Über das Reich Gottes und die Ewigkeit

Ein Thema, das mich sehr berührt, das sich immer wieder in mein Bewusstsein drängt – der Weihnachtstext hat das ja wieder deutlich gemacht – ist das Reich Gottes und die Ewigkeit. In meinen Visionen sind das keine furchteinflößenden, mächtigen Gestalten, keine unheilbringenden Engelswesen, keine Kriege und Auflösung der Welt an deren Ende das Reich Gottes vom Himmel kommt. Ich spüre tief in mir drin, ja, dieser Knecht Johannes hat Botschaften vom Himmel bekommen und er hat sie aufgeschrieben – genauso, wie er sie erlebt, „ersehen“ hat. Aber Kommunikation hat immer mindestens zwei Teilnehmer, hier sogar mindestens drei. Da ist Gottes Geist, der mit Johannes spricht. Es ist die Sprache des Himmels, eine Sprache der Ewigkeit, keine Sprache der Welt und der Verstand des Johannes – ohnehin schon in tiefer Frucht und Angst wegen der Dinge, die um ihn herum geschehen – versucht nun das in Bilder zu packen, die für den armen Johannes einen Sinn ergeben. Wenn man die Offenbarung liest, dann stellt man auch die Brüche fest; er hat das Gesehene nicht wirklich zusammengebracht. Da sind die Botschaften an die sieben Gemeinden, die sieben Engel, die sieben Posaunen, die nach und nach das Ende dieser Welt bringen, dann ein tausendjähriges Friedensreich, ein letzter großer Kampf, in dem der Teufel endgültig besiegt wird und schließlich die Ewigkeit im himmlischen Jerusalem.

Auch in dieser kurzen Zusammenfassung wird deutlich: Da ist eine zeitliche Abfolge. Und genau die – so spüre ich das – ist das Problem. Wir sind in dieser Welt zeitliche Wesen, die an solche Abfolgen gebunden sind. Anders ergeben Ereignisse für uns keinen Sinn. Alles was wir erleben, wird unser Verstand darum in eine Reihenfolge bringen. Nur so kann er verarbeiten und begreifen.

Doch Gott ist ewig; wo Gott ist, ist Ewigkeit. Und auch wenn ich mir das selbst nicht vorstellen kann: Die Ewigkeit ist Abwesenheit von Zeit, nicht unendlich viel Zeit. Wäre die Ewigkeit unendlich viel Zeit, dann wäre das Reich Gottes die Hölle für uns. Stell dir das mal vor: noch ein Tag und noch ein Tag und noch einer … das hört nie auf. Für Menschen mit gewissen seelischen Leiden ist dies bereits in dieser Welt eine Höllenqual: Jeden Morgen wieder aufwachen und noch einen Tag durchstehen müssen. Ich sage dir, wäre die Ewigkeit so beschaffen, würde es früher oder später jedem von uns so gehen. So strahlend kann dieser Gott gar nicht sein.

Zeit hat immer einen Anfang und alles, was einen Anfang hat, ist so geschaffen, dass es seinem Ende zustrebt. Alles innerhalb der Zeit hat darum einen Anfang und ein Ende, auch die Zeit selbst.

Die Ewigkeit muss anders sein, sie hat keinen Anfang und kein Ende, sie hat keine Zeit. Und darum hört hier meine Vorstellungskraft auf. Ich fühle, dass es so wahr ist, aber vorstellen kann ich es mir nicht.

Und das Reich Gottes ist darum auch kein Ort. Ein Ort nimmt einen begrenzten Raum ein, hat ein Anfang und ein Ende, hat seine Zeit. Das Reich Gottes hat keinen Anfang, denn Gott hat keinen Anfang.

Aber wenn das Reich Gottes am Ende der Zeit vom Himmel käme, dann hätte es einen Anfang. Das Ende der alten Welt markierte dann den Anfang der neuen.

Darum fühle ich, dass die Offenbarung des Johannes keine zeitliche Abfolge beschreibt. Da waren nicht die Warnungen an die sieben Gemeinden vor rund 2000 Jahren und dann am Ende einer Abfolge von Katastrophen steht das Reich Gottes.

Das Reich Gottes ist ewig und es ist darum auch schon ewig da. Es ist (genau, wie die immer wiederkehrenden – oft sogar von uns selbst ausgelösten – Katastrophen) mitten unter uns, wie Jesus sagt, wirklich und wahrhaftig mitten unter uns. Das Reich Gottes ist da, wo du bist und wo ich bin und wo all die sind, die Bürger dieses Reiches sind. Und Gott ist bereits mitten unter uns. Er ist nicht irgendwo in der Wüste, es ist nicht irgendein Mensch, den wir als Guru oder Retter anbeten. Er residiert nicht in einem großen, prächtigen Palast und er lebt auch nicht irgendwo bescheiden in einer kleinen Reihenhaussiedlung oder sonstwo. Gott ist da, wo du bist und wo ich bin und wo all die sind, die seine Kinder sind. Du lebst und handelst in diesem Moment in dieser Welt aber gleichzeitig (schon das Wort gleichzeitig ist hier irreführend, aber ich habe kein anderes dafür) bist du auch im Reich Gottes, das sich überallhin mit dir mitbewegt. Das ist möglich, weil die Ewigkeit keinen Raum und keine Zeit kennt. Du bist ganz in der Welt und du bist gleichzeitig ganz in Gott und Gott ist in dir. Du bist ein Mensch in der Zeit und ein ewiges Wesen in der Gegenwart Gottes – immer/ewig.

Und das tausendjährige Friedensreich ist auch da. Die Kinder Gottes haben Frieden mit ihrem Gott und kein Krieg der Welt kann diesen Frieden zerstören. Das tausendjährige Friedensreich ist damit die aktuelle Zeitspanne, die natürlich nicht abgezählte tausend Jahre dauert, sondern einfach nur in die Phase fällt, in der wir bereits Frieden mit Gott haben, weil Jesus diesen Frieden wiederhergestellt hat, aber „da draußen“ in der Zeit noch Kriege toben. Die Welt mit all ihren Übeln ist für uns überwunden, sie ist nicht weg. Und wir merken es täglich, dass wir natürlich auch mit beiden Beinen in ihr stehen. Ja, du kannst die Kriege dieser Welt nicht beenden, aber du kannst den Frieden, den du in deinem Herzen erlebst, mit anderen teilen. Die Welt wird dadurch nicht friedlicher werden, aber andere Menschen können durch deinen Frieden selbst Frieden erfahren. Du kannst Schritte des Friedens gehen in dieser Welt, denn du trägst den Frieden der anderen Welt in dir. Das ist deine Entscheidung.

Du wirst am Ende des Lebens auch nicht „heimgehen“, denn du bist schon daheim. Hier hat Paulus recht. Du legst dann einfach nur diesen vergänglichen Mantel ab, den du dann nicht mehr brauchst.

Du erinnerst dich an den Spruch Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

Er meint das wörtlich. Denn du bist jetzt schon ein Kind der Ewigkeit und die Ewigkeit, das Reich Gottes umgibt und durchdringt dich. Wir bewegen uns mit jedem Schritt im ewigen Reich und wenn wir uns versammeln, dann ist er tatsächlich in diesem ewigen Reich mitten unter uns. Das ist er auch sonst – wir sollen uns dessen nur dann nochmal bewusst machen.

Und jetzt denke den Gedanken zu Ende! Das vermeiden wir nämlich zumeist.

Du bist jetzt, obwohl hier in dieser Welt und mit einem Anfang und einem sichern Ende bedacht, auch bereits ewig, also ohne Anfang und ohne Ende, bei Gott. Das warst du schon immer, genauer: Das bist du ewig. Du bist jetzt bei Gott und du wirst es sein, wenn dein menschlicher Körper einmal nicht mehr ist.

Aber Gott ist immer mitten unter uns. Wo wirst du also sein, wenn dein menschliches Leben geendet hat und du bei Gott bist? Genau!

Wann immer du die Nähe Gottes spürst – und ich wünsche dir, dass du oft die notwendige Stille in dir dafür findest – spürst du auch die Nähe all der Lieben, die bereits „heimgegangen“ sind. An wen denkst du dann gerade? Grüße ihn oder sie, sie sind genau neben dir.

Für die Kinder Gottes gibt es ein Ende des menschlichen Lebens, aber sie selbst haben kein Ende, denn sie sind fest verbunden mit Gott, sie sind fest eingebunden in die Ewigkeit. Ich kann mir das nicht vorstellen, aber ich glaube es. Und dieser Glaube nimmt Einfluss darauf, wie ich in dieser Welt lebe und was ich hier entscheide, denn in allem was ich tue, bin ich eingebunden in eine ewige Gemeinschaft – wie (hoffentlich) all die Menschen, die mich umgeben.

Anders als Paulus achte ich dieses Leben in dieser Weltzeit aber als wertvoll, auch das ist mir so mitgegeben worden, hier kann und will ich nicht aus meiner Haut. Ich lebe gerne und ich will meine Zeit hier nutzen um zu lernen und euch davon zu erzählen, wie es ist in diesen beiden Welten daheim zu sein, in die mein Gott mich gestellt hat.


Hinweis: Dieser Text ist irgendwie noch in Arbeit, quasi lebendig. Es könnte sein, dass er sich in den nächsten Tagen noch an der ein oder anderen Stelle ändert …

 

Related Articles