1. Samuel 24 (15. + 16. September)

Nachdem die Philister aus dem Land vertreiben wurden, jagt Saul wieder nach David. Als er sich für ein menschliches Bedürfnis in eine Höhle zurückzieht, ahnt er nicht, dass sich dort David mit seinen Männern versteckt.

Es ist klar, in dieser Situation wäre Saul völlig wehrlos und so fordern die Untergrundkämpfer von ihrem Anführer, er möge diesen offensichtlichen Gottesentscheid nutzen und Fakten schaffen. Doch David sieht in Saul immer noch den von Gott gesalbten König, auch wenn er ja inzwischen auch ein Gesalbter ist. Er bringt den Königsmord nicht übers Herz und begnügt sich mit einem Zipfelchen des Königsgewands. Als Saul die Höhle erleichtert verlässt, läuft David ihm nach und zeigt ihm aus sicherem Abstand, dass er ihn gerade verschont hat. Sein „Wen verfolgst du, König von Israel“ (1.Sam 24,15) erinnert sehr an „Warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4) auch wenn dieser Ausruf des Auferstandenen nicht an den König, aber doch an einen Vertreter des klerikalen Israels gerichtet war. Und beide Ausrufe bewirken eine Umkehr beim Angesprochenen. Doch während Paulus – übrigens auch aus dem Hause Benjamin – sein Leben komplett umkrempelte, wird sich die Reue Sauls als sehr vergänglich erweisen.

Wie kann David, der – menschlich betrachtet – allen Grund zur Rache an diesem gottlosen König hat, ja, dessen Tat in diesem Fall sogar als Selbstverteidigung interpretiert werden könnte, hier Gnade walten lassen? Er begründet es selbst: „Der HERR sei Richter und entscheide zwischen mir und dir, und er sehe danach und führe meine Sache und verschaffe mir Recht von deiner Hand!“ (1.Sam 24,16) – Es ist sein Glaube an den einen allmächtigen Gott und an seine absolute Gerechtigkeit. David ist in diesem Moment dem Christus, für den er im Alten Testament das Bild liefert, näher als jemals zuvor. „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lk 22,44). Der Glaube verleiht David die Kraft, sich selbst hinter den Willen Gottes zu stellen, denn Hinterhalt, Verrat und die Ermordung Wehrloser ist niemals das Werkzeug Gottes. Der Glaube ermöglichte es David in seinem Herzen zu erkennen, dass es sich bei der Notdurft des Königs vor seinen Augen nicht um eine von Gott frei Haus gelieferte Chance handelte, sondern um eine Versuchung des Teufels. Attentäter können niemals Krieger Gottes sein!

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