21. April 2025. Papst Franziskus ist tot. Warum muss ich an diesem Tag an Johannes Paul II. denken? Warum erinnere ich mich gerade heute an seine nach dem schrecklichen Attentat auf ihn gefundene Liebe an die „Gottesmutter“ Maria? Es ist wie es ist.
Vorab: Maria ist keine Gottesmutter, sie ist die Mutter des Menschen Jesus. Das schmälert ihre Hingabe an ihren Gott aber in keinster Weise, im Gegenteil. Die Opferbereitschaft und die Größe der Opfer, die sie gebracht hat, sind übermenschlich. Sie zu ehren ist richtig.
Wir betrachten Maria von unserem Blickwinkel der Geschichte aus, diesen Blickwinkel hatte sie nicht! Als Gott ihr offenbarte, sie werde den Messias zur Welt bringen, waren mit einem Schlag, alle Hoffnungen und Träume, die sie für ihr Leben hegte, beendet. Sie würde ein – nach menschlichem Urteil („Richtet nicht!“) – uneheliches Kind zur Welt bringen. Sie würde eine Ausgestoßene sein.
„Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lk 1, 38)
Die Aufgabe des eigenen Lebens, der eigenen Hoffnungen, das war das erste Opfer Marias.
Auch ihr Verlobter Joseph hatte es natürlich nicht einfach in diesen Tagen. Das Moralverständnis des Volkes Gottes und der damaligen Zeit gebot es ihm, seine Angetraute zu verstoßen und es war eine Intervention Gottes notwendig, ihn davon abzubringen. Dennoch: Zu Maria zu stehen bedeutete auch für ihn Verlust an Achtung und Respekt bei seinen Mitmenschen. Hätte es das Problem mit Herodes nicht gegeben, er wäre vielleicht trotzdem nach Ägypten geflohen und sei es „nur“, um seine junge Familie vor Hohn und Spott der Frommen zu schützen. Er zog das Kind wie sein eigenes auf und bildete Jesus aus, wie es die Aufgabe eines Vaters war. Dann verschwindet er aus der Geschichte, wahrscheinlich starb er. Und Jesus als ältester Sohn wurde das Familienoberhaupt und der Ernährer der Familie.
Als Jesus seiner Mutter erklärte, dass er sie verlassen und als Prediger durchs Land ziehen werde, brachte Maria das zweite und das dritte Opfer. Das zweite Opfer: Sie verlor ihren ältesten Sohn an Gott. In einer Zeit großer Armut und keiner staatlichen Absicherung ein gewaltiges Opfer, auch wenn Jesus inzwischen Brüder hatte. Jede Hand zählte! Und das dritte Opfer? Sie muss hier erkannt haben, dass sich die Prophezeiung Simeons, dass durch Jesus ein Schwert durch ihre Seele dringen werde, nun wahr werden wird. Jesus ging den Weg, den Simeon prophezeit hatte.
Jede Nachricht und jedes Gerücht um ihren Sohn, das danach zu ihr durchdrang und immer deutlicher machte, wie sich allmählich Unheil über Jesus zusammenzog, waren weitere Opfer, denn Maria konnte ihr Kind nicht schützen. Wie hilflos sie in diesem Mutterwunsch war, erfuhr sie auf die harte Tour, als sie eines Tages mit ihren anderen Söhnen zu Jesus kam und nicht zu ihm durchkam. Wollte sie ihn vielleicht an jenem Tag auffordern, wieder heimzukommen, weil sie ihn aus der Schusslinie des sich zusammenbrauenden Zorns der Kirchenoberen bringen wollte – wenigstens für eine kurze Zeit? Dreißig Jahr alt, aber Jesus war ihr Kind!
Und dann das letzte und größte Opfer. Die Mutter muss sehen, wie ihr Kind von den Römern grausam hingeschlachtet wird. Ja, wir wissen: Am übernächsten Tag wird Jesus aus den Toten auferstehen. Er wird der Christus der durch ihn in die Welt gekommenen neuen Kirche sein. Für Maria existiert dieser Tag in diesem Moment nicht! Als der Soldat die Lanze in die Seite Jesu bohrt, da durchbohrt sie auch die Seele Marias. Das ist ihr Kind dort am Kreuz!
Ja, Gott gab seinen eingeborenen Sohn, um die Welt zu retten. Das Opfer Marias, Mensch und Mutter, war nicht kleiner als das Opfer Gottes.
„Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, so halte ihm auch die ander hin!“ (Mt 5, 39)
„Wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, so gehe zwei mit ihm!“ (Mt 5, 41)
Das ist Maria, die Mutter Jesu!
Wer sie achtet, für den bekommt die Aufforderung: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“ (Mt 20,27) einen anderen Klang. Maria ist groß, denn sie dient wahrhaftig.
Und um dies zu unterstreichen, zeigt sich der Auferstandene zuerst einer Frau und gibt ihr zuerst den Auftrag, seine Auferstehung zu verkünden. Der Messias kam durch eine Frau in die Welt, doch eine Frau erhielt auch zuerst den Auftrag den auferstandenen Christus zu verkünden. War das erste noch biologisch begründet, so zeigt das zweite unmissverständlich den Willen Gottes.
Papst Franziskus forderte die Katholische Kirche auf, die Rolle der Frau in dieser Gemeinschaft neu zu denken. Es ist an der Zeit!