Matthäus 2, 1 – 12 (3. Januar)

„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ (Mt 2, 2)

Von den wichtigen Leuten in Israel hat offensichtlich niemand etwas von der Geburt Jesu mitbekommen, denn König Herodes ist von der Frage der Fremden aus dem Osten völlig überrascht. Er befragt nun selbst die hohen Priester und die Schriftgelehrten und die zitieren aus der Tora, dass dieser neugeborene König wohl in Bethlehem sein müsste (Micha 5, 1-3).

Wer nun aber denkt, dass Herodes gleich auch Geschenke packen lässt und mit den Männern, wahrscheinlich Astrologen, zieht, der irrt. Herodes lässt sie alleine suchen, fordert sie aber auf, auf dem Rückweg nochmal reinzuschauen, um ihm den genauen Ort zu sagen. Sie finden das Kind, legen ihre Geschenke nieder – alles Insignien eines Gott-Königs – beten an und kehren aber auf anderem Weg in die Heimat zurück, da ihnen im Traum erklärt wird, dass Herodes nicht zu trauen ist.

Wir wissen heute, dass es sich hierbei um Herodes, den Großen handelt, einen Menschen, der unter Verfolgungswahn litt und daher alle potentiellen Königskonkurrenten, sogar einige der eigenen Söhne umbringen ließ. Die Annahme, dass er auch das Neugeborene aus dem Weg schaffen wollte – davon erzählt dann der nächste Abschnitt – ist nicht unbegründet.

Lange bevor die weltlichen und spirituellen Führer des Volkes Gottes Wind von diesem Kind bekamen, waren also bereits Fremde, die aber überhaupt nichts mit dem Gott der Juden zu schaffen hatten, vom „Himmel“ über die Geburt des Messias informiert worden. Wir können annehmen, dass sich die drei hier nicht zu irgendeinem Königskind auf die beschwerliche Reise gemacht hatten. Sie lasen aus den Sternen, dass dieses Neugeborene ein Kind des Himmels war, ein Kind, das alle Strapazen wert war.

Bei Lukas erfahren wir noch, dass auch Hirten nachts auf dem Feld bei den Schafen (vermutlich nicht einmal die eigenen) vom Himmel – hier vom Engel des Herrn – über die Geburt des Retters informiert worden waren und ebenfalls zum Anbeten nach Bethlehem eilten.

Ja, dieses Kind eckt von Anfang an an! Geboren von einer Jungfrau (für Skeptiker und Nichtgläubige also ein uneheliches Kind) irgendwo in einem vergessenen Ort namens Bethlehem. Obwohl der Retter, betritt Jesus vom Volk unbeachtet diese Welt, wird aber angebetet von ausländischen Ungläubigen und der gesellschaftlichen Unterschicht des Landes. Die Voraussetzungen sind optimal, dass dieses Kind von der Geschichte komplett übersehen werden wird. Jesus ist von Geburt an ein Underdog, ein Außenseiter und passt so überhaupt nicht ins bewährte Schema eines (Gott-)Königs. Okay, das passte der Hirtenjunge David, später König von Israel, auch nicht – aber damals war das Land auch noch in Selbstfindung begriffen und die Familie Davids war nicht unbedeutend unter den Stämmen Israels. Aber wir wissen: Die Königswürde war für David viele Jahre auch vor allem ein lebensgefährlicher Job.

Doch beide „Königskinder“ belegen eindrucksvoll: Erwarte bei Gott immer das Unerwartbare!

Die Frage „Geht es bei den Ansprüchen Gottes an die gesellschaftliche Stellung seines eingeborenen Sohnes noch bescheidener als damals bei David?“ kann aus vollem Brustton der Überzeugung mit „Ja, das geht!“ beantwortet werden. Und wenn wir später (die Berufung der Jünger durch Jesus selbst und die Missionierungserfolge der ersten ca. 300 Jahre) schauen, welche Menschen zuerst Jünger Jesu und damit zu Kindern Gottes berufen werden, so macht Gott bereits bei Jesus deutlich, dass er gedenkt, mit seiner Rettung „ganz unten“ bei den von der Welt Vergessenen und Ausgestoßenen anzufangen. Auch wird deutlich, dass es Menschen, die bisher keine Berührung mit dem Alten Bund der Juden mit ihrem Gott hatten (praktisch alle Heiden zu jener Zeit glaubten an die Existenz von etwas Göttlichem und beteten an. Die Anbetung von Götzen kann auch positiv gedeutet werden als grundsätzliche Bereitschaft zum Glauben) leichter fallen würde das Evangelium und den Neuen Bund anzunehmen als dem ursprünglich auserwählten Volk.

„Die Letzten werden die Ersten sein“ (Mt 20, 16)

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