„Vom HERRN werden die Schritte des Mannes bestätigt, wenn Ihm sein Weg gefällt.“ (Ps 37, 23)

„Vom HERRN werden die Schritte des Mannes bestätigt, wenn Ihm sein Weg gefällt.“ (Ps 37, 23)

„Fällt er, so wird er nicht hingestreckt liegen bleiben; denn der HERR stützt seine Hand.“ (Ps 37, 24)

Diese Woche war es mal wieder soweit. In einem Moment der Unaufmerksamkeit bezüglich des Weges direkt vor mir trat ich auf einen größeren Stein, natürlich mit dem erhöhten Schuh. Ich war auf dem Heimweg von der Schule, hatte den Rucksack auf dem Rücken und den Wintermantel, der morgens noch notwendig war über dem Arm. Von einer Sekunde auf die nächste kippte mein linkes Bein nach außen weg und ich lag auf der Straße. Wegen des Mantels waren nicht einmal meine Hände schnell genug, so dass schließlich erst die Nase meinen Sturz bremste. Aua!

Keine Angst, nichts gebrochen, nur ein paar Schürfwunden und die Nase war die letzten Tage etwas geschwollen.

Aber es wurde mir wieder mal bewusst: Die Welt ist hinterhältig zu mir und nutzt jede Gelegenheit, mir eins auszuwischen. Du hältst das für Verfolgungswahn? Wahrscheinlich hast du recht! Aber andererseits sollte man seine Empfindungen ernst nehmen. Nur wenn ich auf meine innere Stimme höre, kann ich aus solchem Unbill Erkenntnisse gewinnen, ehe ich den Eindruck in der Schublade mit der Aufschrift „Verfolgungswahn“ endgültig ablege.

Die erste Erkenntnis lautet: „Achte auf deinen Weg. Der nächste Schritt ist immer wichtiger als der übernächste!“ Denn da war ein Passant vor mir auf dem Weg zur Ampel. Ich wollte ihn einholen, ehe die Fußgängerampel der vor mir liegenden Bundesstraße auf grün springt. Also habe ich auf eventuelle Autos (aktuelle Straße war in beide Richtungen frei) und eben auf den Vorsprung des Vordermannes geachtet und lief schneller, als es die Sicht auf den vor mir liegenden Weg zuließ. Dein nächster Schritt ist immer wichtiger als der übernächste!

Während also diese Erkenntnis in mir reift, fällt mir die Geschichte von der Weisheit des Mönches wieder ein: „Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon. Wenn ihr steht, dann geht ihr schon; …“ Und schon wird die ganz praktische und schmerzhafte Erfahrung spirituell. Es ist erstaunlich! Und es bestätigt meine Überzeugung, dass wir in dieser Welt auf einem Weg gehen, den uns Gott vorbereitet hat; die Bibel nennt es Pilgerschaft, ich nenne es Heimweg. Genau wie bei meinem Sturz diese Woche sind wir alle auf dem Heimweg.

Gott hat uns ausgesandt zu reifen und zu erkennen. Unser Weg ist keine Prüfung!

Aber selbst wenn wir auf seinem Weg gehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Erkenntnis zu gelangen. Da gibt es die schönen. Mein Weg zurück in die Gemeinde war so einer. Nachdem die Entscheidung gefallen war, ebnete sich der Weg vor mir und die befürchteten Hindernisse entpuppten sich als große, weit geöffnete Tore. Besser und deutlicher kann Gott die Schritte eines Menschen nicht bestätigen. Aber ein Mensch kann auf diesem Weg auch fallen, z.B. weil er den zweiten Schritt vor dem ersten genommen hat. Doch wie Vers 24 sagt: Du fällst nicht einfach nur. Im Aufstehen wird Gott dir Erkenntnis geben, wenn du ihn lässt.

Und das ist das Geheimnis unseres Glaubens, das ist das Oster-Geheimnis: Wir stehen immer wieder auf! Der uns diesen Körper gegeben hat, wird uns einen besseren geben, wenn der alte einmal endgültig zerbrochen ist. Seine Hand stützt uns und hilft uns immer wieder auf – auf die eine oder die andere Art.

Übrigens hatte ich zunächst einen anderen Bibelvers als Überschrift im Sinn, bis mir auffiel, dass der hier gar nicht passt. Dass ich also diese beiden Verse aus Psalm 37 nun besser kenne als jemals zuvor und mit einer persönlichen Erkenntnis verbinden kann, ist auch unmittelbare Folge des Sturzes. Es hätte natürlich auch einen schmerzlosen Weg zu dieser Erkenntnis gegeben, wenn ich achtsamer gewesen wäre und auf den unmittelbar nächsten Schritt geachtet hätte – egal auf welchem Heimweg.

Und hier folgt gleich die nächste Erkenntnis: Gott straft seine Kinder nicht, er nutzt nur alles an und in uns, um uns zur Erkenntnis zu bringen – auch unsere Schwächen und Fehler. Das entspricht wohl nicht den Aussagen der Propheten und der Apostel, aber das war eine andere Welt in einer anderen Zeit mit einem anderen Verständnis. Gott ändert sich nicht, aber die Welt und die Menschen in ihr.

Über die „Evolution der Kirche unseres Herrn“ werde ich aber ein anderes Mal philosophieren…

 

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