Jakobus 2 (2. + 3. November)

Nach den vorbereitenden Worten in Kapitel 1 gibt Jakobus nun „Butter bei die Fische“

Unser Herr Jesus Christus hat die Frohe Botschaft allen Menschen verkündet und das Heil allen Menschen versprochen, die an ihn glauben. Darum kann auch der gläubige Christ keinen Unterschied im Ansehen von Personen machen, sie sind alle Kinder Gottes, egal ob arm oder reich. Heute kennt man das Sprichwort: „Nach oben buckeln, nach unten treten!“ Ein Christ erkennt darin eine grundfalsche Haltung.

Jakobus warnt die Juden hier auch davor, sich für etwas besseres zu halten, weil sie ja das Gesetz Gottes hätten. Er macht ihnen noch einmal klar: Wer nur einen Punkt im Gesetz nicht beachtet, der hat das ganze Gesetz gebrochen und damit sind alle, die sich wegen des Gesetzes für etwas besseres halten Gesetzesbrecher und im Grunde schon verurteilt.

In den Kapiteln 1 und 2 benutzt Jakobus zweimal das Wort „Gesetz“, aber er meint jedes Mal etwas anderes!

In Kapitel 1 spricht er vom „Gesetz der Freiheit“. Damit meint er die Freude des Gläubigen nach dem Gesetz Gottes zu leben, nachdem man das Geschenk der Gnade von ihm erhalten und angenommen hat.

Das in Kapitel 2 genannte Gesetz ist das von Moses überbrachte, das der Mensch aufgrund seines sündigen Wesens gar nicht imstande ist einzuhalten, wie Jakobus hier deutlich macht – eine weitere Bildungs- und Erziehungsmaßnahme des Autors. Das Gesetz der Freiheit aus Kapitel 1 enthält im Grunde dieselben Worte wie das Gesetz des Alten Bundes, es erhält durch Jesus Christus aber einen neuen Sinn und Auftrag. Das durch Moses überbrachte Gesetz offenbarte dem Menschen seine Sündhaftigkeit, zeigte ihm, dass es ihm unmöglich war, sich durch eigene Taten vor dem vollkommenen und heiligen Gott zu rechtfertigen. Dieses Gesetz bindet den Menschen an seine weltlichen Taten, zeigt ihm seine eigentliche Unfreiheit. In Jesus wird dieses Gesetz nun für uns erfüllt. Wir sind in Jesus vor Gott gerechtfertigt, wir sind davon befreit, Gott irgendetwas beweisen zu müssen. Der Mensch ist nicht mehr an die Welt gebunden, sondern nur noch an seinen Gott.

Diese Befreiung von weltlichen Zwängen befreit auch die Kräfte im Menschen, das Werk das Gott in ihn hineingelegt hat endlich anzupacken. Wieder, wie in Kapitel 1 stellt Jakobus Glaube und Werk gegenüber und kommt zu demselben Schluss: Der Glaube, bzw. die Befreiung, die in diesem Glauben steckt, bewirkt Werke des Glaubens. Den gläubigen Menschen erkennt man an seinen Taten, genauer an der Freude, mit der er diese Taten vollbringt. Es sind die Taten eines Menschen, der sich gerettet weiß, der sich geborgen weiß in der Liebe seines Gottes. Wir können in der Welt beobachten, welche Kräfte die Liebe einer Mutter oder eines Vaters freisetzt, wenn deren Kind in Lebensgefahr schwebt. Wie groß muss die Liebe dieses allmächtigen Gottes gewesen sein, als er in einem einzigen Gewaltakt seine ganze in Lebensgefahr schwebende Schöpfung rettete? Und wie groß muss daher die Kraft sein, die er bereit ist in uns hineinzulegen, damit wir unseren Teil seines Rettungsplanes erfüllen können!

Diese Kraft, diesen Antrieb erfährt jeder der mit ganzem Herzen glaubt. Und dieser Antrieb macht es dem gläubigen Menschen unmöglich untätig zu bleiben. Mit keinem Schritt den er tut denkt dieser Mensch aber an seine Rechtfertigung vor Gott. Niemals denkt er: ‚Ich muss das tun für mein Seelenheil und wenn es alle meine Kraft kostet.‘ sondern er ruft voller Freude: „Danke Vater, dass du mir, deinem Kind, die Kraft und die Fertigkeit gibst, dies zu tun!“

Im Glauben, im wahren Glauben steckt Leben und Leben bedeutet Tätigkeit. Leben von Gott bedeutet Tätigkeit durch Gott. Darum sagt Jakobus: Glauben ohne Werke ist tot. Glauben ohne Werke ist Frömmelei. Es ist ein Zeichen, dass du dich Gott nicht vorbehaltlos geöffnet hast – du beobachtest den Glauben ohne ihn zu haben, du spielst mit ihm statt dich durch ihn verändern zu lassen. Im Glauben bist nicht nur du tätig für Gott, Gott arbeitet gleichzeitig an dir. Das Werk Gottes an dir offenbart sich in deinen Werken.

Der ursprüngliche Sinn des Gesetzes wird damit auf den Kopf gestellt und verfolgt doch dasselbe Ziel.

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