Hesekiel 1 (5. Juni)

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (Ex 20, 4-6)

Unter Hesekiel lernen wir den eifernden Gott kennen.

Stell dir vor, du gehst wie jeden Tag deiner Arbeit nach und plötzlich öffnet sich über dir der Himmel und es erscheint dir die Herrlichkeit Gottes. Hesekiel, dem Priester seines Volkes in der babylonischen Gefangenschaft passiert das.

Nichts in dieser Welt geschieht ohne Grund und Hesekiel ist in diesem Moment klar, sein bisheriges Leben hat hier sein Ende gefunden. Entsprechend furchteinflößend sind auch die Bilder und Eindrücke, die nun auf ihn einströmen; Bilder, für die es im menschlichen Wortschatz in keiner Sprache Wörter gibt, insofern muss allem, was er nachfolgend beschreibt ein „es war wie“ oder ein „sah aus wie“ mitgedacht werden.

Hesekiel beschreibt vier Himmelswesen, die Cherubim, also Himmelswesen, die in jener Zeit im Orient vermutlich so bekannt waren wie es bei uns heute viele Disney-Figuren sind. Wichtig erscheint daher vor allem, was er sonst noch beschreibt.

Die vier Wesen berühren sich mit den Flügeln, d.h., es herrscht eine ständige Verbindung zwischen ihnen. Die Flügel berühren aber auch den Himmel, das heißt, es besteht auch Einheit zum Allmächtigen. Die vier Wesen können, da sie vier verschiedene Gesichter (in jede Himmelsrichtung ein anderes) haben, die Richtung ändern, ohne sich umzudrehen. Das heißt aber auch, wann immer sie die Richtung ändern, sehen sie, was vor ihnen liegt, mit anderen Augen.

Offensichtlich bilden die vier Wesen einen Kreis (oder wohl eher ein Quadrat), denn in ihrer Mitte brennt ein Feuer mit einem hellen Strahlenkranz und von dem Blitze ausgehen. Feuer verzehrt, Feuer reinigt und veredelt (läutert), Feuer erhellt aber auch, was zuvor im Dunkeln lag. Und dieses Feuer springt auch über, wie die Blitze anzeigen. Dieses Feuer ist die Wahrheit Gottes, der Geist, der die vier Wesen leitet.

Bei den vier Wesen sind vier Räder, wobei, eigentlich ist es nur ein Rad, denn die vier Räder sind miteinander verbunden, so dass auch sie die Richtung ändern können, ohne zu wenden. Diese vier Räder sind übersäht mit Augen und diese vier Räder folgen den Wesen. Es bietet sich an, in diesen Rädern die ganze Welt zu sehen.

Das hier beschriebene ist offensichtlich Gott, der Allmächtige. Er lenkt alles (nicht nur sein Volk), hat überall seine Augen (nicht nur auf seinem Volk) und er erleuchtet und läutert alles. Er ist so groß, so anders, dass es unmöglich ist, ihn in einem einzigen Wesen zu beschreiben. Und, wenn wir ihn wahrnehmen, erscheint uns sein Wesen so unterschiedlich wie die vier Gesichter der Cherubim. Kurz zusammengefasst: Dieser Gott ist furchteinflößend, vor allem, weil er so unbegreiflich, so unfassbar ist.

Und nun erscheint – sogar oberhalb dieses Geschehens – ein Thron und auf diesem Thron sitzt tatsächlich ein Mensch. Auch dieser ist anders. Auch von ihm gehen das Strahlen eines göttlichen Lichtes und eines verzehrenden Feuers aus. Außerdem ist um ihn etwas wie ein Regenbogen gespannt.

In diesem Menschen verbinden sich Vergangenheit und Zukunft, denn der Regenbogen steht für den Bund, den Gott bereits mit Noah und all seinen Nachkommen geschlossen hatte und der Thron für das Gericht. Dieser Mensch steht also für Gericht und für Rettung. Dieser Mensch ist der Messias. In der Art seiner Erscheinung (des von ihm ausgehenden Lichtes) und seiner Verbindung mit dem Gesamten erkennen wir auch ihn als Gott, als Teil des Göttlichen, aber auch als Mensch. Der Messias ist Gott und Mensch zugleich.

Wir sehen hier also Gott, den Ursprung der Herrlichkeit und Macht, die dieser Szenerie entströmt, der aber in seiner Existenz so komplex ist, dass er eigentlich gar nicht beschrieben werden kann - er ist irgendwie „Alles in Allem“. Dann erfahren wir vom Geist Gottes, der in allem wohnt und alles lenkt. Und wir sehen den Messias, Mensch und Gott, König/Richter und Erlöser. Ohne es explizit zu erwähnen, vielleicht ohne es selbst zu erkennen, beschreibt Hesekiel die Dreieinigkeit Gottes.

Und der Mensch in dieser Szenerie beginnt nun zu Hesekiel zu reden.

Und nirgendwo sonst in der Bibel passt der folgende Satz vermutlich besser:

Fortsetzung folgt (im zweiten Kapitel).

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