Auf die Verheißung vertrauen – 1. Mose 26 (1. + 2. September)

Wieder herrscht Dürre und eine Hungersnot im Land und Isaak macht sich auf den Weg zu Abimelech, den König vor Gerar mit dem sein Vater einst einen Bund geschlossen hat. Vermutlich war er auch bereit, ins benachbarte Ägypten weiterzuziehen, denn Gott erscheint ihm, und verheißt ihm den Segen seines Vaters Abraham, wenn er im Land bleibt.

Aber der Apfel fällt offensichtlich auch in dieser von Gott auserwählten Familie nicht weit vom Stamm, denn auch Isaak gibt seine Frau als seine Schwester aus. In einer Kultur, die in ihren Stammbäumen nur Väter und Mütter und Söhne und Töchter kennt, nicht einmal eine Lüge im engeren Sinne, wohl aber dem Geiste nach, denn man nutzt Worte und Sprache, um die Wahrheit zu verschleiern. Und wie es scheint, werden auch die Ausreden von den Vätern an die Söhne weitervererbt. Das Verschleiern der Wahrheit durch geschickte Wortwahl ist dabei bis heute ebenso kulturübergreifend beibehalten worden, wie das Beibehalten der Ausreden, die schon seit mindestens der letzten Generation als nicht funktionierend entlarvt wurden.

Gottes Reaktion darauf bleibt – wieder einmal – aus. Wir erfahren, dass sie Ansiedelung Isaaks in Gerar äußerst erfolgreich verläuft, sogar so erfolgreich, dass dies Neider in seiner Nachbarschaft auf den Plan ruft. Letzten Endes sichert sich König Abimelech den Rückhalt seines Volkes in dieser Region, indem er Isaak auffordert, das Land den Einheimischen zu überlassen. „Kanaan first!“

Isaak zieht ein Stück weiter, bleibt aber in der Gegend, weil Gott es ja so von ihm gefordert hatte. Dieser versichert ihm darauf auch noch einmal seines Beistandes und Segens und lässt ihn auch auf dem neuen Grund äußerst erfolgreich werden. Abimelech erkennt, wie der Hase läuft und will jetzt einen Bund mit Isaak, wie er ihn zuvor schon mit Abraham hatte. Isaak lässt sich darauf ein.

Im letzten Absatz erfahren wir auch noch etwas über Isaaks Sohn Esau. Der nimmt nämlich zwei Hetiterinnen zu Ehefrauen. Offensichtlich findet er Gefallen an den Bräuchen des Landes – und sein Großvater Abraham hatte ja in den späten Jahren auch mehrere Frauen.

Wir lesen, dass Isaak sehr viele „Brunnen“ graben ließ. Da an einer Stelle aber erwähnt wird, dass ein Brunnen lebendiges Wasser, also aus der Erde oder einer Quelle nachlaufendes Grundwasser hatte, können wir davon ausgehen, dass das Wort „Brunnen“ einfach nur tiefe, mit Steinen und Bretter abgedeckte Löcher in der Erde meint, in denen sich das Regenwasser sammelte. So hatte man überall Wasser, um die Felder zu bewässern und das Vieh zu tränken.

In einer Region, die zur Dürre neigt – irgendwo müssen die Hungersnöte ja herkommen – ist das Anlegen von Wassersammelstellen sicherlich ein weiser Entschluss und jede Anstrengung wert. Wir erfahren aus diesem Bild, dass es wichtig und richtig ist, sorgfältig und verantwortungsvoll mit den Ressourcen dieser Welt umzugehen, denn wir leben davon, dass diese Welt uns gibt, was wir zum leiblichen Leben benötigen.

Den einen Brunnen „lebendigen Wassers“ lässt Isaak den Einheimischen, das ist etwas verwunderlich, nennt Jesus doch einmal viele Generationen später das Wort Gottes „lebendiges Wasser“. Hier möchte Isaak, der nur ein Gast in diesem Land ist, wohl einfach Streit vermeiden und zieht sich zurück. Doch Gott sichert ihm und seinen Nachkommen ja dieses Land mehrfach als Eigentum zu.

Isaak will also offensichtlich einfach nur den Frieden wahren und vertraut auf die Zusage Gottes, der diese dann ja auch prompt wiederholt. So wird dieser Brunnen für uns zum Teil unserer Verheißung, denn auch wir können im Moment nicht alles in unseren Händen halten, das Gott uns verheißen hat. Wir müssen darauf vertrauen, dass er es uns geben wird, wenn es an der Zeit ist. In diesem Bild ist auch enthalten, dass wir Dinge verlieren können, die wir bereits hatten oder zu haben glaubten. Dass wir sie im Moment nicht erreichen können, sollte uns aber nicht verunsichern. Situationen ändern sich ständig, die Verheißung nicht.

1. Mose 26 >>