1. Korinther 9,1 – 10,13 (18. – 20. August)

„Bin ich nicht ein Apostel? Bin ich nicht frei? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus Christus gesehen? Seid nicht ihr mein Werk im Herrn?“ (1. Kor 9,1)

Paulus spricht ein leidiges Thema an. Da er nicht zu den Zwölfen gehörte, gab es oft Zweifel daran, ob er denn ein echter Apostel sei. Er definiert hier die Zeichen, die einen Apostel ausmachen: Er hat Christus gesehen (persönlich erfahren) und er hat Menschen das Evangelium verkündet. Auch wenn der Glaube selbst (das Gedeihen) von Gott gegeben wird, so hat er, Paulus, doch den Acker bestellt, den der Herr für ihn bereitet hatte.

Dann vergleicht er seine Arbeit mit der Arbeit der anerkannten Apostel und stellt fest, dass gleiche Arbeit auch unter Aposteln das Anrecht auf gleichen Lohn – in diesem Zusammenhang: gleiche Anerkennung – mit sich bringen müsse. Auch wenn er im Zusammenhang mit dem Lohn das Gesetz des Mose anspricht, so kann damit nicht die materielle Versorgung der Tempelpriester und -diener, also der Leviten durch die anderen elf Stämme auf die aktuelle Situation bezogen sein, denn diese Art des Tempeldienstes und die Regelung durch das Gesetz fand am Kreuz von Golgatha ihr Ende. Allerdings bleibt alles rund um diesen alten Tempeldienst ein Bild für Verständnis und Auffassung des neuen, so wie alles im Alten Bund Bild und Hinweis auf die Vollendung im Neuen Bund darstellt.

Paulus wurde wie die anderen Apostel von seinem Herrn losgeschickt, am neuen Tempel zu bauen, einem Tempel, der hier in dieser Weltzeit beginnt, aber erst bei Gott und durch Gott selbst fertiggestellt wird. Genau das macht ihn zum Apostel. Sein Lohn ist sein Anteil an diesem Tempel. Es gibt kein Gesetz Gottes, das uns vorschreibt, wie seine Arbeiter, die er Tag für Tag aufs Feld schickt, zu versorgen seien. Den Lohn für diese Arbeit erhalten sie von Gott.

Nichtsdestotrotz sind es Menschen, die essen, trinken, wohnen, schlafen müssen. Die Apostel, die Missionare, die Diakone, alle die Menschen, die im Dienst des Evangeliums unterwegs sind, sind unsere Brüder und Schwestern. Paulus nimmt keine Unterstützung von den Korinthern, weil die, wie der Brief zeigt, eine schwierige Gemeinde schwachen Glaubens sind. Er will ihnen keinen Anlass zu einem Anstoß an seinem Dienst liefern. Aber er erklärt ihnen trotzdem, dass die Verkündigung des Evangeliums und das Begleiten des Glaubenslebens der Gemeindemitglieder echte Arbeit ist, die auch einen echten Lohn rechtfertigen würde. Das gilt bis heute: Die Organisation einer Kirchengemeinde, das Zusammenführen und Zusammenhalten ihrer Mitglieder ist neben der Berufung durch Gott eben auch ein Beruf und kein leichter. Er geht weit über den reinen 9-to-5-Verwaltungsjob mit regelmäßigen, größeren Meetings in der Kirche (Gottesdienste) hinaus. Ohne Hirten keine Gemeinde! Ja, das müssten wohl nach der Schrift nicht zwingend ordinierte Priester sein, aber wenn ein Hirte seine Berufung ernst nimmt, kann es auch keine Nebenbeschäftigung sein. So muss gelten: Was der Hirte und seine Mitarbeiter für unser Seelenheil tun, wird ihnen von Gott entlohnt werden, was immer sie aber direkt für und in der Gemeinde tun, dafür muss ihnen die Gemeinde die Mittel zur Verfügung stellen, ebenso natürlich auch dafür, dass sie alle auch leben müssen – auch wenn im Alter ihre Kräfte nachlassen und sie ihre Arbeit nicht mehr leisten können. Das ist logisch, das ist geschwisterlich – ein wahrhaftiger Christ braucht dafür kein Gesetz! In Deutschland ist dies zum Teil über die Kirchensteuer geregelt, die Verantwortung für die Mitarbeiter Gottes in der eigenen Gemeinde erschöpft sich für die Mitglieder derselben aber damit nicht. Die geschwisterliche Nächstenliebe leitet jedes Mitglied in seiner Aufmerksamkeit an, die Unterstützung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu geben, die zur Erfüllung der Aufgaben und zur Versorgung der Gemeindearbeiter notwendig ist.

Paulus gibt nach dieser Klärung der Sachlage einen Einblick in seine „Dienstauffassung“. Ja, er war natürlich vom Herrn gesandt, aber er hatte vom Herrn auch Verantwortung übertragen bekommen, die ihm anvertrauten Seelen wirklich für den Herrn zu gewinnen und dann auch festzuhalten. Darum ist er allen Menschen nachgegangen, hat sie dort abgeholt, wo sie sich in ihrer geistlichen Entwicklung gerade befanden. Er hat die Menschen in der Sprache angesprochen, die sie verstehen konnten, die Juden über das Alte Testament, die Heiden über und in Abgrenzung zu deren Glaubenswelten. Dann weist er noch einmal auf Weg und Geschichte der Israeliten mit ihrem Gott hin. Ihre Irrungen und Verwirrungen seien uns Lehre und Warnung zugleich. Warnung, denn auch wir fallen immer wieder arglos in unsere alten Verhaltens- und Götzendienstmuster zurück. Lehre bzw. Hoffnung, denn Gott hat aus diesen Israeliten wie versprochen den Messias hervorgebracht, damit die Standhaften im Glauben am Ende der Zeit durch ihn gerettet werden. Darum werde Gott auch (zukünftig) von keinem mehr verlangen als dieser tragen kann.

Hier, in diesem Punkt, gibt Paulus wieder sich selbst als Beispiel. Jeder von uns wird von Gott in dieser Welt an seinen Platz gebracht, damit er lernt, treu diesen Platz in Verantwortung anzunehmen und die übertragenen Aufgaben gewissenhaft auszuführen. Von Gott erwählt zu sein, ist zwar die Krönung menschlichen Seins, aber erst der Anfang des Laufs. Gottes Kind zu sein ist wie eine Rundumversicherung gegen alle Arten von Stürzen, das verhindert aber nicht zu stürzen, wenn man nicht selbst aufpasst.

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