Markus 10, 28 – 31 (8. Februar)

Petrus zieht aus der Geschichte zwischen dem reichen Jüngling und der Clique um Jesus einen Vergleich und kommt zu dem Schluss, dass sie ja bereits alles zurückgelassen hätten, um ihrem Meister nachzufolgen. Es ist nicht explizit aus dieser Bemerkung herauszulesen, aber zwischen den Zeilen meint man eine Selbstrechtfertigung zu hören. Jesus geht darauf nicht näher ein, sonst müsste er Petrus wieder zurechtweisen. Stattdessen erklärt er allen, dass alle die um seines und des Evangeliums Willen alles zurückließen, sowohl in dieser als auch in der nächsten Welt reich belohnt würden. Er zieht damit den Fokus ab vom Gedanken an das Opfer und richtet ihn auf das Versprechen des Lohnes, der bereits in diesem, aber noch viel mehr im ewigen Leben ausbezahlt wird.

Gut, wie das im nächsten Leben bei Gott im Einzelnen aussehen wird, das kann keiner beschreiben, denn selbst, wenn Gott es uns zeigt (und er zeigt es uns gerne, wie wir auf dem Berg mit Jesus, Moses und Elia gesehen haben), würden wir letzten Endes keine Worte haben, um es denen zu beschreiben, die das Reich noch nicht empfangen haben. Lassen wir das also; Jesus sagt auch, dass wir schon in diesem Leben Lohn empfangen werden – das ist interessant! Er sagt, alles, was wir zurücklassen empfangen wir von Gott hundertfältig. Ist das eventuell symbolisch gemeint?

Für Ungläubige, die nicht sehen und verstehen, ganz sicher ja. Für Gläubige, die das Reich Gottes in ihrem Leben erfahren, ganz sicher nein. Ganz konkret sind diese nämlich Mitglied in der größten, der weltumspannenden Familie Gottes. Jedes Mitglied in der Familie Gottes der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist somit Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Kind von mir. Kleiner kultureller Einschub: Im Verständnis des Orients sind alle meine Vorfahren Väter oder Mütter von mir und alle meine Nachkommen Söhne oder Töchter. Das macht die Sache mit den Ur-ur-ur-… hinfällig und die Erzählung sprachlich einfacher. Als Christ pflanze ich im Auftrag meines himmlischen Vaters sein Evangelium in die Welt, in meinen Gedanken, in den Worten, die ich sage und natürlich auch in meinen Taten. Die ganze Welt ist damit mein Acker. Aber die Welt ist doch der Acker des Herrn? Richtig, aber ich bin sein Erbe. Und du auch! Wir treten unser Erbe nicht erst an, wenn wir unseren Gott in der zukünftigen Welt sehen, unser Erbe beginnt jetzt in dieser Welt.

Und wieder sind wir an dem Punkt: Die Grenzen zwischen Welt und Reich Gottes existieren für den Gläubigen nicht, er hat Jesus als Tür und geht ein und aus und findet (überall) Weide. So hat es der Vater für uns eingerichtet.

Gleichzeitig warnt Jesus davor, sich auf irgendwelche Vergleiche – wer steht vor/über wem – einzulassen. Vorstellungen darüber, was die eigene Leistung im Reich Gottes wert sein könnte, sind hinfällig in einer Welt, in der wir der Welt nur von dem geben, was wir schon zuvor von Gott erhalten haben! Wer so denkt, wird am Ende den Eindruck haben, zu kurz gekommen zu sein.

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