Markus 3, 13 – 35 (10. + 11. Januar)

Drei Ereignisse werden in diesen Versen beschrieben: die Wahl der Zwölf, die Verteidungsrede Jesu auf den Vorwurf, er würde Dämonen mit der Macht des Teufels austreiben und die Erklärung, wer seine Familie ist.

Punkt 2 ist im wahrsten Sinne des Wortes wesentlich! Was ist das Wesen der Verkündigung und der Wunder Jesu? Ist ihr Ursprung der Teufel, der Herrscher über die gefallene Welt, so wäre das Verhalten des Teufels ziemlich krank. Welcher Herrscher schlägt sich denn selbst? Welcher Heerführer schießt auf die eigenen Soldaten? Sicher hat es in der Geschichte schon beides gegeben, aber genauso sicher ist auch, dass dieses Verhalten den Untergang des jeweiligen Herrschers oder der jeweiligen Armee letzten Endes beschleunigt hat. Es ist einfach eine falsche, kranke Form der Motivation. Wenn das Wesen der Verkündigung und der Wundertaten Jesu dagegen göttlich ist, dann findet hier ein echter Kampf statt. Wie Jesus es ausdrückt: Der Starke wird (durch den Stärkeren) gebunden und vertrieben. Das ist auch logisch, denn der Herr kam in sein Eigentum, der Teufel ist hier nur Lehnsherr.

Und dann gibt es noch diese Aussage:

„Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden sollen den Menschenkindern vergeben werden, auch die Lästerungen, womit sie lästern; wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, der hat in Ewigkeit keine Vergebung, sondern er ist einem ewigen Gericht verfallen.“ (Mk 3, 28+29)

Was meint Jesus damit? Es uns ja schon klar, dass es die Sünde ist, die uns von Gott trennt. Die Sünde – also getrennt sein von Gott – ist das Wesen des Menschen. Jesus kommt, um unsere Sünden zu tragen, uns mit dem Vater zu versöhnen. Gott selbst stellt diese Verbindung zwischen sich und seinen Kindern wieder her; Zeichen dieser Verbindung ist der Geist Gottes, der in jedem Menschen wohnt. Verbindung heißt auf dieser Ebene: Der Vater und wir sind eines Geistes, dieser Geist ist die Verbindung, aber gleichzeitig auch unsere Autorisation und unser Antrieb für alles Handeln im Namen Gottes. Wer dies lästert – leugnet – der weist die Verbindung zurück. Ihm kann nicht vergeben werden, weil er keine Vergebung will.

Die Punkte 1 und 3 gehören für mich zusammen.

Gewiss hat es eine Alttestamentliche Bedeutung, dass Jesus nicht elf oder dreizehn, sondern exakt zwölf Personen aus der inzwischen großen Gefolgschaft auswählt (zwölf Stämme Israels), ebenso natürlich auch eine praktische, denn er braucht einen engeren Zirkel, den er in die tieferen Geheimnisse einweiht. Sowas funktioniert nicht auf Massenveranstaltungen.

Aber die Wahl ist auch eine persönliche Entscheidung Jesu. Jesus wählt den engen Kreis seiner Familie, später Kirche genannt. Eine Familie braucht Vorstände, Älteste, Führung – wie immer man das nennen möchte. Eine Familie, die diese Plätze unbesetzt lässt, wird zerfallen und Jesus weiß, dass er diesen Platz in der jetzigen Form nur verhältnismäßig kurze Zeit innehaben wird. Er wird Menschen mit der notwendigen Autorität, das heißt in diesem Fall auch dem notwendigen starken Glauben, ausstatten müssen, damit sie die Lücke füllen, die er auf seinem Weg zwangsweise hinterlassen werden muss.

„Siehe da, meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und Mutter.“ (Mk 3,35)

Wir tun uns oft schwer mit dieser Aussage, wenn wir umgekehrt unsere Beziehung zu Jesus beschreiben. Wenn wir darüber reden, weichen auf harmlosere Formulierungen wie Vorbild oder Freund aus. Das reicht nicht aus, um das Band zu beschreiben, das zwischen uns und Jesus gewoben ist. Jesus ist Familie! Alle, die den Willen Gottes tun sind Familie! Meine biologischen Verwandten werden irgendwann sterben und dann nicht mehr sein. Der beste Teil von ihnen aber, das Leben, das von Gott kam, war wie ich seit Anbeginn der Zeit Mitglied der ewigen Familie und bleibt so auch auf ewig mit mir verbunden. Darum ist diese Familie in Christus mehr Familie als die Blutsverwandten.

„Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ (Mt 23,9)

Ganz praktisch für den Alltag heißt das aber umgekehrt: Jemand der Ahnenkult betreibt, der einen bestimmten Volkstamm oder einen bestimmten Kulturkreis über oder unter einem anderen einsortiert ist im christlichen Verständnis eine lächerliche, bemitleidenswerte Figur. Wir können für solche Menschen beten, vor ihren Lehren müssen wir aber warnen, denn mit dem christlichen Menschenbild und der Lehre unseres Herrn sind sie unvereinbar.

Gott hat die ganze Schöpfung mit gleicher Liebe erschaffen. Er ist unser Vater und wir sind seine Kinder – unabhängig von ethnischer, kultureller, sozialer Herkunft, unabhängig von Geschlecht, Beruf oder Stellung in der Gesellschaft, unabhängig davon wer oder was wir in dieser Welt sind oder wofür wir uns halten.

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