Umherirren – 2. Mose 13, 17 – 15, 21 (23. – 26. Januar)

„So ließ sie Gott einen Umweg machen” (2.Mo 13,18)

Gott führt sein Volk nicht über den direkten Weg nach Kanaan. Er gibt Mose die Anweisung umzukehren, einen riesigen Bogen zu schlagen und das Volk in eine scheinbare Sackgasse zu führen. Dort will er dem Pharao, der durch dieses Umherirren der Israeliten verführt werden wird, sein Versprechen zu brechen, seine Macht spüren lassen.

Und so irren die Israeliten durch die Wüste, geführt von einer Wolkensäule am Tag und einer Feuersäule in der Nacht.

Und natürlich jagt der Pharao mit seiner ganzen Streitmacht hinter ihnen her, um ihnen seine Macht zu demonstrieren.

In der Sackgasse, am Schilfmeer, wo es kein Vor und kein Zurück mehr gibt, ist die Panik der Israeliten groß und sie schreien zu Mose und der schreit zu Gott. Das ist kein Flehen um göttlichen Beistand, zumindest nicht bei den Israeliten, das ist Klage über die schlechte Führung.

Doch Gott ermöglicht einerseits den Israeliten die Flucht durch das Schilfmeer, das er für sie teilt und zeigt gleichzeitig dem Pharao, wer hier das Sagen hat, indem er dessen Heer im selben Gewässer jämmerlich ersaufen lässt.

Die Hebräer besingen das eben erlebte Wunder in einem Lied.

 

Warum ein Umweg? Gott begründet vor Mose sein Vorgehen, aber gerade die Gläubigen in meiner Kirche dürften die derzeitigen Vorgänge in ihrer Organisation ebenfalls als Umweg – wenn nicht gar als Irrweg – empfinden und sich manchmal eine solche Rauch- bzw. Feuersäule vor sich auf dem Weg wünschen und sei es nur, um zu wissen, dass Gott immer noch dabei ist und sich nicht längst klammheimlich aus dem Kuddelmuddel verdrückt hat.

Es gibt viele Vermutungen, was getan werden müsste, doch es herrscht keine Einigkeit und dieser eine Lotse, der Anweisungen direkt von oben erhält, fehlt ebenso, wie „der von oben”, sichtbar für alle an der Spitze des Trosses.

Aber jede Seite ist sich absolut sicher, dass der Weg der anderen, direkt in die Fluten des Schilfmeeres führt!

Aber hat es den Israeliten denn so viel gebracht, dass Gott ihnen einen Anführer an die Seite gestellt hat und sichtbar vor ihnen herlief? Wir lesen, dass sie Mose vorwerfen, es hätte schönere Gräber in Ägypten gegeben. Im Angesicht der Rauch- und Feuersäule, in direkter Gegenwart ihres Gottes haben die Hebräer keinen Glauben!

Wir haben Jesus, der wirklich gelebt hat und nach unserem Glauben auch in diesem Moment wirklich lebt. Eine Person, die gleichzeitig unser einziger Gott ist und die uns versprochen hat, immer bei uns zu sein, egal was passiert.

Ja, die Strukturen, die uns all die Jahre getragen haben, sie lösen sich auf; es scheint tatsächlich, dass die Wellen des Weltenmeeres über uns zusammenschlagen – so wie das Petrus seinerzeit erlebt hat, als er unvorsichtigerweise der Aufforderung Jesu folgte und aus dem Boot stieg. „Herr, wir versinken!”, möchten wir rufen und wir wissen doch so genau, was Jesus seinerzeit in dieser Situation schmunzelnd (ich bin absolut sicher, dass er dabei schmunzelte) Petrus sagte.

Ja, wir sehen den Weg vor uns nicht, wir sehen den Weg nicht, auf den Gott uns geschickt hat und wir fürchten uns. Vielleicht ist aber genau das aktuell für uns dran. Wir sollen uns nicht auf die Dinge verlassen, die getan werden müssten oder getan werden könnten, wir sollen wieder lernen, uns auf das eine – auf den Einen – zu verlassen, auf den einen, der uns gesagt hat:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zu Vater außer durch mich.” (Joh 14,6)

Direkt davor bekundete übrigens ein gewisser Thomas, dass er den Weg nicht wisse und die ganze Truppe auch nicht.

 

Wir stehen am Schilfmeer und wir sind verzweifelt. Es wäre an der Zeit, Herr, für ein gewaltiges Wunder. Doch allein du bestimmst den richtigen Zeitpunkt dafür. Alles, was uns bleibt, ist standhaft im Glauben zu sein und darauf zu vertrauen, dass du unsere Schritte lenkst, auch wenn es uns nur wie ein hilfloses Umherirren erscheint.