Matthäus 7, 13 – 23 (17. Januar)

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ (Mt 7, 16)

Immer wieder wird uns der schmale Weg Gottes unbegehbar, die angenommenen Hindernisse unüberwindbar erscheinen. Und wie auf Zuruf erscheinen dann „Retter“, die uns scheinbar leichtere, bessere Wege anbieten.

Der Weg, den sie uns vorschlagen, erscheint richtig und gangbar. Natürlich ist auch dieser Weg mit Opfern verbunden, genau, wie der bis eben vor uns liegende schmale Weg Gottes. Doch das Opfer haben dann meist andere zu bringen – und gerade das macht diese Alternative leichter und attraktiver. Ich weite meine Freiheiten aus, ich schraube meine Verantwortung zurück, indem ich diese Verantwortung auf andere Menschen oder in die Zukunft verlagere und damit dort die Freiheit beschränke. Wenn dann noch so ein falscher Prophet verkündet, dass die dort zu erwartenden Einschränkungen durch technischen, wirtschaftlichen oder gar sozialen Fortschritt ausgeglichen werden könnten oder die Gefahren nicht durch unsere Entscheidung, sondern durch die falschen Entscheidungen der anderen verursacht wurden, dann ist die Sache klar: Wenn die anderen zu blöd sind, ihre (von uns vorausgesetzten, vermuteten) Möglichkeiten zu nutzen, dann sind die an ihrem Schicksal selbst schuld und haben es nicht anders verdient.

Und – Zack! – sind wir wieder ins altbewährte kindliche Schuld-Denken zurückgefallen.

Ist der falsche Prophet auch nur ein bisschen geschickt, wird er sogar für die Frommen einen Spruch aus der Bibel nennen können, der sein egoistisches Handeln scheinbar christlich rechtfertigt. Im kindlichen Schuld-Denken wird dann das zu erwartende Schicksal der anderen schnell zum Willen Gottes.

Darum fordert Jesus uns auf, nicht auf den Baum, sondern auf die zu erwartenden Früchte zu schauen und dabei – ich ergänze nun frei – zu bedenken, dass diese Früchte von allen, nicht nur von mir und der Gruppe um mich, gegessen werden und auch allen schmecken müssen.

Um zu überprüfen, ob der vorgeschlagene oder eingeschlagene Weg wirklich den Willen Gottes erfüllt, genügt es nicht, ob es dafür irgendwo einen Satz in der Bibel gibt; es ist zu prüfen, ob die Früchte wirklich für alle gut sind, denen sie serviert werden.

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