Monatsthema im Januar: Der Mensch auf dem Weg vom Wissen zur Erkenntnis

Monatsthema im Januar: Der Mensch auf dem Weg vom Wissen zur Erkenntnis

Sowohl der Teufel, als auch die Münzen stehen für diese Welt in dieser Weltzeit. Der König der Münzen ist damit der Mensch als Prototyp, in der Bibel Adam. Der Januar, der Anfang des Jahres, steht somit für den Anfang der Schöpfung, für den Anfang der Welt. Die lockeren Ketten an den Handgelenken von Adam und Eva auf der Teufelskarte zeigen, dass der Mensch zwar in Ketten (in den Ketten der Welt in dieser Weltzeit, in den Ketten des Fürsten der Welt) liegt, diese Ketten aber im Grunde freiwillig gewählt habt, denn das entspricht seiner weltlichen Natur, wie die dem Teufel ähnlichen Hörner und Schwänze symbolisieren.

Der Januar steht also – biblisch betrachtet – für den Sündenfall, in der Bibel niedergeschrieben in Genesis, Kapitel 3.

Hier tritt der Teufel in Gestalt einer Schlange auf, die Eva überzeugt, dass Gott einfach nur die Kontrolle über sein Geschöpf behalten möchte und daher das Verbot aussprach, Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Wichtig hierbei ist, zu sehen, dass der Teufel nicht einfach lügt, er verbindet die Lüge mit einer sehr verlockenden Wahrheit: „Ihr werdet zwischen Gut und Böse unterscheiden können und in diesem Punkt sein wie Gott”. Eva lässt sich überzeugen und auch Adam wehrt sich nicht ernsthaft gegen diese Auflehnung. Als erstes erkennen die Kinder Gottes, dass sie nackt sind und bedecken ihre Körper mit Blättern. Als Folge dieser verhängnisvollen Entscheidung vertreibt Gott den Menschen aus dem Paradies und trennt ihn so vom Baum des Lebens, der ihm ewiges Leben garantiert hätte. Außerdem stellt er sicher, dass die beiden nicht mehr ins Paradies zurückkehren können. Gleichzeitig verflucht Gott aber auch den ohnehin schon verfluchten Teufel und kündigt schon zu diesem Zeitpunkt an, dass er vernichtet werden wird.

Besonders ein Satz bleibt bei dieser Geschichte hängen und beschäftigt mich:

„Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren." (Gen 3, 7)

Ist mit diesem Erkennen bereits die Erkenntnis von Gut und Böse gemeint? Für Adam und Eva ja. Sie halten ihre Nacktheit für Böse und basteln sich behelfsmäßige Kleidung. Aber kann es böse sein, nackt zu sein, wenn Gott sie nackt geschaffen hatte? Nein, das Erkennen – das Sehen – der eigenen Nacktheit hat noch nichts mit wahrer Erkenntnis zu tun. Ich kann das aus meiner Zeit mit immer schlimmer werdendem grauen Star nur bestätigen. Ich konnte Menschen, die auf mich zukamen zwar sehen, aber ich erkannte sie nicht, bis sie mich ansprachen. Schließlich versuchte ich auch gar nicht mehr, Passanten zu erkennen, denn das war mir – zumindest im Vorübergehen – nicht mehr möglich.

Und genauso geht es hier auch Adam und Eva. Sie sehen etwas ohne wirklich zu erkennen. Denn hierzu wäre Innehalten nötig. Man müsste über das Gesehene nachdenken, es verarbeiten und erst dann ganz vorsichtig zu einem vorläufigen Schluss kommen. Wir mögen die Gabe der Erkenntnis zwischen Gut und Böse haben, wir haben uns aber nicht die Mühe gemacht, diese Gabe auch zu trainieren!

Früher sah man den Blitz am Himmel und hörte den Donner und kam sofort zu dem Schluss: Die Götter müssen böse sein, weil wir irgendwas getan haben, das ihnen missfällt. Alles, was die Menschen mit ihren Sinnen erfassen konnten, katalogisierten sie nach Gut und Böse ohne wirklich zu verstehen, ohne tatsächlich zu erkennen.

Und heute?

Wir wissen um die Elektrizität, ein Blitz treibt uns heute nicht mehr in den Beichtstuhl, auch tausend Blitze an einem Abend nicht. Unser Wissen vergrößert sich in riesigen Schritten, so schnell, dass uns unser Wissen fast erschlägt. Und was tun wir? Wie Adam und Eva sortieren wir das, was wir „sehen” nach Gut und Böse und werten die Dinge dabei, genau wie die beiden, ganz intuitiv nach dem ersten Eindruck, der von unseren Wünschen und Erwartungen geprägt ist. Es geht nicht um das, was da ist, sondern um das was ich zu sehen hoffe oder befürchte. Der Wissenszuwachs ist so rasant geworden, da bleibt gar keine Zeit mehr zum Innehalten. Und dabei wäre das so notwendig. Denn „im Vorübergehen” haben wir keine Chance wirklich zu erkennen.

Wir können aber auch nicht mehr zurück! Wir können nicht mehr in die Zeit vor der Erkenntnis, nennen wir es „das Erwachen des Menschen”, zurück. Das sind die in der Geschichte erwähnten beiden Kerubim, östlich vom Garten Eden.

Wenn Gott in Kapitel 3 dem Menschen sagt, dass er sich durch sein Leben wird plagen müssen, meint er damit nicht nur die dort wörtlich erwähnte körperliche Arbeit, Not, Schmerzen, Krankheit und Tod. Er sagt uns auch, dass wir uns unser Lebtag mit dieser neuen Gabe herumschlagen und irgendwie lernen müssen, mit ihr umzugehen. Diese Gabe der Erkenntnis treibt uns immer vorwärts, wir wollen lernen, Wissen erwerben und darin sind wir inzwischen offensichtlich richtig geschickt („gut” könnte an dieser Stelle missverstanden werden) geworden. Den langen, mühsamen Weg der Erkenntnis sind wir seit Adam und Eva aber nur sehr widerwillig gegangen und daher auch kaum vorwärts gekommen.

Und so kann der Teufel bis heute noch so manchen guten Stich bei uns landen mit seinen Argumenten. Wer Dinge sieht ohne sich beständig um (wahre) Erkenntnis zu bemühen, der ist eben leicht verführbar.

 

Mit Blick auf die beiden Karten und den Text, wähle ich als Spruch des Monats Januar:

„Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.” (Gen 3, 15)

Als Thema für den Monat Januar ergibt sich somit: „Der Mensch auf dem Weg vom Wissen zur Erkenntnis”

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