Der wahre Knecht Gottes – Jesaja 49 (24. + 25. Mai)

„Hört auf mich, ihr Inseln, / merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen; / als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, / er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zu einem spitzen Pfeil / und steckte mich in seinen Köcher. Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, / an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, / habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan. Aber mein Recht liegt beim HERRN / und mein Lohn bei meinem Gott.“ (Jes 49, 1-4)

Gott spricht hier von der Unmöglichkeit eines Menschen, sich dem Auftrag Gottes zu entziehen. Jeder von uns geht zum von Gott vorbestimmten Ziel vor – bewusst oder unbewusst. Die Wege, die wir dabei in diesem Leben beschreiten, können freilich höchst unterschiedlich sein. Die eine kennt von klein auf ihre Bestimmung und weicht ein Leben lang kein haarbreit davon ab, der andere schwankt, verirrt sich, stolpert und stürzt ein ums andere Mal und Menschen sagen über ihn vielleicht: "Welch ein Looser, der wird es nie schaffen!“ Doch beide sind Knechte Gottes, ganz egal ob sie nun eine regelmäßige Beziehung zu ihm pflegen oder ihn ignorieren. Auch König Kyros, ein Heide wie aus dem Lehrbuch, war letzten Endes ein treuer Knecht Gottes, denn Gott hatte ihn dazu bestimmt.

Worte des Knechtes – Jesaja 50 (26. Mai)

„Wer von euch den HERRN fürchtet, / der höre auf die Stimme seines Knechtes. Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, / der vertraue auf den Namen des HERRN / und verlasse sich auf seinen Gott.“ (Jes 50, 10)

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“ (Joh 10, 27-28)

Während Gott in den ersten Versen noch einmal von seiner Macht spricht, mit der er immer noch bei seinem Volk ist, kommt in den weiteren Versen der Knecht zu Wort, der das Volk retten wird. Jesus selbst kündigt sein Kommen und sein Leiden an. Er macht deutlich, dass er nicht als herrlicher und herrschaftlicher König einherschreiten, sondern wie ein Schüler – und vor Gott sind wir alle wie Schüler – auftreten wird. Er will eins mit uns sein und wird sich als Mensch ganz auf diesen Gott verlassen um der erste zu sein, der auf dem Weg der Gnade zur Gerechtigkeit erlangt.

Tröster der Bedrängten – Jesaja 51 (27. + 28. Mai)

„Horcht her, mein Volk, / hört auf mich, meine Nation! Denn von mir geht Weisung aus / und mein Recht mache ich zum Licht der Völker.“ (Jes 51, 4)

Gott ruft den Bedrängten zu, alle Schmach, aller Schmerz, alle Schmähungen werden ein Ende haben. Gott selbst wird seinem Volk Gerechtigkeit verschaffen. Gemeint ist wieder sowohl das alttestamentliche Israel als das aus den aus allen Völkern gerufene himmlische Israel.

Weckruf an die heilige Stadt - Jesaja 52 (29. Mai)

 

„Darum soll mein Volk an jenem Tag meinen Namen erkennen / und wissen, dass ich es bin, der sagt: Ich bin da.“ (Jes 52, 6)

Die Verse 13 bis 15 machen deutlich: Gott spricht hier von einer Zeit nach dieser Zeit. Gott spricht von der Zeit, wenn alle Welt erkennt und auch erkennen muss, dass alles Eigentum dieses einen Gottes ist und allein ihm gehorcht. Als wichtiger Zwischenschritt wird hier das vorangehende Sühneopfer durch Christus genannt, der nicht nur Opfer für die Sünden der Menschen – davon erzählt Kapitel 53 – sondern  als Auferstandener für die ihm übergebenen Menschen König und Richter sein wird.

Gedemütigt und gekrönt – Jesaja 53 (30. Mai)

„Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. / Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; / er lädt ihre Schuld auf sich. Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen / und mit Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab / und sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ. Er hob die Sünden der Vielen auf / und trat für die Abtrünnigen ein.“ (jes 53, 11-12)

Kapitel 53 beschreibt im Grunde das ganze (irdische) Leben des Messias. Er ist äußerlich ein ganz gewöhnlicher, fast schon unscheinbarer Mensch, von einem schweren Leben von Kindheit an gezeichnet und geformt; da ist keine königliche Pracht an ihm, dass man zu ihm aufsehen wollte.

Das Jerusalem Gottes – Jesaja 54 (31. Mai)

„Dein Schöpfer ist dein Gemahl, / HERR der Heerscharen ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser, / Gott der ganzen Erde wird er genannt.“ (Jes 54, 5)

Gott verspricht der heiligen Stadt Wachstum und Ruhm, weit über ihre Grenzen hinaus. Wieder spricht er natürlich zu den Israeliten, aber er erklärt ihnen auch, dass sie sich nicht an dem orientieren sollen, was sie sehen. Das Israel, von dem Gott hier spricht, spannt sich über die ganze Erde aus – es ist definitiv kein Weltreich, in dem Sinne, wie Menschen sich ein Weltreich vorstellen.

Think big! – Jesaja 55 (1. Juni)

„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes 55, 8-9)

Gott macht den Juden jener Zeit, aber auch uns heute klar: Hört auf damit, euren Gott klein zu reden! Hört auf damit, eure halsstarrigen und kleingeistigen Wünsche und Begierden mit meinem Willen zu verwechseln!

Gott aller Völker – Jesaja 56 (2. Juni)

„Und die Fremden, die sich dem HERRN zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, dass sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.“ (Jes 56, 6-7)

Wir erinnern uns deutlich an den enttäuschten und verzweifelten Ausruf Jesu: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!“ (Mt 21, 13) Hier hat der Ausruf Jesu bei der sogenannten Tempelreinigung – tatsächlich war es eine Brandmarkung der Priester und Tempelwächter – seinen Ursprung. Auch das Ende von diesem Kapitel 56 beklagt die inakzeptable Haltung der Priester und Tempeldiener gegenüber der ihnen von Gott übertragenen Aufgabe, bezichtigt sie der Trucksucht und anderer Ausschweifungen.

Falsche Verbündete – Jesaja 57 (3. Juni)

„Denn so spricht der Hohe und Erhabene, / er wohnt in Ewigkeit, sein Name ist Der Heilige: Als Heiliger wohne ich in der Höhe, / aber ich bin auch bei dem Zerschlagenen und dem im Geist Niedrigen, um den Geist der Niedrigen wieder aufleben zu lassen / und das Herz der Zerschlagenen neu zu beleben.“ (Jes 57, 15)

Warum schließen sich Menschen einer Religion an? Ja, manche suchen Gott und erhoffen sich Führung in der Gruppe der Gläubigen. Doch viele sehen in dieser Gemeinschaft auch so etwas wie ein Ausgangspunkt für das eigene Vorankommen. Sie unterwerfen sich einer (angenommenen) Macht aus egoistischen, selbstsüchtigen Gründen. Diese Macht soll ihnen dabei behilflich sein, ihre eigenen Wünsche und Ziele zu verwirklichen.

Die Wahrheit liegt im Inneren – Jesaja 58 (4. Juni)

„Halt meinem Volk seine Vergehen vor / und dem Haus Jakob seine Sünden!“ (Jes 58, 1)

Zeigte uns Gott im letzten Kapitel, wie wir uns ins Verderben stürzen, indem wir uns auf falsche Götter stützen, so warnt er hier am Beispiel des Fastens und des Sabbats vor der Volksfrömmigkeit seiner Treuen.

Ja, Gott hat so seine Probleme mit Ritualen, insbesondere wenn sie wie ein Schauspiel vorgetragen werden, ohne dass sich irgendwas an der inneren Haltung des Vortragenden ändert.