Beide Karten haben einen goldenen Hintergrund, als Hinweis auf die Gegenwart Gottes und so denke ich bei der Karte „Kraft” unmittelbar an „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit”, aber schauen wir uns die Karte erst einmal etwas genauer an. Eine weiß gekleidete Frau zähmt einen Löwen. Sie schließt ihm das Maul und bindet ihm eine Blumengirlande um. Die Szene spielt vor einer fruchtbaren Landschaft. Die Frau selbst trägt einen Blumenkranz als Krone. Über ihrem Kopf schwebt das Lemniskate, das Zeichen der Unendlichkeit, das ich hier etwas entfremdet als Zeichen der Ewigkeit uminterpretiere.
Der Ritter der Münzen sitzt natürlich auf einem Pferd, das gilt für alle Ritter der kleinen Arkana. Sein Helm und der Kopf des Pferdes sind mit grünen Zweigen geschmückt. Der Ritter hält die Zügel in der linken, die Münze in der rechten Hand. Beide stehen vor einem frisch gepflügten – und vielleicht frisch eingesäten? – Acker. Weitere Gemeinsamkeiten der beiden Karten sind somit die fruchtbare Natur.
Die Frau interpretiere ich wieder als die Braut Christi, also alle Menschen die Christus nachfolgen. Das Zähmen der sündigen Natur des Menschen, im Bild der Löwe, wird hier nicht als Kampf oder Kraftakt dargestellt, ganz im Gegenteil: diese Zähmung strahlt Harmonie aus. Der Ritter hält mit der linken Hand, dem zum Herzen führenden Arm die Zügel und die Münze, das Symbol irdischer Werte in der rechten Hand. Der rechte Arm steht somit für den (irdischen) Verstand, die Ratio.
Mit den beiden Karten verrat Gott uns somit ein wichtiges Geheimnis des Glaubens: Der Weg des Glaubens ist kein Krieg gegen den Unglauben (oder gar gegen Ungläubige)! Durch den Krieg gelangen Dinge ins Zentrum der Aufmerksamkeit und von dort in unser Herz, die vom Weg des Glaubens wegführen, Dinge wie Misstrauen, Hass, Lüge und Gewalt, die sowohl gegen andere als auch gegen sich selbst gerichtet sein können. Der Glaube entfesselt seine Kraft nicht mit Gewalt, sondern aus dem Herzen heraus. Dabei leitet die Ratio unsere praktischen Handlungen, Führung erfahren wir aber durch unseren Glauben, die Präsenz Gottes im Leben eines jeden einzelnen. Krieg entsteht in uns immer dann, wenn zwischen Ratio und Glaube Streit um die Führung besteht. Auch in äußeren Glaubenskriegen zwischen Völkern führt nie der Glaube (Gott) die Handlungen der Beteiligten an, sondern stets Hass, Misstrauen und Lüge.
Nirgendwo in der Bibel werden diese Zusammenhänge zwischen Glaube und Frieden besser dargestellt, als in der Bergpredigt. Entsprechend ist die Bibelstelle für September dort zu finden: Mt 5 – 7