Lukas 9, 18-36 (9. + 10. Februar)

„Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ (Lk 9, 23)

Dieser Abschnitt behandelt die Frage: Wer ist Jesus?

Die Wunder und das Predigen mit Vollmacht hatten sich inzwischen im ganzen Land herumgesprochen und die Leute diskutierten darüber, wer dieser Nazarener denn sei. Im Angebot waren natürlich Wiedergeburten aller großen Propheten der Vergangenheit, insbesondere Elia, der – so berichtet die Bibel – nicht starb, sondern von Gott direkt in den Himmel entrückt wurde. Das war davor nur Henoch aus der direkten Linie Adams vergönnt gewesen. Als Jesus seine Jungs fragt, für wen sie ihn halten, drängelt sich Petrus vor und antwortet: Du bist der Christus Gottes! Jesus fordert sie auf darüber zu schweigen (was einer Bestätigung der Aussage von Petrus gleichkommt) und erklärt ihnen, dass er zuerst sterben und auferstehen müsse, ehe sie das der Welt verkünden dürfen.

Sterben um wieder (zu neuem Leben) aufzuerstehen, das ist es was Jesus denen verspricht, die ihm nachfolgen. Das klingt, so wie er es beschreibt – „Verleugne dich selbst und nimm dein Kreuz täglich auf dich und tu was ich tue!“ – ohne Glauben nicht wirklich verlockend. Es heißt nicht weniger als: Gib alles Weltliche auf und halte dich nur noch am Göttlichen fest. Das heißt: Vertraue allein auf meine Zusage, auf die Zusage des Vaters. Und dazu gehört, dass du dich zu diesem Vertrauen bekennst. Das war damals nicht leicht, weil Jesus kurze Zeit später als Gotteslästerer gekreuzigt und alle seine Gefolgsleute verfolgt wurden. Das ist aber auch heute nicht einfacher geworden. In vielen Teilen der Welt werden bekennende Christen verfolgt, im Rest der Welt, der meist nur glaubt, was sich in Zahlen ausdrücken lässt, kannst du ganz leicht zum Träumer oder Außenseiter abgestempelt werden. Überall auf der Welt sind daher die Christen mindestens vom sozialen, oft sogar vom körperlichen Tod bedroht. Jesus nimmt hier kein Blatt vor den Mund. Das ist das Los derer die ihm nachfolgen. Alles was sie haben, ist seine Zusage, dass der körperliche Tod für seine Leute nicht das Ende, sondern der Anfang ist, während für die anderen das endgültige Ende alle 24 Stunden einen Tag näherkommt – unausweichlich. Uns bleibt nur die Zusage auf eine Zeit, eigentlich nicht „Zeit“ sondern Ewigkeit, die jenseits unserer Einflussmöglichkeit ja komplett außerhalb unserer Erfahrung liegt.

Dem inneren Zirkel seiner Apostel, also Petrus, Johannes und Jakobus, gewährt er dann aber doch einen Blick hinter die Kulissen. Er nimmt die drei mit auf einen nahen Berg, dort beobachten sie, wie er verklärt wird und wie sich Moses und Elia zu ihm gesellen und mit ihm über sein nahes Schicksal in Jerusalem reden. Das kriegen die Jungs aber nicht mit, weil sie mal kurz wegnicken. Als sie aufwachen sehen sie eben nur den verklärten Jesus im Beisein von zwei weiteren – vermutlich ebenfalls verklärten – Männern und ziehen daraus ihre Schlüsse: Das müssen Moses und Elia, die größten Heiligen ihres Volkes sein. Vermutlich im Halbschlaf schlägt Petrus vor, jedem hier und sofort eine Hütte zu bauen, Jesus, Moses und Elia.

Nun gesellt sich noch ein vierter zu die Runde. Die ganze Szenerie wird durch eine Wolke verhüllt und eine Stimme sagt: „Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!“ Also: Keine drei Hütten!!! Ein Gott, ein Glaube! Es ist Jesus, der die Kinder Gottes mit dem Vater versöhnt – niemand sonst. Auch werden heilige Kultstätten der Anbetung mit Jesus endgültig der Vergangenheit angehören. Sogar Jerusalem, genauer der Tempel dort, hat nach der Auferstehung Jesu seinen Status als Ort der Anbetung verloren. Gott wohnt jetzt in jedem seiner Kinder, wir sind der Tempel Gottes. Wenn man heute nach Jerusalem blickt fragt man sich, ob Jesusnachfolger diese Stelle im Evangelium wirklich verstanden haben.

Also ihr, die ihr vorgebt an Christus zu glauben: Auf dieser Welt gibt es keinen Ort mehr, zu dem ihr hingehen („pilgern“) könnt um euren Gott anzubeten! Ihr seid der Tempel Gottes. Wenn du Christus nachfolgst (wie oben beschrieben) ist das Anbetung, da wo du gerade bist mit dem was du gerade tust. Wenn sich deine ganze Anbetung auf den mehr oder weniger regelmäßigen Besuch eines Gebäudes aus Stein oder dem Pilgern zu heiligen Orten beschränkt, dann sind deine Gebete nichts als Götzendienst und du entweihst den Tempel (in dir) mit dem, was du nicht tust.

Auch wenn es schon irgendwie schmerzt, weil man sich an diesen weit über tausend Jahre andauernden Kampf um die Vorherrschaft in der Region gewöhnt hat: Der Kult um Jerusalem ist nach der Auferstehung Jesu genau genommen Götzendienst. Durch den Kampf um diese Stadt, der durch all die Jahrhunderte getragen wurde, wurde nicht eine Seele gerettet! Und ja, ich gebe natürlich zu, auch mein Herz schlägt schneller, wenn der Name „Jerusalem“ fällt. Vermutlich ist es auch richtig, dieses religiöse Zentrum für die Menschheit als möglichst offene Stadt zu erhalten – eine heilige Aufgabe, die sogar Kriege rechtfertigt, ist es jedoch nicht; nach den Beschreibungen in der Offenbarung ist es sogar eher das Gegenteil: Der letzte Kampf der Menschen um Jerusalem wird ein Krieg der Götzendiener sein! Sie werden um Jerusalem kämpfen, weil Gott nicht mehr in ihren Herzen wohnt. Sie werden nicht mehr der Tempel Gottes sein und ihn deshalb in Jerusalem suchen. Und sie werden ihn dort nicht finden – bis er kommt und sie erkennen, dass sie alle verloren haben.

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