Markus 8, 27 – 38 (1. Februar)

Jesus wagt einen Vorstoß, die in den Jüngern noch unbewusste Erkenntnis über sein Wesen in deren Bewusstsein zu schaffen und fängt dabei mit der harmlosen Frage an, wofür die Leute ihn denn halten würden. Auch hier folgt natürlich die Beschreibung, die auch schon Herodes geliefert wurde: Johannes der Täufer, Elia oder einen anderen Propheten.

Nun fragt er die Jünger, wofür sie ihn halten und Petrus ruft frei raus: Du bist der Christus. Mit all den Dingen, die sie von ihm gesehen und gehört hatten in der Zeit, in der sie mit ihm durch Israel zogen, konnte es keine andere Meinung über ihn geben. Die Frage war natürlich, hat jemand den Mut das auch zu sagen? Hier wird’s persönlich. Bist du bereit, dich selber in aller Öffentlichkeit sagen zu hören: Jesus, du bist der Christus, du bist der uns angekündigte Messias und Erlöser, du bist die Erfüllung aller Prophezeiungen!

Wenn du das sagst, lehnst du dich weit aus dem Fenster. Zum einen gibst du zu, dass du eine nach weltlichem Verständnis fromme Geschichte für bare Münze nimmst. Im Falle von Petrus wäre natürlich auch möglich, dass dich dieser Jesus anschließend angrinst und sagt: Werd erwachsen, Petrus! Aber auch heute lehnst du dich mit dieser Aussage weit aus dem Fenster, denn du bekennst, dass es für dich noch etwas jenseits der durch die Wissenschaft erklärbaren Welt gibt – in einer „aufgeklärten“ Welt ist das ein höchst bedenklicher geistiger Zustand.

Andererseits – und jetzt sind wir wieder in der Zeit des Petrus – bekennst du dich damit zu allen Prophezeiungen über den Messias und damit hat der gute Petrus so seine Probleme. Als Jesus nämlich auf die vor paar hundert Jahren gemachte Prophezeiung anspielt, dass er leiden, sterben und auferstehen werden müsse, um seinen Auftrag zu erfüllen, da „wehrt“ ihm Petrus, d.h., Petrus erklärt Jesus, dass dies keinesfalls sein Auftrag sein könne und dürfe. Petrus hat also ganz offensichtlich weitaus weltlichere Pläne mit seinem Herrn. Mal ganz abgesehen von der Respektlosigkeit seinem Herrn gegenüber, ist Petrus hier der erste vieler späterer Christen, die Jesus vor ihre eigene, weltliche Kutsche spannen wollen. Jesus und sein Evangelium zur Rechtfertigung für Ausübung von Macht, sei es durch absolutistische Herrscher, in Kriegen oder auch „nur“ in einem liberalen Waffenrecht, das angeblich durch Gott selbst so gewollt sei.  Entsprechend barsch reagiert der Kritisierte: „Weiche von mir, Satan! Denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich!“ (Mk 8, 33)

Doch Jesus ist keiner, der nur sagt, was falsch ist und das dann so stehen lässt. Er erklärt dann auch was richtig ist. Göttlich ist die Selbsthingabe, denn Gott hat sich in Christus den Menschen selbst hingegeben, hat seine Göttlichkeit verleugnet und wird als Mensch sein Leben geben, um seine Kinder zu retten. Kinder Gottes sind wir, weil wir in der Lage sind göttlich zu denken und zu handeln. Den Willen des Vaters erfüllen wir, indem wir mit ganzer Kraft und Hingabe Kinder Gottes sind. Als Kinder Gottes handeln wir, wenn wir dieses irdische, dieses menschliche Leben („die Welt“) als Werkzeug begreifen, seinen Willen zu tun. Als Werkzeug werden wir dieses Leben benutzen, es – uns selbst – hingeben, denn wir erkennen, dass es bei allem, was wir hier tun, um ein ganz anderes, das eigentliche Leben geht. Dieses eigentliche Leben ist kein vages Versprechen auf die Zukunft! Gott hat es uns bereits gegeben, es ist bereits in uns und wir nutzen das irdische Leben als Werkzeug, um es zur Entfaltung zu bringen. Mit jedem Schritt, den wir als Kinder Gottes tun, kommen wir dem Ziel näher und im Innehalten, im Gebet, können wir das oft auch spüren.

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