„Seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33)

Ehe es nach gesundheitlichen Einschränkungen endlich wieder in einen strukturierten Tages- und Wochenablauf mit festen Arbeits- und Freizeiten geht, haben mich diese Woche wieder einmal ganz elementare Gedanken bewegt, die ich hier nun aufschreibe. Wie immer fühle ich ganz sicher, dass nicht ich die Quelle dieser Einsichten bin, sondern diese „von oben“ kommen.

Die Welt war gegen mich! Schon vor meiner Geburt war die Welt gegen mich.

Meine Eltern – Kriegsgeneration – hatten eine schwere, unglückliche Kindheit; sie hatten daher kein Selbstvertrauen, fühlten sich (wie ich aus Schilderungen meiner Mutter deute) nichts wert. Zwei Menschen, verloren in dieser Welt, die sich zusammentaten, um zumindest nicht allein zu sein. Liebe aus Mangel an Alternativen. Und es war Liebe!

Mein Vater, Kettenraucher und „guter Trinker“, war ein ruhiger, grundehrlicher, lieber Mann, der Gewalt verachtete und vermied, bei seinen Freunden durchaus beliebt, intelligent – aber wie gesagt sich nichts zutrauend. Nur ein Wunsch trieb ihn an: Er wollte ein Kind haben. Doch die Welt verwehrte den beiden diesen Wunsch; es gab mehrere frühzeitige Fehlgeburten. Erst eine zu dieser Zeit hochrisikoreiche Hormonbehandlung führte zu einer erfolgreichen Schwangerschaft.

Am Tag meiner Geburt wären Mutter und Kind beinahe ums Leben gekommen. Eine Hebamme – offensichtlich mit zu viel Selbstvertrauen ausgestattet – hatte die Situation zu lange falsch eingeschätzt. In letzter Sekunde wurde ich von einem schließlich doch herbeigerufenen Arzt durch einen Notkaiserschnitt in die Welt geholt. Einige Stunden war nicht sicher, ob ich überlebe, einige (ich glaube zehn) Tage war nicht sicher, ob meine Mutter überlebt.

Knapp zwei Jahre später starb mein Vater an Krebs.

Zurück blieb eine Mutter, ohne Selbstvertrauen, gebrochen und nun allein mit ihrem Sohn, den sie mit all ihrer Kraft umsorgte und liebte. Wir waren meine ganze Kindheit hindurch auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Armut in Deutschland, ja die gab es – und die gibt es immer noch (und wer armen, auf Hilfe angewiesenen Menschen unterstellt, sich nicht genug angestrengt, sich in die „soziale Hängematte gelegt“ zu haben, offenbart nur, dass er den Besitz achtet, den Menschen aber verachtet). Dennoch habe ich mich nie „arm“ gefühlt. Das war mein Leben, ich kannte es nicht anders und ich hatte die Gabe der Zufriedenheit. Alle, die diese Gabe nicht besitzen, wissen, das ist ein großes Geschenk. Zufriedenheit bedeutet, mit dem Gegebenen „zu Frieden kommen“, also Frieden.

Aber mein Weg war durch diese Welt vorgezeichnet: Unterste soziale Schicht, da sind Entwicklungschancen und -möglichkeiten sehr begrenzt, Statistiken belegen das. In Sachen Bildung sind keine Impulse zu erwarten, ich hatte z.B. lange Zeit keine Bücher (habe darum auch nie viel gelesen, schon gar nicht gerne), keine Möglichkeit zu Vereinsmitgliedschaften und anderer kognitiver und sozialer Impulse. Die Welt war gegen mich und hat mir nichts mit auf den Weg gegeben!

Großer Zeitsprung

Du liest gerade einen Text auf meiner Homepage, die – würde man sie auf Papier ausdrucken – auf über 700 Seiten das Wort Gottes unter den verschiedensten Gesichtspunkten beleuchtet. Aus lernpsychologischer Sicht (ich habe Lehramt studiert) kann ich dazu überhaupt nicht in der Lage sein; es fehlen mir sämtliche Impulse in der Kindheit, die eine solche Entwicklung begünstigen, ermöglichen würden. Ich kann also mit Fug und Recht und wissenschaftlich begründet sagen: Was immer hier und heute aus meinem Kopf heraussprudelt, die Welt hat es nicht hineingelegt. Was ich aus der Welt bekam und was es mir vermutlich erst ermöglichte, mich nach vielen Jahren einem liebenden Gott zuzuwenden, ist die Liebe meiner Mutter und der Menschen, die ihr und mir halfen. Insofern ist nach meiner persönlichen Erfahrung in der Tat die größte Sünde, die der Mensch begehen kann, anderen Liebe – im Sinne von Nächstenliebe – zu verweigern. Allein diese Liebe gibt und stärkt Leben, sie zu verweigern, nimmt es! Allein die Liebe (und damit Gott) ist die Kraft, die den Tod und damit die (Gesetze der) Welt überwindet.

Womit die Wahl der Überschrift begründet wäre.

Gott hat sich wieder mal einen ausgesucht, der es aus eigener Kraft nicht schaffen konnte, damit alle sehen können, dass er (dass seine Liebe) sich durch die Welt und ihre Begrenzungen und Ketten nicht aufhalten lässt. Er bestimmt, er regiert, er IST das Leben!

Und wie er mir diese Woche gezeigt hat, er ist noch nicht fertig mit seinem Plan und mit mir. Über kurz oder lang wird eine neue Aufgabe auf mich zukommen, die deutlich jenseits meiner Komfort- und Sicherheitszone liegt. Ich habe ihn gebeten, mich zu ziehen und zu schieben, wo ich zögere, und er tut’s.

Und er macht mir klar, dass das, was da auf mich zukommt, nicht plötzlich „vom Himmel fällt“. Er hat es mir das erste Mal gezeigt, als ich noch ein Kind war und es dann einfach in kindliches Spiel umwandelte und immer häufiger und immer stärker die letzten Wochen und Monate, wo ich es aber – weil es eben so überhaupt nicht meinem Naturell entspricht – einer Überreaktion auf das, was Gott mit mir seit einigen Jahren tut, zurechnete, also als Verrücktheit ignorierte. Zuletzt kam aber der Ruf aus dieser Welt und es wäre faul und feige gewesen, auch diesen zu ignorieren. (Gott weiß, ich hab’s trotzdem versucht!)

Und so langsam frage ich mich: Sehe ich den Weg, der nach seinem Willen vor mir liegt, wirklich nicht, wie ich immer noch behaupte, oder habe ich über die Jahre nur gelernt, Dinge nicht zu sehen, die ich nicht sehen will? Daraus würde dann natürlich folgen, dass ich dringend lernen muss wieder zu sehen (ach, das Augenthema … nichts geschieht ohne Grund…)

Ja, ich spüre es: Gott wird mich noch oft auffordern, zu lange akzeptierte Ketten zu sprengen, die mich derzeit noch binden. Und wenn die Welt gegen mich ist, so ist Gott doch für mich!

Und was bringt der Text nun DIR?

Gott spricht! Er spricht zu mir, er spricht auch zu dir. Ja, ich fühle mich sehr besonders, weil ich spüre, wie sich Gott mir zuwendet. Doch gleichzeitig gibt Gott mir das Gefühl, dass das, was er mir gibt kein exklusives Geschenk an mich ist, sondern für jeden bereit liegt, der ihn darum bittet. Dass du diesen Text bis hierhin gelesen hast und auf eine Antwort auf die eben gestellte Frage wartest, ist Beweis genug dafür, dass er dich bereits auf dem Schirm hat und auf dich wartet!  Er gibt uns das Wollen und das Wirken.

Er hat für dich einen detaillierten Plan und er setzt ihn um. Schritt für Schritt. Hab’s auf dieser Seite schon mal gesagt: Die Sache mit der Freiheit des Christenmenschen darf man auch nicht überinterpretieren. Er wird dich ganz sicher an den Punkt bringen, für den er dich erdacht und gemacht hat. Du kannst nur darüber entscheiden, ob du dich lieber als Geliebter oder als Getriebener empfindest, ob du Kraft aus seiner Zuwendung schöpfst oder deine Kraft in Auflehnung vergeudest.

Vielleicht hast auch du (wie ich) in der Vergangenheit den ein oder anderen Ruf Gottes ignoriert, weil er deiner Meinung nach zur Unzeit kam und jetzt, wo du bereit wärst, herrscht Stille von oben und du fragst dich und Gott: „Herr, wo bist du?“ Wenn du dich das fragst, kann ich dir versichern, Gott ist dir bereits auf den Fersen, sonst würdest du nicht fragen. Lass nicht locker!

Oftmals stehen uns unsere eigenen Erwartungen im Weg! In Beziehungsfragen, insbesondere in Beziehungsfragen zu Gott, sind die eigenen Erwartungen (die Bibel nennt das „Bilder von Gott“) meist das effektivste Hindernis für eine gelungene, vitale Beziehung. Bei mir war das so. Die Bilder brauchten viele Jahre, bis sie endlich verblassten.

Überwinde du deine Bilder, Gott überwindet alles andere! 

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