zeigt er dir, wie weit er dich bereits gebracht hat, denn eine Entwicklung vollzieht sich in so kleinen Schritten, dass dir das im Alltag vielleicht gar nicht auffällt. „Ich bin doch immer noch der, der ich vor einem Monat, einem Jahr, einer Dekade, … war, oder?“ Und Gott sagt dir in dieser Prüfung: „Nein! Du bist auf dem Weg mit mir und ich zeige dir in dieser Prüfung, was du mit mir an deiner Seite inzwischen alles bewältigen kannst!“
Abraham ist bereit seinen letzten verbliebenen Sohn und damit seine ganze Hoffnung auf die Verheißung Gottes zu begraben. Er ist bereit, gegen seine väterliche Liebe aber auch seinen väterlichen Stolz zu handeln, gegen alles, was er verstehen kann und vermutlich auch verstehen möchte und seinem Gott zu gehorchen.
„Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ (Mt 16, 24)
Was wie eine Herausforderung klingt, wird in Zeiten der Prüfung zur Verheißung. Wir werden herausgefordert, alle Möglichkeiten, die Gott in uns angelegt und geweckt hat auch zu nutzen. Dabei wird es vermutlich nicht immer so klaglos ablaufen, wie hier bei Abraham beschrieben. Mit der Herausforderung werden auch Zweifel laut werden, es können Dinge geschehen, die uns beinahe zerbrechen. Aber genau in unseren schwächsten Momenten werden wir die Kraft Gottes in uns spüren, die uns trägt – nicht, wenn wir glauben, sondern weil wir glauben.
Über das Bild des Sohnes als Opfer bzw. als Stellvertreter für das Opfer – hier der Widder – im Hinblick auf das Opfer Christi am Kreuz muss hier nicht gesprochen werden, das Bild ist offensichtlich.