Das Werk Gottes – 2. Mose 35 – 40 (8. – 20. März)

Die Stiftshütte, das Haus Gottes, ist sowohl Bild für die neue Religion als auch für das Werk Gottes an der Schöpfung. Viele Hände, Füße, Augen, Ohren und Münder arbeiten an diesem Werk Gottes, ganz nach dessen Wort und Anweisungen und ganz nach dem Motto "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben" (Joh 15,5). Genauso funktioniert die Gemeinschaft der Freunde Gottes! Irgendwann stellt Mose fest, dass mehr Material zusammenkommt als für die Stiftshütte benötigt wird. Solange alle sich vom selben Geist (Gottes) führen lassen, solange herrscht Überfluss in dieser Gemeinschaft. Die Gemeinschaft mit Gott ist Segen.

Doch Gott trennt Religion und Freundschaft, wie wir hier sehen. Wenn die Wolke Gottes über dem Zelt liegt, kann nicht einmal Mose hinein. Nur die Priester, die dort ihre zeremonialen Dienste verrichten, können sich in der Hütte aufhalten. Zu seinem Freund Mose spricht Gott persönlich in dessen Zelt. Religion und ihre Zeremonien und Rituale sind für Menschen, die zwar glauben, aber (noch) keine persönliche Beziehung zu Gott haben. Die Freunde Gottes entwickeln im Zusammenspiel mit ihrem allmächtigen Freund bald eigene Rituale der Begegnung. Freundschaften entwickeln sich und wachsen, Religionen sind starre Rahmen, genau wie die bis in alle Einzelheiten definierte Stiftshütte. Mit den Geschehnissen auf Golgatha wurden die hier eingeführten Zeremonien der Religion aber – bis auf das Abendmahl – ganz durch persönliche Zeremonien der Freundschaft abgelöst.

Die Stiftshütte steht aber ebenso für das kommende, das ewige Reich, denn sie wird – in Form des Tempels von Jerusalem – auch als Verheißung inmitten des den Israeliten gelobten Landes stehen. Nur wenn das Zelt auf- oder  abgebaut wird, kann man einen flüchtigen Blick vom Allerheiligsten erhaschen, kann die Pracht erahnen, die im Inneren herrscht, in den Zeiten, in denen Gott darin verweilt.

Wir lesen, sobald sich die Wolke vom Zelt erhob, ging der Marsch durch die Wüste weiter, d.h., wenn Gott in der Mitte seines Volkes war, war er gleichzeitig von ihnen getrennt und im Grunde ferner, als wenn er vor ihnen durch die Wüste zog. Unser Gott ist ein Gott in (der) Bewegung. Natürlich können wir in seiner Nähe ruhen; er lädt uns dazu ein, wie er die Israeliten auf ihrer Pilgerschaft durch die Wüste einlud. Wir können ihn dann betrachten, uns an ihm erfreuen; wir können uns ausmalen, wie es sein wird, wenn wir in seinem Reich an seinem Tisch sitzen – seine Macht und Herrlichkeit erfahren wir in dieser Welt aber nur, wenn wir uns bewegen, wenn wir tätig sind. „Seid Täter des Wortes”, ruft uns Jakobus zu!

Eines der wesentlichen Probleme der heutigen Kirchen ist die Uneinigkeit darüber, ob Gottes Wolke nun gerade über der Stiftshütte liegt oder ob sie bereits wieder vor uns herzieht. Wenn jedoch einzelne Amtsträger murren „Lasst doch die Querulanten ziehen, dann werden wir in unserer Kirche wieder Ruhe und Frieden haben”, zeigt dies aber, dass diese Personen der aktuelle Status der Wolke ganz sicher nicht interessiert.

2. Mose 35 – 40 >>