Auch in Kapitel 29 geht es darum, wie ein Gemeinwesen, z.B. eine Stadt, ein Staat oder eine Staatengemeinschaft funktioniert bzw., was sie zugrunde richtet.
Beispiele:
„Der Gerechte hat Verständnis für den Rechtsstreit der Armen, der Frevler aber kennt kein Verständnis.” (7) – Soziale Gerechtigkeit ist eine tragende Säule jeden Gemeinwesens.
„Hetzer bringen eine Stadt in Aufruhr, Weise beschwichtigen die Erregung.” (8) – erschreckend aktuell! Bestimmte Parteien und Medien (nicht nur in Deutschland), nutzen ganz gezielt die Hetze um Staaten und Staatengemeinschaften zu destabilisieren. Je kleiner eine Gruppe ist, d.h., je besser es gelingt eine Gemeinschaft in Kleingrüppchen aufzusplittern, desto leichter sind sie zu manipulieren und nach eigenen Vorstellungen zu lenken. Offensichtlich ist diese Art der Staatszersetzung so alt wie die Staatenbildung selbst. Und wir haben immer noch nicht gelernt, mit Hetze in der richtigen Art und Weise umzugehen. Viele fallen immer noch darauf herein und laufen den Hetzern hinterher.
„Mörder hassen den Schuldlosen, / Rechtschaffene bemühen sich um sein Leben.” (10) – Mörder sind hier natürlich nur das extremste Beispiel. Worum es bei diesem Spruch im Kern geht ist: Sehe ich im Hilferuf eines anderen eine Aufgabe oder eine Gefahr? Aufgaben gäbe es in dieser Welt für jeden genug anzugehen, zu oft beschränken wir uns aber darauf die Schuld beim Hilfesuchenden zu sehen, um unsere Gleichgültigkeit zu rechtfertigen.
„Ohne prophetische Offenbarung verwildert das Volk; / selig ist es, wenn es die Unterweisung bewahrt.” (18) – So funktioniert das Reich Gottes: Ein erstrebenswertes Ziel wird ausgegeben und damit die Motivation im Volk geweckt, dieses Ziel anzustreben. Wenn wir heute den Niedergang der großen christlichen Kirchenorganisationen betrachten, so wäre auch einmal zu überprüfen, inwieweit dieses vor 2000 Jahren (eigentlich schon viel früher) ausgegebene Ziel tatsächlich noch die Triebfeder ist, die den Apparat am Laufen hält und wo das Ziel aus den Augen verloren wurde. Wieder funktioniert eine weltliche Nation oder Staatengemeinschaft nach denselben Prinzipien: Welche Werte hat die Gemeinschaft und was soll damit erreicht werden? Ohne erstrebenswertes Ziel, wenn es nur noch um den Erhalt des Status Quo geht, löst sich die Gemeinschaft infolge von Langeweile mehr und mehr in Einzelinteressen auf – hier als „Verwilderung” bezeichnet.