Fasten

Der Sinn des Fastens

Im Jahr 2025 fallen die vorösterliche Fastenzeit und der muslimische Ramadan fast zusammen. Seit Gott sich mir in all seiner Liebe und Gnade offenbart hat, glaube ich nicht mehr an Zufälle und somit auch nicht an einen Zufall, wenn mich bei meinem morgendlichen Spaziergang heute Morgen ausgerechnet dieses Thema beschäftigte.

Fasten ist ja, rein äußerlich betrachtet, der Verzicht auf ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, der Nahrungsaufnahme, zur Ehre Gottes.

Ich stehe solchen Glaubensbeweisen skeptisch gegenüber. Gott ist allmächtig und allwissend. Er kennt meinen Glauben, denn er sieht in mein Herz und er hat mein ganzes Leben in seiner Hand. Er braucht daher auch keine festgelegten Zeiten zur Glaubensprüfung.

Als Christ glaube ich außerdem dem Hinweis meines Herrn und Lehrers, dass er mich ausgewählt hat (und zwar schon lange vor Grundlegung der Welt!) und nicht ich ihn. Und auch er hatte ein eher gespaltenes Verhältnis zum rituellen Fasten als Glaubensbeweis und -prüfung.

Wenn es also nicht darum geht, Gott (oder mir selbst) etwas über die Stärke meines Glaubens zu beweisen, welchen Sinn hat das Fasten dann?

Ich glaube, nein ich bin überzeugt, dass viele Ideen, die uns über die Jahrhunderte bezüglich unserer Beziehungsarbeit mit Gott eingefallen sind, durchaus einen Sinn haben, den sie von Gott bekamen. Es sind jedoch nicht die, die wir (die wir immer etwas beweisen wollen) darin sehen möchten. Gott gibt uns die Idee zu Ritualen, weil sie uns – richtig verstanden und angewandt – etwas nützen. Gott hat uns dieses Leben gegeben, nicht um uns zu prüfen, sondern weil es uns bei zu unserer Vollendung nützt.

So wenden wir uns, wenn wir fasten, von der Welt und ihren Bedürfnissen bewusst ab. Das ist zumindest der Plan dahinter. Ein Abwenden ist aber immer auch ein Hinwenden zu etwas anderem. Wenn ich mich von der Welt abwende, dann wende ich mich vom Äußeren ins Innere und weil Gott seinen Geist in uns gelegt hat, wende ich mich meinem Gott zu. Rituelles Fasten ist damit die individuelle oder – bei einer allgemeinen Fastenzeit – gemeinsame, erneu(er)te Hinwendung zu Gott.

Ich wende mich von dem Lärm der Welt ab. Ich wende mich von dem Lärm in mir ab – und das ist meist die schwerere Übung – und lasse Stille zu, denn Gott ist ja nicht im Toben der Welt, sondern im Säuseln des Windes (1. Könige 19,12). Wer es das erste Mal ernsthaft versucht, wird feststellen, das ist harter Tobak.

Im Alltag schaffen wir uns scheinbare Ruhe durch Alkohol und andere Genussmittel, sowie durch Medikamente. Doch das ist nur eine Flucht. Wir lesen im Evangelium, dass Jesus sein Verhalten plötzlich änderte. Aus einem unbeschwerten, gutgelaunten Lehrer wurde plötzlich ein ernster Mann, der scheinbar zielstrebig seinem Untergang entgegen lief. Das ist Fasten! Nicht der Untergang natürlich, sondern dass man sich bewusst der Finsternis (in sich) stellt und auf sie zugeht.

Mein Körper – mein Leben in dieser Welt – ist Botschaft, ist Tempel Gottes. In der Fastenzeit kehre ich ihn aus. Ich stelle mich der Finsternis, die sich in mir unbemerkt und ungefragt breitgemacht hat. Ich identifiziere sie und werfe sie hinaus. Das einzige Hilfsmittel zu dieser Aktion soll Gott sein. Da gibt es Dinge in meinem Leben, die nicht so sind, wie sie sein könnten. Mit der Hilfe Gottes kann ich einiges davon ändern und auf den rechten Weg (zurück) bringen. Da gibt es Probleme mit meinen Mitmenschen, die geklärt werden müssen, um so aus der Welt geschafft zu werden. Ich wende mich meinem Gott zu, damit er mir den Weg weist, dies zu erreichen ohne zu verletzen. Da gibt es Gedanken in mir, die Finsternis transportieren. Im Gebet und in Lobpreis, also in Zwiesprache mit meinem Gott, kann ich sie loswerden. Und da gibt es natürlich auch Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe und die mich ständig niederdrücken. Ich kann sie auf Gott werfen.

„Wirf all deine Schuld, deine Zweifel, deine Ängste, all deine Zerrissenheit auf mich! Ich werde sie, ich werde dich aushalten.“ Das ist die Zusage, die Gott uns durch Christus am Kreuz gegeben hat.

Gott hat von Anfang an nur ein Ziel: Seine Kinder – wir. Wir kommen von ihm, wir sind mit ihm und wir werden bei ihm sein. Er wird nicht einen von uns verlieren.

Jeden siebten Tag der Woche sollen wir dazu nutzen, die Gemeinschaft mit ihm zu suchen, Kraft zu tanken für die Woche, die vor uns liegt. Natürlich danken wir Gott im Gottesdienst. Wir danken ihm für die guten Gaben der zurückliegenden Woche, wir feiern aber auch, dass er bereits für die VOR UNS liegende Woche gesorgt hat. Was immer wir in den folgenden sechs Tagen geben werden, wir haben es zuvor von ihm empfangen. Jeder siebte Tag der Woche ist somit so etwas wie eine Mini-Fastenzeit, Zeit für die Hinwendung zu Gott.

Die Fastenzeit ist der große Kehraus! Wir kehren die Finsternis aus dem Tempel Gottes, damit das Licht, damit Er ihn wieder bis in den letzten Winkel ausfüllen kann. Denn nur wenn das Licht uns erfüllt, können wir Licht für die Welt sein.

Gott weiß das und er kümmert sich darum, kümmert sich um uns. Sich immer wieder selbst daran zu erinnern, ist wie ein Licht anzünden.

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