Lukas 7, 18-35 (29. + 30. Januar)

Zwei Jünger von Johannes dem Täufer kommen zu ihm in den Kerker und berichten von dem Wunder in Nain. Johannes weiß natürlich, dass Jesus der Messias ist, Gott hat es ihm vom Himmel herab gesagt. Trotzdem schickt er sie nun los, ihn zu fragen: „Bist du der, der kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten?“

Ich frage mich, hat Johannes hier im Kerker, wo die Finsternis das Leben beherrscht tatsächlich Zweifel bekommen? Das kann jedem von uns passieren: Wir geraten in eine Situation, die verzweifelt, ja hoffnungslos ist und plötzlich scheint alle Gewissheit, alle Sicherheit, die wir vorher hatten weit weg, als hätten wir sie niemals besessen.

Oder hat Johannes seinen Auftrag nur bis zum Ende durchgezogen, wie das Jesus einige Jahre später auch tun wird? Fordert er nun, wo er das Ende seines Weges sieht, dass Jesus, der bisher beharrlich das Wort Messias in seinem Zusammenhang vermieden hat, sich endlich zu bekennen, verlangt er also von ihm eine offizielle Übernahme der Geschäfte? Es steht ja auch die Frage im Raum, was aus den Jüngern des Johannes wird, die immer noch treu zu ihm halten und die in Jesus eher einen Konkurrenten sehen.

Ich kann hier keine Antwort geben und Jesus tut es auch nicht. Er verweist nur auf die Prophezeiungen, wenn er sagt: „Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde werden sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird das Evangelium verkündigt. Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!“ (Lk 7, 22+23) – Johannes dürfte die Botschaft verstanden haben, die angekündigte Gnadenzeit ist in Jesus angebrochen. Den dabeistehenden Juden lässt die Antwort gerade noch genug Interpretationsspielraum um nicht zu verstehen. Uns sagt diese Situation, dass Jesus uns antwortet, wenn wir ihn fragen. Aber auch wenn dann seine Antwort nicht so ausfällt wie wir sie erwartet haben, sie wird auf ihre Weise eindeutig sein. Glaube hilft!

Danach erzählt Jesus der Menge aber etwas über diesen Johannes. Er erklärt ihnen, dass er der Bote ist, der dem Messias vorangeht. Er verweist darauf, dass die Sünder, die Niedrigen im Volk auf ihn gehört haben und sich zur Buße von ihm taufen ließen, die Frommen (Pharisäer und Schriftgelehrte) aber nicht. Dann gibt er sich als Messias zu erkennen – natürlich nur indirekt; er bezeichnet sich als Sohn des Menschen (eine in der Tora oft verwendete Bezeichnung für den Messias) und sagt, dass er dem Johannes gefolgt ist, dass also Johannes sein Bote war – wer anderes als der Messias sollte er also sonst sein? Natürlich waren in jener Zeit viele Menschen in Israel unterwegs, die sich selbst Messias nannten, aber keiner hatte Macht über Leben und Tod. Und Jesus warnt die Klugen in der Runde bereits: Sie haben Johannes abgelehnt, sie werden auch ihn ablehnen. Man braucht Weisheit um zu erkennen.

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