Sprüche 10 (25. – 27. Mai)

„Wenn der Sturm daherbraust, ist der Frevler verloren, / der Gerechte ist fest gegründet für immer.” (Spr 10, 25)

Hier beginnt die zweite Sammlung mit den Sprüchen Salomos. Ich habe als Leitbild einen herausgestellt.

Laut Schlachterbibel geht es in Kapitel 10 schwerpunktmäßig um Gerechtigkeit und Gottlosigkeit. Gerechtigkeit ist aber nur bei Gott. Ein weiser Richter des Bundesverfassungsgerichtes hat einmal gesagt: „Ein Richter kann lediglich Recht sprechen. Gerechtigkeit hat er nicht im Angebot.” Weise Worte, Worte der Weisheit.

Mit dem Wissen aus den vorherigen Kapiteln, dass (in) Gott Weisheit ist, erkennen wir: Gerechtigkeit setzt Weisheit voraus, Wissen allein hilft nicht.

Insofern kann der in Kapitel 10 immer wieder erwähnte Tor natürlich auch einmal klug sein, an Weisheit wird es ihm aber mangeln. Und so wird er sein vermeintliches oder tatsächliches Wissen anderen aufdrängen, d.h., er wird eine Form wählen, die unweigerlich zur Ablehnung führt (beim vermeintlichen Wissen sogar zu Recht!), oder er wird es zum eignen Vorteil nutzen und dabei sprichwörtlich über Leichen gehen.

Umgekehrt sorgt die Weisheit dafür, für die Erkenntnisse anderer stets offen zu sein. Der Weise begreift sich stets auch als Schüler. Und tatsächlich warnt Jesus uns davor, Lehrer sein zu wollen. Damit verbietet er uns natürlich nicht, unsere Erkenntnisse mit anderen zu teilen, er warnt uns nur vor der Einbildung, die eigene Erkenntnis sei endgültig und unveränderbar, die Haltung eines Toren.

Deshalb wird der Weise aus den Erkenntnissen anderer persönliche Entwicklung ziehen, die er als Gewinn empfindet, der Tor empfindet dieselbe Erfahrung als Niederlage.

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