Apostelgeschichte 5, 12-42 (16. – 18. Januar)

Man soll nicht sagen, dass Gott nicht alles versucht hätte! Die Wunder, die durch die Apostel geschehen sprechen sich überall herum und die Wege, an denen sie lang gehen sind mit Kranken gesäumt, die sich allein von ihrer Nähe Heilung versprechen. Es ist unübersehbar, dass Gott mit dieser „neuen Sekte“ ist. Gott zeigt aber nicht nur dem Volk, wo’s nun lang geht, er macht damit auch dem Hohen Rat deutlich, dass sie sich verrannt haben und umdenken müssen.

Doch zur Aufgabe der über Jahrhunderte aufgebauten Macht ist die Priesterkaste nicht bereit und hält an ihren Glaubenssätzen und Dogmen fest, woraus zumindest für den Hohen Rat ganz natürlich folgt, dass die Apostel falsch liegen müssen. Die Lehre der Apostel wird damit mehr und mehr zum ernsthaften Problem. Mehrfach werden diese daher – wenn auch höflicher als beim ersten Mal – vor den Rat gebracht, verhört und ermahnt. Jedes Mal erhält der von Petrus dieselbe Antwort: Die Prophezeiungen sind in Christus erfüllt. Wir, die Apostel, folgen nur seinen Geboten!

Selbst einsperren nützt nichts! Nachts werden die Apostel durch den Engel des Herrn befreit, der ihnen nochmal den eindringlichen Auftrag erteilt überall das Evangelium zu verkünden.

Ja, Gott tut Wunder oder anders ausgedrückt: Gott greift aktiv ein, um dem Volk und den Priestern, seinen Willen deutlich zu machen. Doch nur wer auch willens ist, sich von ihm Augen und Ohren öffnen zu lassen, wird in den Geschehnissen den Willen Gottes erkennen.

Die großen christlichen Kirchen erleben seit Jahrzehnten einen kontinuierlichen, zeitweise galoppierenden Mitgliederschwund. Gleichzeitig klagt besonders die katholische Kirche über einen zunehmenden Priestermangel. Die Pfarreien sind daher nach vielen Re- und Neuorganisationen heute, die von einem Pfarrer zu betreuenden Schäfchen betreffend, fast doppelt so groß als vor 50 Jahren. Wenn man gleichzeitig die insgesamt rückläufige Mitgliederzahl berücksichtigt, kann man davon ausgehen, dass ein Pfarrer heute ein Gebiet zu betreuen und zu versorgen hat, das drei-, ja vielleicht viermal so groß ist wie damals. Keine guten Voraussetzungen zur wirksamen Verbreitung des Evangeliums. Es ist daher inzwischen fester Bestandteil eines jeden Gottesdienstes für neue Priester zu beten … und nichts tut sich.

Wirklich? Sollte Gott seine Kinder im Stich gelassen haben? Das ist nach meinem Glauben und Erleben völlig auszuschließen! Gott sendet jedem genau das, was er braucht, auch der römisch-katholischen Kirche und daher bin ich sicher, er sendet uns genügend Priester. Die Frage ist, sind unsere Anführer bereit die Gaben unseres Herrn anzunehmen, auch wenn sie offensichtlich nicht deren Erwartungen entsprechen? Ja, die ersten zwölf Apostel hatten eine dreijährige Ausbildung und waren allesamt Männer. Bei den ersten Priestern ist das schon nicht mehr so deutlich. In jener Dachkammer saßen 120 Personen, Männer und Frauen, und alle empfingen den Heiligen Geist. Ja, nach den Beschreibungen der Apostelgeschichte geschahen die Wunder und Zeichen im Beisein der Apostel, jene etwa 5000 Personen der ersten Gemeinde waren durch ihr lebendes Beispiel aber allesamt Priester und verkündeten allein dadurch, dass sie Teil dieser ersten Versammlung waren das Evangelium. Die Zeichen Gottes für den Hohen Rat waren überdeutlich und sein Weckruf an selbigen nicht zu überhören: „Ihr habt es euch zu bequem in eurer Position gemacht! Verwechselt eure liebgewonnenen Gewohnheiten und Bräuche nicht mit meinem Willen!“ Doch die Führung der Gläubigen hörte nicht auf ihre Führung, den Herrn. Die Folge war – ganz weltlich ausgedrückt – Mitgliederschwund, die Anführer dieser neuen Sekte erwiesen sich als die besseren Hirten.

Und ist das nicht auch genau die Situation, die wir im Moment erleben? Niemand kann sagen, das Interesse an Gott hätte nachgelassen, die Menschen würden heute nicht mehr nach Gott suchen. Ja, für die Oberflächlichen, die es zu allen Zeiten gab, gibt’s heute ein breiteres Angebot an Zerstreuung, Ablenkung und Konsum, aber gleichzeitig erleben Freikirchen, charismatische Bewegungen und andere kleine christliche Gruppierungen ebenfalls einen beachtenswerten Zulauf.

Christus prägte das Bild vom guten Hirten, der 99 Schafe zurücklässt, um das eine verlorene aufzuspüren und zurückzubringen. Die Oberhirten der katholischen Kirche (die der evangelischen Kirche vermutlich auch) müssen aufpassen, dass sie nicht sämtliche 100 Schafe davonziehen lassen, weil sie nicht bereit sind, den vermeintlich sicheren Raum, gebaut aus – wenn auch in bester Absicht, so doch – selbst erdachten Regelungen und Verordnungen, zu verlassen und sich wieder den Elementen der Welt auszuliefern – genau so, wie es einst unser Heiland gemacht hat, als er seinen Thron im Himmel verließ um seinen Schafen nachzugehen, die sich zerstreut hatten.

Da wo die Menschen sind, da ist euer Auftrag! Und da ist auch Gott und wartet auf euch – allerdings nicht ewig.

Und der große Rest, der treu zu seiner Kirche steht und besorgt auf die Entwicklungen blickt, der muss sich natürlich fragen: Was hatten jene 5000, was wir nicht (mehr) haben? Die Zeichen und Wunder allein können es nicht gewesen sein, denn sonst hätte sich diese Versammlung Christi spätestens nach dem Tod des letzten Apostels wieder aufgelöst, genau wie Gamaliel es gesagt hatte, als die übrigen Mitglieder des Hohen Rates die Apostel umbringen wollten. Auch für uns „Laienpriester“ geht es darum, den bequemen Platz des neutralen Glaubenskonsumenten zu verlassen. Jede und Jeder braucht eine persönliche Haltung zum Evangelium und zu ihrem/seinem Gott. Für jeden hat Gott eine Aufgabe in der Versammlung bereitet; keine wäre so klein, dass sie ohne Bedeutung wäre – der Zustand unserer „Versammlung der unerledigten Aufgaben“ zeigt uns dies ebenso überdeutlich.

Der Glaube an den Auferstandenen ist kein Spiel, und er ist auch kein popcorn-tauglicher Blockbuster.

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