Der Narr ist die erste und einzige Karte mit Wert Null in der Großen Arkana.
Mit Blick gen Himmel läuft ein Mann in buntem Rock auf einen Abgrund zu. Der Hund an seiner Seite scheint ihn aber mit Bellen und anderen Aktionen auf das drohende Unheil aufmerksam zu machen. Eine Besonderheit der Karte ist der Umgang mit der Farbe Gold (Gelb). Normalerweise ist diese Farbe, die für das Göttliche steht, der Sonne vorbehalten. Hier erhellt das Göttliche die Szene nicht aus der Ferne mit Licht, das Göttliche umgibt den Menschen; der Mensch ist also ganz von Gott eingehüllt. Somit hat er nicht nur den treuen Hund in seiner unmittelbaren Nähe, sondern auch Gott, der ihn umgibt. Der Narr ist in seinem Wesen ein Kind, das vertraut und instinktiv spürt, dass dieses Vertrauen nicht unbegründet ist.
Der Bube der Stäbe ist wieder ein Mann in einem bunten Rock, dieses Mal aber in einer Wüstenlandschaft; im Hintergrund sind Pyramiden (oder pryramidenförmige Dünen) zu sehen. Der Mann trägt einen Hut und stützt sich auf einen Stab, an dem frisches Blattwerk sprosst, Zeichen für Leben (in der Wüste), aber vielleicht auch Zeichen für Aarons Stab und damit für Israel.
Dennoch deuten die beiden Karten für mich nicht auf Aaron oder gar Moses, sondern auf Joseph, den Lieblingssohn Jakobs. Die Erzählung von Joseph findet sich in den Kapiteln 37 bis 50 im Buch Genesis und schildert das Leben eines Menschen in der Hand Gottes. Die beiden Karten deuten für mich über das gesamte Leben vom unbekümmerten Jüngling bis zum Kanzler über Ägypten, der nur noch den Pharao und Gott über sich hat. Auf seinem Lebensweg durchlebt Joseph viele Höhen und Tiefen. Doch auch in den schlimmsten Situationen verliert er nicht nur nie die Hoffnung, gerade dort erlebt er auch immer wieder die Nähe Gottes, der ihm durch Visionen verdeutlicht, dass alles nach seinem Plan läuft, also letzten Endes gut für ihn werden wird. Joseph empfindet und begreift sich auf seinem ganzen Weg als von Gott gestützt und behütet.
Einen Spruch für den Monat Mai ist beim Umfang des Textes nicht leicht auszumachen; auch die Werte der Karten (beide Null) geben keinen Anhaltspunkt. Als Spruch für den Mai wählen ich daher symbolisch:
„Nicht ich, sondern Gott wird zum Wohl des Pharao eine Antwort geben." (Gen 41, 16)
Als Thema für den Monat Mai ergibt sich für mich damit: Sicher in Hand und Plan Gottes