Apostelgeschichte 10 (30. Januar – 1. Februar)

Wir lernen Kornelius kennen, einen römischen Hauptmann, der viele Soldaten und Bedienstete unter sich hat. Land, Leute und Kultur haben auf ihn abgefärbt; er glaubt an den Gott der Juden und hält sich an die Gesetze des Moses, soweit ihm dies möglich ist. Eines Tages erscheint ihm ein Engel Gottes und erklärt ihm, Gott habe ihn erhört und werde ihm nun einen Privatlehrer stellen – nicht irgendeinen, Petrus soll es sein, der gerade in der Nähe in Joppe weilt. Er solle Leute dorthin schicken, die ihn abholen. Dies tut er sogleich.

Natürlich muss auch Petrus von diesem Plan unterrichtet werden, sonst wird die Sache schiefgehen. Juden war nach dem Gesetz der Umgang mit Heiden untersagt, d.h., Petrus hätte das Haus des Kornelius nicht betreten dürfen. Während also Petrus auf dem Dach seines Gastgebers betet und bemerkt, dass er Hunger hat, da erscheint ihm vom Himmel herab ein Gefäß mit allerlei Tieren, die nach dem Gesetz des Moses ebenso unrein sind wie die Heiden. Eine göttliche Stimme vom Himmel gebietet ihm die Tiere zu schlachten und zu essen. Dies lehnt er natürlich entrüstet ab, doch Gott sagt ihm: „Wenn ich etwas rein gemacht habe, dann mach du es nicht wieder unrein.“ Dies wiederholt sich so insgesamt dreimal. Während Petrus noch überlegt, was das bedeuten soll, hört er die Diener des Kornelius an der Tür nach ihm fragen und dann ist ihm alles klar. Sofort geht er mit ihnen mit, verkündigt im Haus des Kornelius allen Anwesenden das Evangelium, sieht, wie der Heilige Geist auf sie herabkommt und möchte sie taufen.

Die Judenchristen sind empört. Dieser Christus ist doch ihr Messias! Wie kann Petrus es wagen, den Heiden zu predigen und sie sogar zu taufen? Doch Petrus erklärt ihnen in Anlehnung an seine jüngste Erfahrung auf dem Dach in Joppe: Wenn Gott diesen Menschen den Heiligen Geist sendet, wie kann ich ihnen dann die Taufe verwehren?

Christus setzt seinen Plan generalstabsmäßig um. Wir sehen an Kornelius, dass sich Beharrlichkeit auch im Glauben auszahlt. Wir sehen aber auch, dass die Judenchristen in der Tat noch Nachhilfe brauchten in der Einsicht, dass Jesus zwar zu den Juden gekommen war, aber halt eben nicht nur für die Juden. Das Heil des Himmels ist für alle Kinder Gottes auf der Welt bestimmt. Die Gesetze des Moses hatten den Zweck, das Volk Gottes darin zu lehren, dass sie einen Messias brauchen, der sie rettet. Das Gesetz machte es dabei dem Volk im Grunde unmöglich, beides einzuhalten: Gott zu lieben mit ganzer Seele und ganzem Herzen, was eben auch die Liebe zum Nächsten verlangt und gleichzeitig rein zu leben, ebenso gemäß des Gesetzes. Wer Gott und die Menschen liebte, der war zu praktisch jedem Zeitpunkt mehr oder weniger unrein, und wer es – wie die Pharisäer – schaffte vollkommen rein zu leben, der verachtete seine Mitmenschen, die allesamt unrein waren und brach damit Gesetz und Bund.

Wie konnte es zu einem solch scheinbar widersinnigen Gesetz kommen? Wir erinnern uns: Der Mensch entschied ganz am Anfang, es besser ohne Gott hinzubekommen und verdarb so die Schöpfung, alles wurde vor Gott unrein. Später erwählte Gott sich in den Israeliten sein Volk, das er in seiner Gnade von Schuld reinigte. Um ihnen diesen idealen Zustand – ein Bild für den idealen Zustand des Lebens bei Gott, das wir abgelehnt haben – zu erhalten, mussten sie bestimmte Regeln einhalten; vor allem mussten sie sich von allem Unreinen fernhalten. Das war keine göttliche Willkür!

„Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig“ (Gal 5,9), d.h. übersetzt, schlechter Umgang führt zu schlechten Taten; Soziologen können ein Lied davon singen.

Nach den Überlieferungen im Buch Exodus war dieser von Gott geschenkte ideale Zustand aber bereits vor Überbringung der Regeln – des Gesetzes – durch Gottes Volk selbst wieder beendet worden (Ex 32, 15-20).
Auch das ist ein Bild: Die gefallene Welt und der Himmel können nicht vermischt oder vereint werden. Wann immer dies Menschen versuchen geht es schief.

In Jesus vereint Gott das Unvereinbare, mit dem Blut des Messias reinigt er die Welt von Unreinheit und befreit die Menschen zu unbeschränkter und uneingeschränkter Nächstenliebe, wenn sie denn dieses Opfer für ihr Leben akzeptieren. In einer von Gott selbst gereinigten Welt sind daher weltliche Reinheitsgebote, die den Umgang mit Unreinem regelten, allesamt hinfällig.

„Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein!“ (Apg 10, 15)

Jesus hat uns rein gemacht. Gott sieht nicht mehr die Person (Volk Gottes oder Heide?) an; er schaut ins Herz; er sieht ob wir seinen Geist angenommen haben oder noch dem Geist der Welt unterworfen sind. Wie Petrus es dem Kornelius sagte: In Christus gibt Gott uns den angekündigten Richter, der für alle die an ihn glauben der angekündigte Retter ist.

Es gibt also keine Sünde mehr auf der Welt? Das wäre sicherlich falsch. Durch Christus ist die Spaltung nicht mehr zwischen Himmel und Erde, die Spaltung ist zwischen den Menschen in Christus und außerhalb. „Ich bin nicht gekommen und Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34) Wenn dich der Geist des Herrn führt, bringt er dich weg von der Sünde der Welt – und da, wo du mit ihr in Berührung kommst und schuldig wirst hat Christus für dich bezahlt. Du musst nur noch darauf achten welcher Geist dich gerade bei deinen Entscheidungen führt. Auch als gläubiger Christ kommst du nicht umhin, immer wieder innezuhalten und deinen Status zu prüfen. Aber als gläubiger Christ hast du ohnehin den Wunsch dazu. Das Gebet ist nichts anderes – du eichst deinen geistlichen Kompass und richtest ihn wieder auf das Ziel aus; wer dir gesagt hat, beten sei das Aufsagen irgendwelcher auswendig gelernter, spiritueller Formeln, hatte keine Ahnung! Das Vater-unser ist ein Werkzeug; es ist nutzlos wenn du nicht auch im Herzen betest. Umgekehrt kommt ein Herzensgebet auch mal ganz ohne Worte aus. Es ist der Geist selbst der betet; Worte, ja sogar die Sprache, sind nur Träger des Gebets – auch die Stille kann ein Gebet zum Vater tragen.

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