„Am siebten Tag, als der König vom Wein fröhlich war…“ (Esther 1, 10)
Gegen Ende der Feierlichkeiten, als die Leber des Königs bereits verzweifelt „Genug!“ lallt, hat Ahasveros eine geistreiche Idee. Er gibt den Befehl, die Königin soll zu ihm kommen. Wenn die Fürsten von all der zur Schau gestellten Pracht noch nicht genug beeindruckt sind, so soll ihnen die Schönheit der Monarchin den Rest geben. Dummerweise hat Vasti keine Lust, wie ein Stück prämiertes Vieh vor der besoffenen Männertruppe präsentiert zu werden – man kann sich ja vorstellen, wie sowas endet – und sagt kaltlächelnd ab.
Ahasveros ist bis auf die Knochen blamiert und stinksauer. Wut ist des Königs zweite Stärke, gleich nach der Prunksucht. Also macht er aus der Sache einen Staatsakt und lässt die Weisen seines Landes rufen, damit die ihm sagen, was die richtige Reaktion auf solch eine Ungeheuerlichkeit ist. Der Urteilsspruch der Sachverständigen ist einhellig: Das geht ja gar nicht! Wenn sich das im Reich rumspricht, werden alle Frauen ihren Männern ungehorsam werden, ihnen widersprechen, sich vielleicht gar eine eigene Meinung erlauben. Nein, das muss im Keim erstickt werden. Der König soll seine Gemahlin rausschmeißen und sich eine neue, bessere Königin nehmen. Außerdem soll er dafür sorgen, dass dies auch im ganzen Land bekannt wird. Es muss jeder Frau im Perserreich absolut klar sein, wer in der Familie die Hosen anhat.
Gesagt – getan! Ahasveros entzieht Vasti die Königswürde, erlässt ein Gesetz, dass der Mann des Hauses auch der Chef der Familie ist, lässt es in alle Sprachen des Reiches übersetzen und in allen Provinzen Persiens verbreiten.