Markus 14, 43 – 54 (25. Februar)

„Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.“ (Sach 13,7)

Der Verrat geschieht. Judas, der wohl kurz nach der Beschuldigung das Passahmahl verlassen hatte, taucht mit einer Horde bewaffneter Männer im Garten auf und grüßt seinen Herrn mit einem „Rabbi, Rabbi“ und einem Kuss auf die Wange. So wissen die Männer wen sie verhaften müssen. Warum dieses Schmierentheater? Wir müssen uns die Situation vorstellen: Das Passahmahl war nun schon eine Weile beendet, d.h., es war spät abends und dunkel. Nach jüdischer Tradition dürften alle Männer ähnlich gekleidet gewesen sein und einen – je nach persönlichen Möglichkeiten – dichten Vollbart im Gesicht gehabt haben. Da musste man jemanden schon gut kennen um ihn sicher identifizieren zu können.

Dass der Hohe Rat und die Priester Jesus nicht am helllichten Tag verhaften wollten, ist nachvollziehbar. Auch wenn sie von der Rechtmäßigkeit ihres Handelns überzeugt waren, so fürchteten sie doch die Reaktion des Volkes. Wie das Johannes Evangelium so treffend sagt:

„Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.“ (Joh 3,19)

Wir lesen davon, dass einer der Zwölf einem Knecht des Hohepriesters, der dabeistand, im Eifer des Gefechts ein Ohr abhieb. Johannes enthüllt, dass es Petrus war und Jesus die Wunde heilte. Ganz sicher können wir aber sein, dass es kein gezielter Schlag war, eher ein Rumgefuchtel mit einer Waffe, der verzweifelte Versuch, seinem Herrn beizustehen. Und wir erkennen an dem Unfall auch, dass sich Jesus hier keine Schlägertruppe ausgebildet hatte, sonst hätte der Hieb den Hals oder das Herz des Knechtes getroffen.

Als Jesus sich aber ergibt, fliehen die Jünger, wie angekündigt. – Außer Petrus; der folgt aus einiger Entfernung. Hier zeigt sich das große Herz des Petrus. Er ist, wie viele Situationen davor bewiesen haben, sicher nicht der Besonnenste, oft sogar ein Hitzkopf, manchmal großspurig und von sich selbst überzeugt und mit all diesen Eigenschaften stolpert er ein ums andere mal über die eigenen Füße – aber er ist treu … zumindest, solange er nicht persönlich herausgefordert wird.

Petrus ist der Prototyp eines gläubigen Christen: Ein Fels zwar, aber – das wird der nächste Abschnitt zeigen – nicht in der Lage sich selbst zu halten, wenn die Erde bebt. Kein Fels wäre dazu in der Lage! Er muss in festem Grund verankert sein, damit er nicht fällt.

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