Der Wert der Beständigkeit – Sprüche 5 – 7 (15. – 20. Mai)

Rät Salomo in Kapitel 5 vielleicht gar zur Fremdenfeindlichkeit?

Viele Sätze klingen so.

Salomo warnt vor den Verlockungen der „fremden Frau”, aber auch vor den Fallen, in die man tappt, wenn man sich auf Fremde einlässt und ihnen vertraut. Er rät offen dazu, die eignen Errungenschaften nicht mit Außenstehenden zu teilen. Auch Kapitel 6 offenbart die Skepsis des Schreibers gegenüber Bürgschaften, also selbsrverpflichtenden Aussagen über die Verlässlichkeit Dritter. Salomo rät, solche Bürgschaften so schnell es geht zu lösen.

Der Grund: Die Bürgschaft braucht nur der Faule, der selbst nicht verlässlich ist. Damit wiederholt Kapitel 6 zu Beginn noch einmal die Aussage von Kapitel 5: Traue niemandem außer dir selbst!

Stattdessen soll der Sohn auf die Weisheiten und Erfahrungen seiner Eltern hören, die ihn auf dem rechten Weg halten.

 

Ein sehr ungewöhnlicher Abschnitt im Text über die Weisheit.

Ist es denn weise, der Welt mit Misstrauen und Argwohn zu begegnen? Wie kann ein Leben erfüllt sein, wenn der Mensch an jeder Ecke Verschwörung, Diebstahl und Betrug wittert?

Vielleicht hat sich ja Salomo tatsächlich an solche Situationen erinnert, an denen er die Ratschläge seiner Eltern missachtet hatte und den nachfolgenden Schmerz, als er durch seine eigene Arglosigkeit Schiffbruch erlitt. Vielleicht erinnerte er sich in diesen Situationen immer sehr deutlich daran, dass der Vater oder die Mutter ihm das genauso vorhergesagt hatten und deshalb gibt er es jetzt ungefiltert an seine Kinder weiter.

Doch was will der Heilige Geist uns damit sagen? Doch sicher nicht, dass wir stets furchtsam und ängstlich sein sollen!

 

Neben der ständig wiederkehrenden Warnung vor der „fremden Frau” erwähnt Salomo hier Vater und Mutter als Hüter und Quellen der Weisheit. Natürlich ist im engen Kontext Salomos mit der fremden Frau tatsächlich eine Frau gemeint, die Warnung hat also einen sexualmoralischen Aspekt. Doch sich darauf zu beschränken, wäre zu kurz gesprungen. Jesus erzählt seinen Jüngern das Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Auch wenn es dabei um Wachsamkeit beim Erwarten der Wiederkunft des Messias geht, so führt Jesus hier doch für seine Kirche das Bild der Braut, der Jungfrau ein. Die Warnung Salomos vor den Verführungskünsten der fremden Frau kann daher auch als Warnung vor fremden Kirchen (Glaubensgemeinschaften, Evangelien anderer „Heiliger”…) verstanden werden. Der Volksmund warnt vor den Kirschen in Nachbars Garten oder spricht davon, dass das Gras auf der Nachbarweide immer grüner scheint.

Wir haben einen Gott und der sagt uns wofür er steht und was es für uns bedeutet, wenn wir an ihn glauben. Glaube heißt, dass wir uns damit auseinandersetzen, nicht mit den Versprechungen und Heilszusagen anderer Gemeinschaften. Wenn wir treu zu unserem Gott stehen, wird es uns – in Glaubensdingen – zu keinem Zeitpunkt an etwas fehlen, wir werden immer wieder neue Aspekte erkennen, die unsere Beziehung zu Gott, der uns in dieser Angelegenheit in unserem Leben Vater und Mutter sein wird, interessant und lebendig halten. Und ja: Auch wenn wir nur an diesem einen Evangelium festhalten, so wird sich die Beziehung im Laufe der Jahre, erst Recht im Laufe vieler Generationen immer wieder ändern, denn jede Beziehung ändert sich. Es ändert sich aber nicht das Wort (das Evangelium), das diese Beziehung begründet.

Wenn wir dagegen anfangen, uns eine Art „Best of” verschiedener Götter und Evangelien zusammenzurühren, wird daraus eine beliebige, unzuverlässige Beziehung unterschiedlicher Partner und Parteien. Und das ist in der Tat vergleichbar mit dem Fremdgehen und seinen Folgen.