Markus 8, 14 – 26 (31. Januar)

In Bethsaida heilt Jesus einen Blinden in zwei Schritten. Zuerst spuckt er ihm in die Augen, worauf der Blinde sehr verschwommen sieht. Erst nachdem Jesus ihm die Hand auf die Augen legt, sieht er wieder klar. Jesus macht damit seinen Jüngern klar, was sie im Boot nicht verstanden hatten, als er sie vor dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes warnte.

Hierbei handelt es sich um zweierlei Sauerteig. Herodes ist einfach egoistisch und selbstsüchtig, da ist kein Platz in seinem Leben für eine innige Beziehung zu seinem Gott. Aber er führt ein offensichtlich angenehmes Leben im Luxus. Bis in die heutige Zeit gibt es christliche Glaubensrichtungen, die glauben ein Leben im Wohlstand zeigt den Segen Gottes an. Insofern werden aus ihrem Lebenswandel Lehren für das eigene Leben gezogen. Reiche dienen als Vorbilder, denen man nachstrebt. Gerade an Herodes kann man aber sehen, dass diese Haltung grundfalsch ist.

Der Sauerteig der Pharisäer begründet sich auf deren Herkunft und sozialen Stand. Sie stehen in ihrer Person für den Glauben, so wie bei uns über viele Jahrhunderte die Lehre der Amtskirche als Verkündigung des wahren Glaubens angesehen wurde. Am Verhalten der Pharisäer im vorigen Abschnitt dieses Kapitels kann man aber sehr deutlich erkennen, dass „Kenntnis über die Lehre des Glaubens“ (Theologie) und „Erkenntnis von Gott“ (Glaube) nicht automatisch dasselbe sind. Die Pharisäer wissen aufgrund jahrelangen Studiums alles über die Prophezeiungen ihres Gottes, aber sie sind blind dafür, als sie sich vor ihren Augen erfüllen. Es sind blinde Führer und wer ihnen folgt, rennt ins eigene Verderben.

Darum warnt Jesus vor beiden Gruppen „falscher Lehrer“. Aus den Brotwundern hätten die Jünger weitreichende Erkenntnis über Gott und dessen Willen gewinnen können. Weil sie aber genau wie diese falschen Lehrer ganz im weltlichen verharren, erkennen sie nicht die Lehre, die für sie in diesen Wundern steckte und begreifen deswegen auch nicht Jesu Erklärungen über den Sauerteig. Herodes oder Pharisäer, sie liefern den Sauerteig der Welt, der uns blind und taub macht für das Wort.

Indem der Blinde erst durch Handauflegen geheilt wurde, versuchte Jesus seinen Jüngern zu verdeutlichen, dass die Handlung, die hier für die Verkündigung des Evangeliums steht, zwar mächtig ist, wahre Rettung erfahren wir aber nur durch die persönliche Berührung durch unseren Retter. Hier legt er dem Gläubigen die Hand auf und fordert ihn auf nach oben zu sehen. Aber auch heute berührt er nach wie vor jeden Gläubigen persönlich genau dort wo er blind und taub für das Wort ist, im verhärteten Herzen. Es lohnt sich daher auch für uns, immer mal wieder die Augen zu schließen und beim Öffnen „nach oben“ zu schauen. Genau wie Herodes und die Pharisäer schauen die Jünger Jesu immer noch vor allem „nach vorn“, d.h. sie nehmen die Welt war, nicht Gott.

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