„Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2)

Eine Woche zum Abhaken! Seit etwa Pfingsten laufe ich der Entwicklung des Sommers 2025 hinterher. Auf jede Anpassung an die Hitzeentwicklung meinerseits folgt eine Verschärfung der Situation. Diese Woche war dann mein Kreislauf am Ende. Ich habe mich nun in meiner Wohnung aufs Wohnzimmer zurückgezogen, wo ein Klimagerät wann immer nötig für kreislaufstabilisierende Temperaturen sorgt. Der Strombedarf für das Gerät ist enorm, aber ich habe ein solches Gerät und ich habe inzwischen auch die Mittel, den zusätzlichen Strombedarf zu finanzieren. Auch bin ich noch fit und beweglich genug für ein Matratzenlager im Wohnzimmer. Ich bin privilegiert! 

Doch dabei denke ich an Menschen, die diese Möglichkeiten nicht haben. Insbesondere ältere, nicht mehr so mobile Menschen mit kleiner Rente sitzen in ihren Wohnungen und köcheln langsam auf kleiner Flamme. Die erhoffte Pause in der Nacht entfällt, weil der Körper bei Überhitzung nicht in den Schlafmodus geht. Man liegt einfach nur da und wartet, dass irgendein kühles Lüftchen wenigstens etwas Erleichterung bringt. Im Zentrum der Hitzeglocke bleibt aber auch das aus.

Vielleicht gibt es für solche Menschen irgendwo in ihrer Nähe von der Kommune eingerichtete, klimatisierte Räume, aber zuerst musst du mal dahin kommen und dann, ich sag aus Erfahrung wie es ist: Mit zwei, drei Stunden im klimatisierten Raum kann man einen lädierten Kreislauf nicht reparieren! Ich hab’s zu Hause probiert. Sobald die Hitze zurück ist, geht der Kreislauf innerhalb weniger Minuten wieder in den Panikmodus.

Es ist nachgewiesen: Die Klimawandel trifft die am härtesten, die – mangels Möglichkeiten – am wenigsten dazu beitragen. Das ist die Situation!

Klimaschutz ist gelebte Nächstenliebe! Klimaschutz ist sozial.

Gleichzeitig müssen wir natürlich auch einsehen, dass der Schaden bereits da ist. Darum müssen auch die Menschen vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden. Die Bedingungen dafür zu schaffen ist Aufgabe des Staates. Ja, Menschen wie Putin und andere Despoten bedrohen uns und der Staat muss hier für Schutz sorgen. Der galoppierende Klimawandel ist aber ein ebenso mächtiger und mindestens genauso gefährlicher Feind.

Es ist wichtig, ganze Wohngebiete durch geeignete Maßnahmen vor Wetterextremen zu schützen. Wir müssen aber auch bedenken: Der höhere Damm oder die weiträumigeren Überflutungsflächen helfen dem Individuum nur, wenn es zuvor nicht in der Hitze in seiner Wohnung umkommt! Hierfür muss es Menschen und Mittel geben, die individuell beraten und helfen. Wo ein Mensch es nicht selbst leisten kann, sich zu schützen, muss die Gemeinschaft einspringen! Alibi-Klimaräume sind hier keine Hilfe!

Christus sah immer den Menschen zuerst und fordert dies auch von denen, die ihm nachfolgen!

Ein Anfang wäre schon gemacht, wenn die CO2-Abgabe wie ursprünglich zugesagt in Form von Klimageld an die Haushalte zurückgegeben würde, und zwar so, dass die den größten Nutzen davon haben, die es am nötigsten brauchen, um sich vor dem Klimawandel zu schützen und die aufkommenden, zusätzlichen Kosten zu stemmen.

Die Stromsteuer zu senken und die fehlenden Einnahmen durch Kürzungen im Bereich der Grundsicherung („Bürgergeld“) gegenzufinanzieren, wie von einer Partei mit dem großen C im Namen angedacht, ist weder christlich noch sozial! Als Christ will ich nicht, dass Menschen, die weniger als ich haben, für mich den Strom bezahlen! Wer kann sich Christ nennen und überhaupt auf so eine Idee kommen?

Ich glaube nicht, dass Christus den Ausspruch „wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden“ (Mt 13,12) als Aufforderung und Handlungsanweisung verstanden haben wollte!

Wer Technologieoffenheit fordert, weil es ja in der Zukunft eine bessere und wirkungsvollere Technik gibt, der stielt sich aus der Verantwortung, um nichts tun zu müssen. Denn selbst wenn es morgen tatsächlich eine bessere und geeignetere Technik geben würde, so wäre übermorgen eine noch bessere zu erwarten. Die Ausrede „Technologieoffenheit“ funktioniert immer!

Wer Umwelt- und Klimaschutz unter Finanzierungsvorbehalt stellt, wer sozialen Ausgleich unter Finanzierungsvorbehalt stellt, der verachtet Menschen.

Ich höre dann immer wieder den Satz: „Wir müssen zuerst das Geld erwirtschaften, ehe wir es ausgeben können.“ Klingt logisch!

Das reine Geldvermögen der privaten Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland betrug im dritten Quartal 2023 gut 9 Billionen Euro. 

Hier eine interessante Aufstellung (Zweitraum: 2023-2024):

Ausgaben für Bürgergeld

37,4 Mrd. Euro

Ausgaben für Grundsicherung (Alter, Erwerbsminderung)

14 Mrd. Euro

Schaden durch Missbrauch beim Bürgergeld pro Jahr*

200 Mio. bis 2 Mrd. Euro

Schaden durch Steuerhinterziehung (BRD) pro Jahr

Ca. 125 - 160 Mrd. Euro

Schaden durch Steuerhinterziehung (EU) pro Jahr

Ca. 800 Mrd. Euro

Privates Geldvermögen (BRD)

Ca. 9 Bio. Euro

Privates Geldvermögen (EU)

Ca. 30 – 40 Bio. Euro

Privates Geldvermögen (weltweit)

Ca. 500 Bio. US-Dollar

*Missbrauch von Sozialleistungen in Form von verschweigen von Vermögen oder/und verweigern der Teilnahme an Integrationsmaßnahmen. Allerdings gibt es hier keine systematische Erhebung. Darum handelt es sich beim genannten Betrag lediglich um Unter- und Obergrenze verschiedener Schätzungen.

(Quellen laut Microsoft Copilot: statista.com, bpb.de, wikipedia.org, forschung-und-wissen.de, welt.de, NRW-Finanzministerium, University of London, Hans-Böckler-Stiftung u.a.)

Das Geld ist ganz offensichtlich bereits erwirtschaftet.

Auch der Finanzierungsvorbehalt ist eine Ausrede, um nicht tun zu müssen, was ehrlicherweise unvermeidbar ist: Gier und Egoismus dürfen nicht länger staatlich geschützte Charaktereigenschaften bleiben.

In Abgrenzung zu anderen erwähnen wir gerne stolz die „christlich-abendländische Kultur“.

„ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen;“ (Mt 25, 42-43)

Christus fordert uns auf, den Menschen zuerst zu sehen und dabei geht es nicht um die jeweilige „Peergroup“ sondern ganz ausdrücklich, um jene Menschen, die aufgrund von Geographie, sozialem Stand und anderen Bedingungen am Rand stehen. Wenn wir das nicht tun, folgen wir Christus nicht nach, sondern weisen ihn zurück.

In einer Kultur, die sich christlich nennt, muss jeder zuerst schauen, wie er sich in die Gemeinschaft einbringen kann. Diese Aufforderung gilt gemäß der Aufforderung Jesu zuerst den „Balken im eigenen Auge“ zu sehen, natürlich zuerst für die Starken in der Gemeinschaft! Hierbei geht es um Notwendigkeiten, nicht um Vorlieben! Der Mensch steht im Mittelpunkt des individuellen Handelns, vor allem jene Menschen, die aufgrund äußerer Bedingungen nur eingeschränkt oder überhaupt nicht in der Lage sind, auf Herausforderungen dieser Welt angemessen zu reagieren.

Freiheit ist immer die Freiheit der Gemeinschaft. Verantwortung ist, die Kräfte der Gemeinschaft zu befreien, indem man die Schwachen stärkt.

Gott sagt, er sei in den Schwachen stark. Das muss Vorbild für staatliches (und damit auch individuelles) Handeln sein – die Schwachen zu stärken. Und der Staat, das ist jeder einzelne Bürger, genau wie das Reich Gottes jeder einzelne Bürger, jedes Kind Gottes ist. Eine Nation, die von sich behauptet christlich geprägt zu sein, hat genau dies als oberstes Ziel. Und Menschen, die sich Bürger eines solchen Landes nennen, haben das gleiche Ziel.

Ein jeder trage des anderen Last und jeder nach seinen Möglichkeiten.

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