In Lukas 15 lernen wir die drei Wesen des einen Gottes kennen.
Jesus hockt mal wieder mit Sündern zusammen, die seinen Worten eifrig lauschen – und die gerne mit diesem Lehrer mit Vollmacht zusammen sind. Irgendwie bemerken sie den Ruf Gottes stärker als die Frommen ihrer Zeit. Vielleicht weil sie in ihrem eigenen Wesen und ihrer Lebensweise verunsichert sind und deshalb etwas genauer hinhören?
In diesem Abschnitt erklärt Jesus der riesigen Menge, die hinter ihm herläuft, dass viele von seinen Fans niemals seine Jünger sein werden, weil sie zu dem von ihm angebotenen Wandel gar nicht bereit sind.
Ein Jünger Jesu lässt sein ganzes altes Leben zurück! Alles, das ihm in dieser Welt einmal wichtig war, wird nichtig. Jesus spricht davon, dass der Jünger alles Weltliche um ihn herum, ja sogar an sich selbst hasst.
Das muss erklärt werden, denn heißt es nicht auch „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“?
Bei einer weiteren Einladung Jesu von einem Pharisäer an einem Sabbat macht er den Anwesenden noch einmal ihre falsche Haltung gegenüber dem Sabbat-Gebot deutlich, als er einen Kranken heilt.
Dann beobachtet er aber eine weitere durch Stolz verursachte falsche Herzenshaltung bei den Gästen. Ausnahmsweise erklärt er nicht durch ein Gleichnis, sondern durch eine unmittelbar verständliche Lebensregel, wie das funktioniert: diese Demut, die sich im Alltag durch Bescheidenheit ausdrückt. An anderer Stelle sagt er: Wer sich selbst erhöht wird erniedrigt werden und wer sich erniedrigt wird erhöht werden. Hier erklärt er das am Beispiel des Gerangels um die besten Plätze. Dem Gastgeber erteilt Jesus, mit Blick auf die geladenen Gäste, auch gleich noch eine Lektion über das richtige Einladen.
Auf seiner weiteren Prediger-Reise in Richtung Jerusalem fragt ihn einer der Zuhörer, ob denn viele oder wenige gerettet werden. Bei der Zahl ist er nicht eindeutig, wie wir noch sehen werden, eindeutig ist er aber im Schwierigkeitsgrad und in der Eindeutigkeit: Es ist eine enge Tür, die ins Reich Gottes führt. Und wer am Tag des Gerichts noch nicht durch diese Tür gegangen ist, der wird auch nicht mehr hineinkommen.
Am Sabbat steht er dann wieder in der Synagoge des Ortes und lehrt die Tora, das heißt vermutlich, er verbindet die alten Prophezeiungen mit dem was augenblicklich durch ihn geschieht. Da kommt eine von jahrelanger Krankheit gebeugte Frau in die Synagoge. Jesus ruft sie zu sich und heilt sie.
Der Synagogenvorsteher ist entsetzt! Seiner Meinung nach verbietet das Gesetz jegliche Arbeit, ja im Grunde jegliche Aktivität am Sabbat. Wir hatten es ja schon davon: Es gab einen riesigen Katalog, in dem bis ins Millionstel aufgedröselt war, was alles Arbeit und damit am Sabbat verboten war. Seltsamerweise spricht er seine Empörung aber nicht gegen Jesus, sondern gegen das Volk. Sie sollen sich nur an den anderen sechs Tagen heilen lassen.
Jesus ist noch nicht fertig mit seiner Lektion. Als die Anwesenden sich beschweren, dass Pilatus zwischen ihnen und einigen Galiläern keinen Unterschied macht, sie ihm damit zu verstehen geben, dass sie sich für etwas Besseres halten, stutzt er sie in harten Worten zurecht. Alle Menschen seien gleichermaßen Sünder vor Gott und alle Menschen seien daher gleichermaßen zur Buße aufgerufen. Ohne Umkehr zu Gott erwarte alle dasselbe Gericht.
„Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu bringen, und wie wünschte ich, es wäre schon entzündet!“ (Lk 12, 49)
Das musste dann auch mal in aller Deutlichkeit gesagt werden und Jesus tut es hier. Ja, natürlich, Jesus schenkt seinen Leuten den Frieden mit seinem / mit unserem himmlischen Vater; Jesus macht seine Leute frei von dem Druck, sich irgendetwas verdienen zu müssen. Hast du die Einschränkung in dieser großartigen Zusage entdeckt? Seine Leute! Es gibt auch andere. Wenn dir irgendjemand irgendwann einmal erzählt haben sollte, durch Jesus würden alle Menschen irgendwie gerettet werden und ins Reich Gottes eingehen, so hat er die Wahrheit nicht verstanden.
Was hat Jesus hier mit dieser Hochzeit? Warum sollte es so schwer sein, auf die Rückkehr des Herrn zu warten? Im jüdischen Brauch konnte die Hochzeitsfeier damals bis zu sieben Tage dauern, je nach Geldbeutel des Bräutigams. Damit ist geklärt, warum ein Knecht oder Haushalter nie so genau wissen konnte, wann sein Herr zurückkommt – jeder Zeitpunkt innerhalb der gesamten Hochzeitsfeier, deren Gesamtdauer der Knecht ja auch nicht kannte, wäre möglich gewesen.
Nachdem er seinen Jüngern im letzten Abschnitt die richtige Lebenshaltung erklärt hat, vergleicht er sie mit eben jenem Knecht. Ein schwieriges Unterfangen; sie haben immer noch nicht so richtig begriffen, dass Jesus bald gehen wird und auf welch schreckliche Weise, aber hier erklärt er ihnen bereits, dass sie die ganze Zeit auf seine Rückkehr gefasst sein müssen, denn er wird plötzlich und unerwartet wieder erscheinen, ja genau dann, wenn man ihn nicht erwartet – wie ein Dieb.
Wenn es einen Gott gibt, warum lässt er dann all dieses Unrecht zu? Einer der Zuhörer Jesu möchte die Gelegenheit beim Schopfe packen und fordert Jesus auf, dafür zu sorgen, dass sein Bruder ihm endlich das Erbteil auszahlt. Jesus fragt ihn durch die Blume, ob er noch ganz sauber ist.
Ist sich Gott zu fein, sich um solche irdischen Angelegenheiten zu kümmern? Ist es vielleicht der in Mythen beschriebene ferne Gott, der einmal alles geschaffen hat und jetzt amüsiert aus der Ferne zusieht oder ist da vielleicht überhaupt kein Gott? Das werden sich so manche der Anwesenden gefragt haben, als Jesus jegliche Verantwortung für die (verständliche) Sorge des Menschen ablehnte.
Wieder haben sich viele Menschen um Jesus versammelt und so nutzt er die Gelegenheit für ein paar weitere Lehren – und beginnt damit, das zuvor Gesagte zusammenzufassen: Der von den Pharisäern dargestellte Glauben ist Heuchelei, ihn zum Vorbild zu nehmen führt ins Verderben. Vermutlich dürfte der Pharisäer, der ihn zuvor zum Essen eingeladen hatte, diese gründlich danebengegangene Demonstration seines vorbildlichen Glaubens spätestens an diesem Punkt bereut haben.