Die ungleichen Zwillinge – 1. Mose 25, 19 – 34 (31. August)

Isaak wird Vater zweier ungleicher Zwillinge, Esau und Jakob. Obwohl Esau der Erstgeborene und nach der Tradition der Erbe des väterlichen Segens (und Besitzes) ist, prophezeit Gott der Mutter, dass der Ältere dem Jüngeren dienen wird.

In der Tat könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein. Aus Jakob wird ein stattlicher, erfolgreicher Jäger, Esau tritt dagegen in die Fußstapfen seines Vaters und bewirtschaftet das Land. Es ist keine Frage, wen der Vater da lieber hat, zumal ja nach der Tradition Esau auch der Erbe sein wird. Es war ja Rebekka, die die Prophezeiung Gottes bekam, nicht Isaak!

Doch Jakob ist gerissen! Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit kauft er seinem geistig nicht so wendigen Bruder das Erstgeburtsrecht, in der Tradition gleichbedeutend mit dem Erbrecht – zum Preis eines Mittagessens ab. Man könnte auch sagen: Jakob betrügt seinen Bruder um das Erstgeburtsrecht.

Der Gründer des späteren Volkes Gottes ist ein Betrüger! Einige Jahre später wird Jakob auch seinen Vater betrügen, um so an den Segen zu kommen. Hier bahnt sich – vor den allsehenden Augen Gottes – eine Betrügerei biblischen Ausmaßes an, zudem eine, die Gott vorhergesehen und der Mutter prophezeit hat.

Warum lässt Gott das zu? Und er lässt es ja nicht nur zu, er duldet es aktiv. Wir werden das noch genauer betrachten müssen, wenn es soweit ist. Für den Moment stellen wir fest: Gott interessiert sich nicht für die Traditionen der Menschen; wenn sie seinen Plänen zuwiderlaufen, ignoriert er sie einfach. Das Erstgeburtsrecht ist dabei – wie es scheint – Teil menschlicher Tradition und Rechtsprechung und nicht Teil des Planes Gottes. Dass Gott das Erstgeburtsrecht nicht beachtet, geschieht hier ja nicht das erste Mal.

„So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.“ (Jes 55, 9)

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