Richter 18 (12. Mai)

Wir begegnen heute den Danitern. Die hatten sich bisher wenig um den Auftrag Gottes, das Land in Besitz zu nehmen gekümmert und ziehen stattdessen plündernd durch die Lande.

Auf einem dieser Raubzüge kommen sie am Haus Michas vorbei und finden Gefallen an seinen Götzen und dem dafür bediensteten Priester und nehmen beides mit sich. Micha drohen sie mit Gewalt, wenn er sie nicht gewähren lässt.

Anschließend überfallen sie die zuvor ausgekundschafteten Laiser, übernehmen deren Stadt und errichten dort mit dem gestohlenen Götzenbild eine eigene Götzenreligion.

Das passt ins Bild! Die Nachkommen Dans sprechen hier von „Inbesitznahme des versprochenen Landes“, aber sie nehmen nicht das ihnen versprochene Land in Besitz, sondern stehlen das Land anderer. Man erkennt sofort, die Wörter des Gesetzes sind ihnen durchaus noch geläufig, deren ursprünglichen Sinn verstehen sie aber nicht mehr. Sie setzen das Wort Gottes nur noch zur Rechtfertigung ihres eigenen Verhaltens ein.

Dies bestätigt sich auch in ihrem Verhalten gegenüber Micha und der von seiner Mutter erfundenen Kirche. Irgendwie ist da noch Glaube in ihnen, Glaube in der Art auf der Suche zu sein, aber ihren Gott haben sie vergessen. Darum stehen sie nun staunend vor dem goldenen Götzenbild und wählen diese weltliche Pracht zu ihrem Gott. Alles erinnert hier an das goldene Kalb kurz nach der Flucht aus Ägypten einige Generationen davor.

Offensichtlich lässt Gott sie auch gewähren. Sie hören nicht mehr auf ihn, sie sind damit nicht mehr im Bund mit ihm und Gott lässt sie einfach ziehen.

„Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,45 -> Ps 145,9)

Die Kinder Dans sind erfolgreich bei ihrem gottlosen Tun.

Wir werden im weiteren Verlauf sehen, dass es immer weiter abwärts mit den Israeliten geht. Dieses Volk ist in dieser Zeit ein Volk ohne Gott, schafft sich daher neue Götter. Wir beobachten auch, wie dieses Volk Gottes, dieses von Gott geeinte Volk ohne ihren Gott auch die Einheit verliert und in immer mehr kleine Grüppchen zerfällt. Sidon war gefallen, weil sie sich als Stadt vom übrigen Volk abgesondert hatten und sich nur noch auf den eigenen Wohlstand verließen. Wenn der Reichtum dazu führt, dass man „die Welt da draußen“ gar nicht mehr wahrnimmt, so wird der Besitz zum Zentrum des Lebens und verdrängt Gott von diesem Platz.

Wir beobachten das Sterben eines Volkes, das den dieser Entwicklung vorausgegangenen stillen Tod der Seele nicht mitbekommen hat. Den Knall im nächsten Kapitel werden sie hören.

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